Friedliches Miteinander im Kleinen

Zett_Be / 16.06.2017 • 16:25 Uhr
Die Mittelschule Bludenz wird von Schülerinnen und Schülern aus 22 verschiedenen Nationen besucht. Fotos: MS Bludenz
Die Mittelschule Bludenz wird von Schülerinnen und Schülern aus 22 verschiedenen Nationen besucht. Fotos: MS Bludenz

Entspanntes Miteinander von Bludenzer Mittelschülern unterschiedlicher Herkunft.

Bludenz. Pausenplatz vor der Mittelschule Bludenz, 10.30 Uhr: Zehn- bis 15-Jährige stehen in Gruppen herum, plaudern, verzehren ihre Jause, stellen sich beim Verkaufsstand an. Einige laufen herum, fuchsen Mitschüler
. . . aber: es gibt so gut wie nie eine Schlägerei. Befragungen ergeben: Die allermeisten Buben und Mädchen fühlen sich wohl an der Mittelschule Bludenz. Wohlfühlklima als Grundlage für Lernerfolg. Auch im Kollegium herrscht diese Stimmung des Einander-Akzeptierens, der gegenseitigen Wertschätzung.

Alles in Butter? Keine Probleme? Natürlich nicht. Die Lehrerinnen stehen täglich vor Herausforderungen: Schüler, deren Eltern sich nicht besonders um den schulischen Erfolg ihrer Kinder kümmern. Mitunter auch Mobbing, Cybermobbing. Schüler, die der digitalen Versuchung erlegen sind und lieber „zocken“ als lernen. SchülerInnen, die grundlegende Fertigkeiten nicht mitbringen. Vielleicht lässt sich die relativ großflächige Zufriedenheit damit erklären, dass die Schule die Ressourcen hat, Probleme in den Griff zu kriegen: Einfühlsame Sozialarbeiterinnen, die in Mobbingfällen einschreiten. Workshops in der Villa K. zum Thema Medien, bei denen Cyber­mobbing zum Thema gemacht wird. Integrationslehrer für die besondere Förderung jener Schüler, die in manchen Fächern nicht mithalten können. Ganztagsbetreuung für SchülerInnen, denen Eltern arbeiten müssen und weder Nachhilfe geben noch sie bezahlen können. Doppelbesetzung in jenen Klassen, in denen IntegrationsschülerInnen sind. Für solche, die mehr leisten wollen oder Ausgleich suchen, Angebote wie Computerführerschein, Schulthe­ater, Schach, Musikwerkstatt, Tanz, Outdoor und Fußball.

Wenig Wechsel

Ein Indikator für den Grad des Wohlfühlens am Arbeitsplatz ist die Fluktuation der Arbeitskräfte. An unserer Schule gibt es wenig Wechsel, die Leute fühlen sich wohl im Kollegium. Grund mag sein, dass die Schule auf umsichtige Weise und pragmatisch geführt wird. Mit Spielräumen für die Lehrkräfte, neue Wege zu beschreiten. Manch einen verwundern deshalb Unkenrufe über die Schule: „Dabei isches do besser wia irgendwo andersch“, wie es eine Kollegin ausdrückte. So leben wir also hier mit der Polarität: Mit möglicherweise größeren Herausforderungen als andernorts, aber auch mit der kleinen täglichen Faszination, die dieses friedliche Miteinander von so unterschiedlichen Kulturen bedingt. Mit all den Talenten, der Herzenswärme und der ungehemmten Fröhlichkeit, die Menschen aus anderen Kulturen oft in hohem Maße mitbringen. Somit wird das Bild bunt wie eine Blumenwiese.