“Eine echte Herausforderung”

Zumtobel-CEO Ulrich Schumacher über die europäische Industrie und die Wünsche der Kunden.
Bregenz. Ulrich Schumacher sagt von sich selbst, „ich bin nicht berechenbar“. Und er könne das gar nicht sein, weil die Aufgabe, die er in Vorarlberg übernommen habe, ihn immer wieder vor neue Situationen stelle, immer wieder neue Entscheidungen verlange. Wobei: Die Vorarbeiten, und nichts anderes habe er und sein Team bisher gemacht, seien bald getan, nun könne man den Umbau der Zumtobel Group vom reinen Industriebetrieb zum Dienstleister angehen, so der Manager im Gespräch mit den VN.
Konzerne können fallen
Sein Referat beim Wirtschaftsforum begann Schumacher mit Beispielen aus der europäischen Industrie. Am eigenen Leib hat der deutsche Techniker Aufstieg und Fall der Siemens-Tochter Infineon miterlebt, aber: Beim Fall war er nicht mehr an Bord. Auch das Beispiel Nokia zeige, wie schnell man bei aller scheinbaren Unverwundbarkeit fallen kann, wenn Konzerne ihre Innovationskraft, ihre Spontaneität und ihre Risikobereitschaft verlieren und in Bürokratie erstarren. Und auch wenn er jetzt sagt, „es sieht so aus, als ob die Zeit bei Zumtobel die beste Zeit meines Lebens wird“, hat er vor zwei Jahren einen Industriebetrieb vorgefunden, der zwar einmal Technologieführer in der Leuchtenproduktion war, aber von der LED-Revolution überrascht worden ist, die nach wie vor in wahnwitzigem Tempo ständig neue Produktzyklen gebiert.
Technologievordenker
Schumacher hat nach seiner Zeit beim Siemens-Halbleiter-Produzent Infineon in der Private Equity-Branche die Welt der Finanzwirtschaft erkundet und danach in China ein staatliches Elektronikwerk geleitet. Die Erfahrungen aus der Finanzwirtschaft und das Wissen über den asiatischen Markt kann er bei Zumtobel gut gebrauchen.
Dienstleister
Die Zukunft des in Dornbirn beheimateten und weltweit tätigen Leuchtenkonzerns sieht er im Umbau zu einem industriellen Dienstleister. „Wir müssen unseren Kunden das ganze Paket bieten. Nicht nur die Leuchten, sondern die Servicierung der Leuchten. Wir verkaufen kein Licht, sondern Energieeffizienz. Das will der Kunde, er will sich aber nicht mehr um das Thema kümmern müssen.“ Außerdem mache das noch niemand in einer Branche, die besonders starr sei, stellt er fest.
Menschen überzeugen
Wie bei allen Änderungen gelte es aber die Menschen – die Mitarbeiter – für den Wandel zu gewinnen. Es sei in der Natur der Menschen, dass sie sich vor Veränderungen fürchten, so der Manager, der diesem Problem mit größtmöglicher Offenheit begegnet. Mit Meetings und Workshops, mit Reisen in die Werke und Vertriebsniederlassungen und in Gespräch mit den Mitarbeitern. „Ich glaube, wir haben die meisten Mitarbeiter von unserem Weg überzeugt“, so Schumacher. Aber natürlich gebe es immer Mitarbeiter, die eine diffuse Angst haben, gegen die man schwer ankämpfen könne. Die Neuordnung bei Zumtobel mit den drei Marken und Firmenkulturen Zumtobel, Tridonic und Thorn sei jedenfalls eine echte Herausforderung, die man gemeinsam schaffe: Mitarbeiter, Management und Aufsichtsrat.
Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, das nicht nur Licht , sondern Energieeffizienz anbietet.
Ulrich Schumacher
Zur Person
Ulrich Schumacher
CEO der Zumtobel Group
Geboren: 2. April 1958
Ausbildung: Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen
Laufbahn: Siemens, Infineon, Tätigkeiten in China und USA