“Kontrolle der Augen gehört dazu wie eine Gesundenuntersuchung”

Sehen im Alter: Was sind die Herausforderungen, was kann zur Vorsorge getan
werden?
Dornbirn. (VN-sas) Und plötzlich ist da der Moment, in dem man beim Lesen die Augen zusammenkneift und auch die Zeitung etwas weiter weg hält als sonst: Die Alterssichtigkeit macht sich zum ersten Mal bemerkbar. Ein ganz normaler Prozess eines jeden gesunden Auges, betont Rudolf Präg, Optikermeister und Sprecher der Vorarlberger Augenoptiker. „Jedes Auge wird alterssichtig. Das gehört zum Älterwerden genauso dazu wie beispielsweise das Schlaffwerden der Haut oder das Schwächerwerden der Muskulatur“, vergleicht er. Im Durchschnitt beginne die Alterssichtigkeit, bei der das Auge die Fähigkeit verliert, nahe Dinge zu sehen, mit etwa Mitte Vierzig.
Spätfolgen verringern
Eins steht fest: Mit fortgeschrittenem Alter häufen sich die Erkrankungen der Augen. Neben der sogenannten Alterssichtigkeit treten auch der Graue Star (Katarakt), der eine unausweichliche Alterserscheinung ist, und der Grüne Star (Glaukom) nicht selten auf. Besonders bei diesen Krankheiten spielt Vorsorge eine wichtige Rolle. Denn prinzipiell gilt: Je früher Augenerkrankungen erkannt werden, desto beherrschbarer sind sie auch. Spätfolgen können so verringert oder zumindest zeitlich verzögert werden.
„Wie Gesundenuntersuchung“
„Im Optimalfall sollte man sich deshalb die Augen ab etwa 50 auch ohne Sehschwäche im Zweijahrestakt überprüfen lassen“, empfiehlt Präg. „Das gehört dazu wie eine Gesundenuntersuchung“, will er betont wissen.
Spätestens bei den ersten Anzeichen einer Sehschwäche rät Präg aber zum Termin beim Optikermeister oder bei einem Augenarzt.
Brille oder OP
Die Alterssichtigkeit und altersbedingte Trübungen, den Grauen Star, könne man gut mit einer Brille korrigieren, den grauen Star auch mit einer Operation beheben. „Das ist aber immer individuell zu betrachten und in einem Gespräch mit dem Kunden zu besprechen“, erklärt der Fachmann. Typische Anzeichen für altersbedingte Trübungen seien etwa, wenn die betroffene Person plötzlich die Gehsteigkanten oder Treppenstufen nicht mehr genau erkennt. „Oft führt das zu Stürzen“, so Präg.
Schwieriger kann es sich beim Grünen Star verhalten. Die Krankheit kann, wenn man sie nicht früh genug entdeckt und behandelt, im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Das Tückische: „Den zu hohen Augeninnendruck, der typisch für den Grünen Star ist, spürt der Betroffene nicht“, erklärt der Optikermeister. Aus seiner Erfahrung zeige sich, dass etwa 40 Prozent der über 60-Jährigen einen zu hohen Augeninnendruck haben. „Wird es früh genug bemerkt, stellt es gar kein Problem dar.“ Wichtig sei deshalb eine regelmäßige Überprüfung der Augen.
Sehen ist Lebensqualität
Prinzipiell sei eine schlechtere Sehfähigkeit ein zumeist schleichender Prozess, „den man mit der Zeit gar nicht mehr wahrnimmt. Oft gewöhnt man sich einfach daran und findet sich auch damit ab“. Konkrete Zahlen, wie viele Personen im Alter an einer Sehschwäche leiden, gibt es nicht.
Der Sprecher der Vorarlberger Augenoptiker glaubt aber, dass weitaus mehr betroffen sind, als man denkt. Spätestens handeln sollte man dann, wenn ernsthafte Einschränkungen der Lebensqualität, der Selbstständigkeit und der allgemeinen Gesundheit drohen. „Sehen bedeutet ganz klar Lebensqualität, da dadurch die Mobilität besser und auch sicherer vonstatten geht“, führt Präg aus. Problematisch sei hier jedoch, dass viele Personen Angst vor Sehtests haben und im Zuge dessen vielleicht vor einer Führerscheinabnahme, spricht der erfahrene Optikermeister. „Man braucht sich aber nicht zu fürchten“, beruhigt er ängstliche Kunden. „Wir sind schließlich hier, um zu helfen. Die meisten Sehschwächen kann man gut mit einer Brille korrigieren.“
Höhere Sehanforderungen
Eines steht aber auch, unabhängig vom Alter, außer Frage: Die Sehanforderungen an das Auge sind heute viel höher als noch vor einigen Jahren. Seitdem Smartphones und Tablets weit verbreitet sind, benutzen viele Menschen nicht nur im Büro sondern auch in der Freizeit sehr häufig Bildschirme. Einige Experten empfehlen hier, dem Auge regelmäßige kleine Pausen zu können, bewusst in die Ferne zu sehen oder bewusst zu zwinkern, eine gute Luftbefeuchtung sowie benetzende Augentropfen. Doch hilft das wirklich?
„Diese Tipps halte ich für sinnlos; das muss man jeweils individuell entscheiden“, so Präg.
Den zu hohen Augeninnendruck, typisch für den Grünen Star, spürt der Betroffene nicht.
Rudolf Präg
