Lehrlinge managen Hotel

Zett_Be / 04.02.2022 • 16:01 Uhr
Lehrlinge in der ersten Reihe im Schlosshotel. Jana Idlhammer
Lehrlinge in der ersten Reihe im Schlosshotel. Jana Idlhammer

Was passiert, wenn Lehrlinge einen Tag Hotelalltag übernehmen?

bludenz Ein Sonntag im Dezember. Das Finale. Die Gesellschaft wird um 16 Uhr im Schlosshotel eintreffen. Bis dahin ist alles vorbereitet. Die vier Lehrlinge im Service Yunnus, Sophie, Pauline und Helin, empfangen die Gesellschaft und werden im Ablauf vom Jana (HGA Lehrling) unterstützt. Sie haben die Tafeln für die Gesellschaft gedeckt. Die beiden Küchenlehrlinge Laura und Sarah haben bereits alles für das Menü vorbereitet und kochen an diesem Tag frisch das 5-gängige Menü. 15 Gäste werden erwartet.

Der Service kümmert sich um das Platzieren der Gäste, nimmt die Getränkebestellung auf, führt das Weinservice am Tisch durch und serviert das Menü.

Währenddessen kochen die zwei Lehrlinge fleißig in der Küche.

Laura Bertsch hat das Menü entwickelt. Sie ist GASCHT Lehrling im 3. Lehrjahr.

Sie ist Dienstälteste des gesamten Lehrlingsteams und hat den Lead in diesem Projekt übernommen. Die geladenen Mitarbeiter:innen konnten einen genussvollen Tag als Gast im Schlosshotel erleben. Die Lehrlinge in die erste Reihe zu stellen und sich selbst in der Verantwortung etwas zurückzunehmen, war eine besonderes Erlebnis für alle Beteiligten.

Die Service-Leiterin Manuela Artinyan hat es so erlebt: „Für mich war es wie in einem tollen Theaterstück, als Gast den ganzen Abend unser junges Lehrlingsteam zu beobachten. Es hat mich berührt, unsere Jungmannschaft mit Freude und völlig selbstständig, wenn auch manchmal ein bisschen chaotisch, bei der Arbeit zu beobachten.“

Im Anschluss wurden Feedbackgespräche geführt. Küchenchef Christos Lapis gab dem Küchenteam Rückmeldung und die Serviceleiterin Manuela Artinyan diskutierte mit ihren Lehrlingen. Für die Rezeption gab es Feedback von der Geschäftsführerin.

Das Projekt wurde in einem Meeting mit allen Lehrlingsausbildner:innen abgeschlossen und jeder Lehrling erhielt ein Zertifikat für die Teilnahme.

Das Ziel des Projekts, den Lehrlingen praktische Erfahrungen zu ermöglichen, wurde mehr als erreicht. Die fehlende Praxis ist schon seit 1,5 Jahren ein großes Thema.

Die Ausbildung von jungen Menschen in der Tourismusbranche ist sehr wesentlich, denn der Tourismus bzw. die Gastronomie ist von einem enormen Fachkräftemangel gekennzeichnet. Das Team im Schlosshotel schätzt sich glücklich, dass sie derzeit sieben junge Menschen im Haus haben und im Winter noch zwei Praktikanten dazu bekommen.

Deshalb wird alles versucht, dass alle genügend Praxismöglichkeit erhalten und sich entwickeln können. „Zum Beispiel für den Lehrling Yunnus: Er hat jetzt etwas mehr als ein Jahr im Hotel verbracht. Von diesen zwölf Monaten gab es ca. drei Monate überhaupt keinen Restaurantbetrieb, zwei Monate war er in der Schule und somit bleiben noch sieben Monate Praxis mit diversen Auf und Abs. Und doch sehen wir eine großartige Entwicklung und auch eine Begeisterung“, erläutert Susanne Dörflinger und sagt zum Abschluss: „Ich sehe immer mehr, dass die Jugendlichen selbst unsere besten Werbeträger sind und es ist schön zu sehen, dass sie Freude an diesem Beruf haben.“

Wie sieht es mit Nachwuchskräften generell aus und ist es wirklich zunehmend schwieriger, Auszubildende zu finden?

Es ist schon viele Jahre schwierig und eine große Herausforderung.

Wir hatten bereits vor Corona Jahrgänge ohne einen Neuzugang an Lehrlingen. Umso glücklicher sind wir über die aktuelle Situation.

Sämtliche Initiativen sind für die Industrie ausgelegt. Auch die Preise für Teilnahme an Messen oder Veranstaltungen sind an der Industrie orientiert und für uns nicht tragbar.

Neben diesen großen Konkurrenten gehen wir als Ausbildungsbetrieb unter.

Ich würde es begrüßen hier in der Branche stärkere Netzwerkarbeit und Kooperation zu finden. Die GASCHT ist Vorreiter und vorbildhaft. Das Netzwerk „Gastgeben auf Vorarlberger Art“ ermöglicht Austausch und Voneinander-Lernen.

Aber wir dürfen trotzdem die normale Lehrlingsausbildung nicht vernachlässigen, da sie uns immer noch die größte Chance für Fachkräfte in der Region bietet.

Ich hoffe hier sehr auf eine Weiterentwicklung und Verbesserung der Situation.

Wichtig sind Schnuppertage für die jungen Menschen, die an der Lehre interessiert sind und die Verbindung zu Schulen wie zum Beispiel die Polytechnischen Schulen.

Schlosshotel Dörflinger, Schloss Gayenhofplatz 5, 6700 Bludenz, T: +43 (0) 5552 63016, F: +43 (0) 5552 63016-8, www.schlosshotel.cc, mailto:welcome@schlosshotel.cc