Angereiste Ultras sorgen für Unfrieden in Lustenau – wie konnte das passieren?

Die Passagiere eines von vier Fanbussen der Austria Salzburg marschierten zum Blauen Platz statt ins Stadion. Glücklich ist damit niemand.
Lustenau Ackermatch nennt man es gern, wenn sich Ultras von Fußballvereinen abseits des Spielfeldes zur Auseinandersetzung treffen. Dieses Wochenende fand eine solche Konfrontation jedoch nicht abseits der wachsamen Augen der Bundesliga und Exekutive auf einem Acker, sondern nahe dem Blauen Platz mitten im Ortskern von Lustenau statt. Eine Entwicklung, mit der niemand Freude hat.
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Gewalt zwischen den Fanlagern begrüßt kein Verein, betont man aus dem Fan-Umfeld der Austria Lustenau. Die nach einem Heimspiel anstehende Nachbesprechung mit der Polizei soll Licht in den Vorfall bringen, vorher will man sich mit Einschätzungen zurückhalten. Fakt sei aber: Es ist üblich, dass sich die Fans der Grün-Weißen auf dem Weg ins Stadion am Blauen Platz treffen, auch ohne Austria Café. Solche Fanmärsche kennt man im gesamten deutschsprachigen Raum und zählen zu den schönen Momenten der Gemeinschaft. Entsprechend erwartbar war eine Ansammlung der Fans und Ultras im Ortszentrum auch für die anreisenden Fans in violett-weißen der Austria Salzburg. Der Fanbeauftragte der Austria Salzburg ließ eine Anfrage der VN bislang unbeantwortet.
Gemeinde hofft auf keine Wiederholung

In der Gemeindestube hätte man mit familienfreundlichen Spielen im neuerbauten Stadion die größere Freude. Schließlich floss viel Geld in das neue Wohnzimmer des runden Leders. Entsprechend dankbar ist man für das rasche Einschreiten der Polizei und dass nicht mehr passiert ist, betont Bürgermeister Patrick Wiedl gegenüber den VN. Handlungsbedarf sieht man vor allem beim ÖFB, der mit entsprechenden Strafandrohungen gegen die Vereine auf Krawall gebürstete Fanreisende einen Riegel vorschieben könnte.
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Bundesliga verweist auf Polizei
Die Bundesliga straft Vergehen in und rund um das Stadion – mit ein Grund, warum Ackermatches grundsätzlich abseits der Fußballfelder stattfinden. Bei Eskalationen abseits der Stadien fehle dem Verband die Handhabe. Entsprechend werden Fanfahrten generell unterwegs von der Polizei in Empfang genommen und ins Stadion eskortiert. Im Konvoi finden sich meist auch szenekundige Beamte, in diesem Fall aus Salzburg, die von innen einen Blick auf das Geschehen haben.
“Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass alle vier Busse polizeilich begleitet wurden”, betont die Landespolizeidirektion Vorarlberg. Tatsächlich sei es so gewesen, dass ein Ultra-Bus dem Konvoi vorausfuhr, in der Hoffnung, der Aufmerksamkeit der Polizei zu entgehen. Als dies scheiterte, betätigten die Salzburg-Ultras vor dem Stadion die Nottüröffnung. Der Bus wurde dadurch zum Stillstand gezwungen und erlaubte es den Fans auszusteigen, ohne dass ausreichende Polizeikräfte beim Bus waren. “Die Fangruppierung begab sich dann zu Fuß, zielgerichtet und ‘querfeldein’ in Richtung Lustenau Zentrum”, erklärt die Polizei. Zwischen dem Stadion und dem Blauen Platz liegen kaum 700 Meter. “Da sich der Bus bzw. nachfolgend die Fans unter polizeilicher Beobachtung befanden, war ein dementsprechend rasches Einschreiten der Polizei beim Blauen Platz möglich.”
Zweiter Vorfall in wenigen Monaten
Dennoch ist es das zweite Mal in wenigen Monaten, dass externe Fans in Lustenau ungeachtet der Polizeipräsenz für Unbehagen sorgen: Erst im Juli versuchten Fans des TSV 1860 München nach einem Spiel in Chur, die Eröffnungsfeier des Stadions der Lustenauer zu stürmen. Der Münchner Verein ist dem FC Augsburg feindselig gestimmt, welcher als Freund der Lustenauer an diesem Tag gemeinsam mit dem Zweitligisten das Reichshofstadion einspielten.