Damit die Herzen im Takt bleiben

Der Verein „Herz Intakt Bregenz“ ist mit 130 Mitgliedern die größte Herzsportgruppe im Land.
Bregenz. (VN-sas) Dieser Tag prägte sein Leben nachhaltig: Obwohl Karl Baur sportlich stets sehr aktiv war, schlug die familiäre Vorbelastung mit aller Härte durch: 1992 erlitt er einen Herzinfarkt,
eine 4-fach-Bypass-Operation war unumgänglich. Zurück ins „normale Leben“ verhalf ihm das Koronarturnen, gemeinsame Turnstunden unter fachlicher Anleitung mit Männern und Frauen mit Herzerkrankungen. Im Jahr 2006 stellte der Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) die koronaren Turngruppen jedoch vom einen auf den anderen Tag ein. Ein harter Schlag, nicht nur für Baur.
„Ich setzte alle Hebel in Bewegung, dass die Gruppen weitergeführt werden“, blickt er zurück. Die Mühen waren aber vergebens. Für den
heute 69-Jährigen gab es nur eine Lösung: Einen eigenen Verein gründen. Schnell machte der Bregenzer Nägel mit Köpfen. Knapp zwei Monate später war „Herz Intakt Bregenz“ ein eingetragener Verein.
130 Mitglieder in Bregenz
Neun Herzsportgruppen gibt es derzeit in Vorarlberg, verteilt im ganzen Land. Der Verein „Herz Intakt Bregenz“ zählt mit Abstand die meisten Mitglieder. 130 Personen belegen aktuell die insgesamt sechs angebotenen Turnkurse. Fünf davon werden in der Landeshauptstadt angeboten, erst vor zwei Jahren konnte zudem eine Herzgruppe in Lingenau gestartet werden. Die jüngsten Mitglieder der Bregenzer Gruppen sind Mitte 40, die ältesten Teilnehmer sind über 80.
Alle Gruppen haben aber dieselben Ziele: Nämlich primär die körperliche Leistungsfähigkeit wieder aufzubauen und das Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen. Denn: Wer an einem gezielten Langzeitrehabilitationsprogramm teilnimmt, hat auch effektiv eine bessere Prognose.
Regelmäßige Bewegung
„Voraussetzung für die Teilnahme an unseren Turnstunden, die einmal wöchentlich je eine Stunde veranstaltet werden, ist eine absolvierte Reha in einem Herz-Kreislauf-Zentrum oder einer spezialisierten ambulanten Einrichtung“, sagt Baur. Geleitet werden die Turnstunden stets von einem geprüften Trainer. Auch ein kardiologisch geschulter Arzt ist immer vor Ort. „Im Kollektiv heißt es dann Konditions- und Ausdauertraining zur Stärkung des Herzens“, erzählt Baur. Er selbst weiß, wie wichtig regelmäßige Bewegung nach einer Herzerkrankung ist. „Das ist neben einem ruhigeren Lebensstil das Um und Auf“, spricht er aus Erfahrung.
Die richtige Dosis macht’s
Persönlich fühlt sich der 69-jährige Bregenzer „den Umständen entsprechend wahnsinnig wohl. Das Turnen tut mir sehr gut“. Doch auch auf andere sportliche Tätigkeiten, die er früher so gerne ausgeübt hat, will er heute nicht verzichten: „Ich gehe noch immer gerne Radfahren, Skifahren und wandern.“ Nur müsse man das jetzt halt dem Alter und der Gesundheit entsprechend dosieren. „Das bedeutet, dass die Radtouren nicht mehr so steil, die Berge nicht mehr so hoch sind. Doch sonst kann man alles machen“, motiviert er Herzerkrankte zu sportlichen Aktivitäten.
Herzensangelegenheit
Für Baur ist die Arbeit im Verein eine absolute Herzensangelegenheit: Er nimmt die monatlich rund 16 anfallenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden im Büro gerne in Kauf, zwei Mal wöchentlich ist er auch bei den abendlichen Turngruppen zugange. Die Dankbarkeit der Gruppenteilnehmer ist es, die ihn anspornt. Der Verein bedeutet nicht nur für ihn, sondern auch dessen Teilnehmer weitaus mehr. „In den Gruppen sind die Hilfestellung durch Gleichgesinnte sowie die Pflege der Kommunikation nicht zu verachtende Punkte“, will Baur betont wissen. So seien auch regelmäßig stattfindende Exkursionen und Ausflüge sowie die Weihnachtsfeiern besonders wichtig für die Gruppendynamik. Viele Freundschaften seien im Laufe der vergangenen Jahre entstanden.
Baur ist zufrieden mit der Entwicklung des Vereins, der von anfänglich 70 auf 130 Mitglieder angewachsen ist. Auch die Finanzierung sei derzeit gesichert. Für ihn steht fest: „So lange ich die Arbeit körperlich und geistig machen kann, mache ich auch weiter“, sagt der rüstige Rentner. Dennoch ist der Vereinsgründer nicht vollends ohne Wünsche: „Die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern und Reha-Zentren im Land könnte besser laufen.“

Herz Intakt Bregenz
» Weitere Informationen zum Verein „Herz Intakt Bregenz“ gibt es bei Karl Baur unter Tel. 0664 4306869. Weitere Aufnahmen sind derzeit möglich: Der Mitgliedbeitrag pro Quartal beträgt 40 Euro. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine absolvierte Reha.
» Weitere Herzsportgruppen gibt es in Dornbirn, Hohenems, Rankweil, Feldkirch, Schlins und Bludenz.