„Dänemark war jede Sekunde wert“

Zett_Be / 04.12.2020 • 10:52 Uhr
Aarhus war zur Weihnachtszeit mit so vielen Lichterketten geschmückt, dass es in der Nacht so hell wie tagsüber war. PRivat, aha
Aarhus war zur Weihnachtszeit mit so vielen Lichterketten geschmückt, dass es in der Nacht so hell wie tagsüber war. PRivat, aha

Der Freiwilligendienst des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) eröffnet neue Welten.

Dornbirn Die Heimat für ein paar Monate hinter sich lassen und neue Erfahrungen im Ausland sammeln – das ermöglicht der Freiwilligendienst des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Dabei unterstützen sie gemeinnützige Einrichtungen im Sozial-, Kultur- oder Umweltbereich im europäischen Ausland. Die 19-jährige Lea Schneider aus Altach war ESK-Freiwillige in einer dänischen Schule und berichtet über unvergessliche Erlebnisse in Coronazeiten.

Lea über ihren ESK-Einsatz

Ich habe von September 2019 bis Mitte März 2020 als ESK-Freiwillige in Dänemark in einer Schule gearbeitet. Geplant war eigentlich, bis Ende Juni dort zu bleiben, also zehn Monate, aber Corona kam dazwischen. Ins Ausland wollte ich, um zu sehen, wo meine Grenzen liegen, um neue Leute kennenzulernen und um ein anderes Land mal aus der Perspektive eines Bewohners zu sehen und nicht nur als Urlauber.

Alles hat im Dezember 2018 angefangen, als ich auf einem Informationsabend vom aha war und sofort wusste, das muss ich auch machen. Ich habe also viele Bewerbungen rausgeschickt und nur zwei Rückmeldungen bekommen, aber das war egal, denn es waren genau die richtigen Projekte dabei. Nach einem Skypegespräch war es dann so weit. Ich habe zugesagt.

Aufregende Zeit

Am 1. September ging es los. Es war sehr aufregend, alles war neu und irgendwie auch unheimlich, da ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Ich wurde aber unglaublich herzlich empfangen und habe mich ziemlich schnell eingelebt. Ich hatte Glück mit meinen Mitbewohnerinnen und meiner Unterkunft, denn wir hatten ein ganzes Haus für uns allein. Alles war recht gut, bis der Alltag nach etwa drei Monaten anfing. Dann kam mein erstes Tief. Ich hatte keine Lust mehr zur Arbeit zu gehen und wollte wieder nach Hause. Aber ich habe mein Tief nach circa zwei Wochen überstanden und freute mich auf die Weihnachtszeit in Dänemark. Es hat sich auch gelohnt, denn Aarhus war unheimlich aufwendig geschmückt, mit so vielen Lichterketten, dass es in der Nacht so hell wie tagsüber war. Wir haben mit der Schule viele Weihnachtsfeste und Traditionen gefeiert und geteilt. Auch haben mich zu dieser Zeit einige Freunde besucht, was die ganze Stimmung noch besser gemacht hat.

Dann kam Corona

Die Freude um Weihnachten herum hat sich dann noch eine ganze Weile gehalten, bis circa Anfang März. Da prasselten die schlechten Nachrichten nur so auf uns ein. Ein großes Thema war, wie sonst auch überall, Corona. Angefangen hat es mit einem Fall in der Schule. Da gab es aber schnell Entwarnung und der Alltag ging weiter. Drei Tage später durften wir von heute auf morgen nicht mehr in die Schule. Da ich während dieser Zeit wieder ein Tief hatte, wollte ich unbedingt nach Hause, bis die Schule wieder öffnet. Es wäre für mich nicht möglich gewesen zwei Monate im Haus „eingesperrt“ zu sein ohne vertraute Gesichter, deshalb war es für mich persönlich die richtige Entscheidung, nach Hause zu gehen.

Die Schule hat nach Ostern wieder geöffnet, doch da gab es für mich noch keine Möglichkeit, wieder zurück zu gehen, da die Grenzen nur sehr schwer passierbar waren. Da ich zusätzlich noch einige Aufnahmeprüfungen hatte, bei denen ich anwesend sein musste, traf ich schweren Herzens eine Entscheidung und erklärte meinem Projekt, dass es für mich nicht mehr möglich sei nach Dänemark zu reisen. Mit meiner Bitte, das Projekt dennoch nicht abbrechen zu müssen, stieß ich auf Verständnis und arbeitete von zuhause aus weiter. Ich bin dann im Juni wieder nach Aarhus gefahren und habe alle noch einmal gesehen und mich ordentlich verabschieden können. Das war mir persönlich noch sehr wichtig.

Alles in allem war mein Aufenthalt in Dänemark unvergesslich und es war jede Sekunde wert, dort zu sein, auch wenn es mal schlechte Tage gab. Ich empfehle jedem/jeder, der/die noch nicht weiß, was er/sie tun möchte oder seine/ihre Grenzen testen will, diese Erfahrung zu machen. Ihr werdet es nicht bereuen!

Jetzt mit der Planung beginnen

Der Freiwilligendienst des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) bietet jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die Möglichkeit, für zwei bis zwölf Monate in einer gemeinnützigen Einrichtung in Europa mitzuarbeiten. Die Kosten sind durch das EU-Förderprogramm Europäisches Solidaritätskorps und die Aufnahmeorganisation gedeckt. Das aha unterstützt und begleitet bei der Projektvorbereitung und während des Einsatzes.

Am 14. Dezember 2020 bietet das aha für Interessierte eine Infostunde zum ESK-Freiwilligendienst an. Detaillierte Infos gibt es unter www.aha.or.at/esk oder persönlich bei Stephanie Sieber vom aha (stephanie.sieber@aha.or.at, Tel. 05572/52212-44). Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung notwendig.

„Wir haben mit der Schule viele Weihnachtsfeste und Traditionen gefeiert.“

„Dänemark war jede Sekunde wert“