„Stipendium sichert wichtige technische Fachkräfteausbildung“

Nach der Lehre als Maschinenschlosser dachte ich, die sinnvollste weiterführende Ausbildung für mich ist der Aufbaulehrgang für Automatisierungstechnik. Heute weiß ich, ich lag genau richtig. Das Know-how, das ich mir dabei aneignete, konnte ich im Beruf umsetzen und bei den anschließenden akademischen Ausbildungen darauf aufbauen.
HTL Bregenz: Wiedereinführung des Fachkräftestipendiums aus Sicht der Schülerinnen und Schüler.
Bregenz. Nachdem das Fachkräftestipendium mit September des letzten Jahres de facto eingestellt wurde, schrieb ich, nicht zuletzt aus Unverständnis für dieses Vorgehen, einen offenen Brief an Bundeskanzler Christian Kern. Dieser wurde mit einem Schreiben von Sozialminister Alois Stöger beantwortet. Darin wurde mir ganz offiziell mitgeteilt, dass das Fachkräftestipendium ab 1. Jänner 2017 wieder eingeführt wird. Dies war auch schon in den Wochen zuvor aus den Medien zu erfahren.
Anhand dieser Informationen entschlossen sich viele meiner Mitschüler und ich, bereits im Wintersemester 2016/2017 mit dem Aufbaulehrgang für Automatisierungstechnik an der HTL Bregenz zu beginnen. Schließlich war ab dem
1. Jänner 2017 Unterstützung in Aussicht. Jedoch wurden erst Anfang November, als das Semester bereits in vollem Gange war, detaillierte Informationen darüber bekannt gegeben, wer und was gefördert wird. In den Förderrichtlinien war nun zu lesen, dass ausschließlich neue Ausbildungen gefördert werden, die frühestens am
1. Jänner 2017 beginnen.
Ohne finanzielle Unterstützung ist es für einen Großteil von uns nicht möglich, diese Ausbildung zu absolvieren, da das Ersparte für die zweijährige Dauer keinesfalls ausreicht. Zwar können viele von uns noch bis mindestens Februar und teilweise bis April des nächsten Jahres auf die Bildungskarenz zurückgreifen, doch spätestens dann sind wir abhängig von einer entsprechenden finanziellen Unterstützung wie dem Fachkräftestipendium, um wie geplant im Oktober 2018 abzuschließen. Wird keine Lösung gefunden, werden viele meiner Mitschüler und ich die Ausbildung zwangsläufig auf halbem Wege abbrechen müssen. Dies würde einen enormen wirtschaftlichen Verlust für uns alle bedeuten. Nicht nur, weil wir Zeit und Geld investiert haben, sondern auch, weil im Falle eines Abbruchs der Ausbildung kein reibungsloser Wiedereinstieg ins Berufsleben sichergestellt ist. Schließlich garantiert die Bildungskarenz keine Wiedereinstellung bei unseren ehemaligen Arbeitgebern. Auch für die Schulen entsteht eine folgenschwere Situation, wenn sich viele Schülerinnen und Schüler plötzlich abmelden. Gleichzeitig würden in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels eben diese gut ausgebildeten Fachkräfte wegfallen. Es scheint also wirklich niemandem damit geholfen zu sein, wenn tatsächlich nur jene Ausbildungen gefördert werden, die frühestens am
1. Jänner 2017 beginnen. VV
Christian Fitz, 31, Lustenau, Ausbildung zum Elektro-
installationstechniker, zuletzt als Kranfahrer zum Bau von Windkraftanlagen tätig



Der Aufbaulehrgang ist sicher etwas Besonderes an unserer Schule und macht mir als Lehrer speziell Freude, weil man es hier mit besonders motivierten Erwachsenen zu tun hat, die schon eine andere Schule absolviert oder im Beruf ihre Frau oder ihren Mann gestanden haben. Insofern bietet er eine gute Plattform, sich auszutauschen.

Mich hat die Technik immer sehr interessiert und ich wollte nach der HAK-Matura eine technische Grundlagenausbildung machen, da ich vielleicht später noch studieren möchte. Am Anfang sind die Fächer Mechanik und Automatisierungstechnik sehr anders und inzwischen sehe ich, dass sich der Aufwand rentiert, weil ich das „Dahinter“ verstehe.

