Max Weinöhl, 6b, BG Gallusstraße, Bregenz

Extra / 23.06.2014 • 14:33 Uhr

Kaum war er wach, fiel Max auf, dass etwas nicht stimmte. Sie hatten angehalten, denn er konnte das laute Rütteln und Knattern des Lieferwagens nicht mehr hören. Sofort stieg ihm wieder dieser grässliche Gestank in die Nase. Es roch beinahe so, als hätte jemand Fischabfälle über den Lieferwagen gekippt. Wie konnte das sein? Max überlegte. Gab es eine Fischfabrik in Vorarlberg? Nein, nicht dass er wüsste. Dann fiel es ihm ein: Er musste in der Nähe des Sees sein. Zumindest glaubte er das. Denn das war der einzige Ort, der ihm einfiel, an dem es so grässlich nach Fisch stinken konnte.

Max merkte, wie er langsam panisch wurde. Würde er jemals hier raus kommen? Was dachten seine Eltern? Naja, wahrscheinlich wussten sie es noch gar nicht. Sie glaubten wohl, dass er wohlauf und in der Schule sei. Wenn die wüssten! Mama würde jetzt wahrscheinlich kochen. Ob sie ahnte, dass ihr Sohn heute nicht zum Essen kommt?

Aua! Schon wieder den Kopf angeschlagen! Das war ja fies, wenn man schon entführt wurde, könnte es ja wenigstens bequem sein. Was in Sylvie wohl vorging? Beim Gedanken an sie fing Max an zu lächeln. Ob ihr aufgefallen war, dass Max in der Schule fehlte? Ob sie überhaupt an ihn dachte? Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Woher sollte er wissen, ob Sylvie ihn mochte, so, wie er sie mochte? Ob sie jeden Morgen nach dem Aufwachen an ihn dachte, wie er an sie?

Plötzlich begann es wieder zu ruckeln, und das verdammte Knattern ging von Neuem los. Durch eine Ritze am Dach fiel ein einzelner Sonnenstrahl auf Max´ Gesicht. Wie das blendete! Doch so abrupt das Knattern begonnen hatte, so endete es auch wieder.

Max begann sich auszustrecken, naja, das heißt, so weit man die Bewegungen im engen Lieferwagen als Ausstrecken bezeichnen konnte. Er hörte ein Türenschlagen. Wie von Geisterhand wurden die hinteren Türen des Lieferwagens geöffnet und Max purzelte ins sonnenbeschienene Gras.

Als seine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, ergab plötzlich alles einen Sinn: Seine Freunde lachten ihn an. Langsam begann er zu realisieren, dass wahrscheinlich alles ein gut geplanter Geburtstagsstreich sein sollte! Dann sah er Sylvie. Sein Herz begann schneller zu schlagen, und er merkte, wie er rot wurde.

Er begann zu stottern und versuchte ein Hallo loszuwerden, doch bevor er dazu kam, küsste sie ihn. Einfach so. Ohne Worte. Max war glücklich. Das war der schönste Geburtstag, den er je erlebt hatte!