“Volle Unterstützung für Betriebe”

Mit einer Bildungsoffensive hofft die WKV, mehr Fachkräfte auszubilden.
Schwarzach. Der Standort Vorarlberg braucht hochqualifizierte Fachleute, um im internationalen Vergleich seine gute Position halten zu können. Die Wirtschaftskammer versucht durch Maßnahmen im Bildungssystem die Weichen richtig zu stellen und exponiert sich damit österreichweit. WKV-Präsident Manfred Rein im VN-Gespräch zu Bildung, Ausbildung und Zukunftsberufen.
Die Betriebe klagen seit Jahren über Fachkräftemangel. Was tut die Wirtschaftskammer, um diese standortgefährdende Situation zu beseitigen?
Rein: Indem wir zum einen die Potenziale, die es im Land gibt, nutzen und zum anderen weiterhin großen Wert auf eine qualitative Lehrlingsausbildung in den Unternehmen legen. Zur Abdeckung des Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften, die nicht im Land selbst zu gewinnen sind, initiieren wir Rekrutierungsaktionen im Ausland. Unsere Betriebe bekommen hier von uns volle Unterstützung.
Zur Lehre: Gibt es in Vorarlberg noch Jugendliche, die man für eine Lehre begeistern kann?
Rein: Meiner Meinung nach sehr wohl. Die Lehre bietet einfach tolle Karrieremöglichkeiten. Unsere Lehrlinge sind maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich, das müssen wir den jungen Menschen auch immer wieder kommunizieren. Und zwar auch über eine Intensivierung der Berufsorientierung, flächendeckend an allen Schulen. Die Drop-Out-Quoten an den weiterführenden Schulen zeigen, dass zu oft der falsche Weg eingeschlagen wurde. Nicht von ungefähr leisten wir uns als Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Land das BIFO.
Welche Lehre würden Sie einem jungen Menschen empfehlen?
Rein: In erster Linie eine solche, die seinen Neigungen und Eignungen entspricht und ihm Freude macht. Daher gilt es sich intensiv vorab zu informieren, die Firmen und Berufsgruppen bieten dazu zahlreiche Gelegenheiten. Mädchen ist durchaus empfohlen, sich bislang als reine Männerberufe geltende Ausbildungen genauer anzusehen. Wir sehen in technischen Berufen eine große berufliche Chance für Mädchen und Frauen, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit, unseren Technikkompetenzbedarf abzudecken.
Vorarlberg ist bei der dualen Ausbildung Vorzeigeland, sowohl Lehrlinge als auch Ausbildungsbetriebe haben ein sehr hohes Niveau, dennoch verliert die Lehre gegenüber schulischer Ausbildung an Attraktivität. Gibt es Rezepte, um das zu stoppen?
Rein: Bei den Mädchen (-4%) stimmt das leider, jedoch nicht bei den Burschen. Bei denen entscheiden sich immer noch über 50% für eine Lehre. Letztlich geht es aber in dieser Frage um das Image der Lehre. Es muss uns in der Kommunikation noch besser gelingen, die Lehre als ausgezeichnete Basis für den beruflichen Einstieg zu transportieren. Wir müssen zudem die Eltern stärker ins Boot bekommen, da immer noch zu viele Vorurteile aus der Vergangenheit vorherrschen.
Zur schulischen bzw. akademischen Ausbildung: Die Firmen suchen auch Akademiker, doch viele Vorarlberger kehren nicht in ihre Heimat zurück. Wie kann man diese Absolventen überzeugen, dass ein Arbeitsplatz in Vorarlberg attraktiver ist als sonst irgendwo?
Rein: Indem wir permanent alle Gelegenheiten nutzen, um auf die hohe Lebensqualität, die vielseitigen Arbeitsmöglichkeiten und die beeindruckende Dichte an Weltmarken in Vorarlberg aufmerksam machen. Mit unserer Initiative „Chancenland Vorarlberg“ verfolgen wir das Ziel, Bewusstsein für die Karrierechancen der Vorarlberger Unternehmen zu stärken und Fachkräfte für die Region zu gewinnen. Im Vordergrund steht dabei die Kommunikation der Standortattraktivität Vorarlbergs.
Braucht es eine Universität oder ist die Fachhochschule ausreichend für die Ausbildung im Land?
Rein: Wie sind bisher gut mit der FH gefahren. Was aber nicht heißt, dass wir nicht weiterhin darauf achten, dass dort Angebote geschaffen werden, die den Bedürfnissen der Wirtschaft entsprechen. Ziel ist, internationaler zu werden, mehr Studenten aus dem Ausland anzusprechen und uns einen Ruf aufzubauen. Und wer garantiert uns bei einer Vorarlberger Uni, dass die Absolventen im Land bleiben?
Mädchen ist empfohlen, sich Männerberufe genauer anzusehen.
Manfred Rein