Nach der Gesellenprüfung wollte ich eine Weiterbildung machen und weg von der reinen Elektrotechnik. Der Aufbaulehrgang ist eine gute Kombination zwischen Automatisierungstechnik und Mechanik einerseits und andererseits auch vielen allgemeinbildenden Fächer. Nun besuche ich mit meinen Freunden gemeinsam diese Schule.

Ich war vorher in einer anderen Branche tätig und mich interessiert der Maschinenbau und im Speziellen die Automatisierungstechnik. Mein Bruder ist Absolvent der HTL Bregenz und hat danach sehr viele gute Jobangebote erhalten. Mir stehen nach der Matura alle Türen offen und damit bieten sich für mich viele neue berufliche Möglichkeiten.

zett-be-Umfrage. Welchen Stellenwert hat für Sie der Aufbaulehrgang Maschinenbau/Automatisierungstechnik?
Die Möglichkeit, über den Aufbaulehrgang eine HTL Matura zu erwerben, ist eine äußerst sinnvolle und für die Wirtschaft nutzbringende Einrichtung. Wir stellen fest, dass die Praxiskompetenz, die Absolventen im ersten Berufsabschnitt in der Lehre erworben haben, eine sehr gute Basis ist. Auf dieser wird die Theorie durch die Fächer in der HTL aufgebaut. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Absolventen besonders geeignet sind, die Verbindung zwischen Theorie (Engineering) und der Praxis (Fertigung und Produktion) herzustellen. Im Gespräch mit Absolventen hörte ich heraus, dass gerade nach der Lehre die Motivation, nochmals die Schulbank zu drücken und somit noch mehr Kompetenz in Mathematik, Physik, Festigkeitslehre, Mechanik und Konstruktionslehre zu erwerben, eine sehr hohe ist. Diese Schüler sind zielorientierter im Unterricht unterwegs und sind dann in den Engineering-Abteilungen unserer Industrie sehr gefragte Teammitglieder.
DI Christoph Hinteregger,
Bildungssprecher der
Industrie Vorarlberg und Bereichsleiter Technik
Doppelmayr
Die Ausbildung im Aufbaulehrgang/Kolleg für Maschinenbau-Automatisierungstechnik an der HTL Bregenz ist ein Erfolgsmodell für alle Beteiligten. In einer verdichteten Form lernen die Teilnehmer die notwendigen Inhalte, um nach Abschluss der zweijährigen Ausbildung die standardisierte Reife- und Diplomprüfung zu absolvieren. Der Abschluss ist somit komplett mit dem Abschluss der fünfjährigen HTL-Ausbildung vergleichbar. Die Absolventen dieser Ausbildungsschiene sind von der Wirtschaft noch stärker nachgefragt als unsere klassischen HTL-Absolventen. Dafür sind meiner Meinung nach zwei Punkte hauptverantwortlich. Durch die bereits gesammelten Erfahrungen im Berufsleben gelingt es den Absolventen, die Praxis mit der in der Ausbildung gelernten Theorie zu verknüpfen. Das heißt: Wir haben somit Absolventen mit einer soliden technisch-theoretischen Ausbildung plus vorhandener „hands-on“-Mentalität. Nach einer kurzen betriebsspezifischen Einschulungszeit sind die Absolventen daher schnell einsatzbereit. Der zweite entscheidende Punkt ist die Zielstrebigkeit bzw. Ergebnisorientiertheit, die bei den Absolventen vorhanden ist. Sie kündigen ihre Jobs, verzichten somit auf ein geregeltes Einkommen, um die Ausbildung absolvieren zu können. Genau dieser „Zug zum Tor“ ist es, der auch im Berufsleben einen hohen Stellenwert hat. Umso wichtiger ist es für uns als Schule, aber auch für den Wirtschaftsstandort, dass das Fachkräftestipendium wieder eingeführt wurde und dass es eine Lösung für unseren aktuell ersten Jahrgang im Aufbaulehrgang gibt. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten finden werden.
DI Jörg Maninger MA,
Abteilungsvorstand
Aufbaulehrgang/ Kolleg
Maschinenbau an der
HTL Bregenz