Lieber pralles Wintergemüse statt matte Tomaten aus dem Glashaus

Speziell im Alter sollte die Ernährung unbedingt bedarfsgerecht ausfallen.
feldkirch. (VN-mm) Um im Alter gesund zu sein und gesund zu bleiben, spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle. Nicht nur auf die körperliche und geistige Beweglichkeit kommt es an, sondern auch auf die richtige Ernährung. Theresa Vogel ist Diätologin im LKH Feldkirch und dort mit ihrem Team tagtäglich dafür verantwortlich, dass alle Patienten in Absprache mit dem Arzt die für sie passenden und richtigen Speisen erhalten. „Gerade Senioren müssen auf ihre Ernährung achten. Der Körper ändert seinen Bedarf mit dem Alter, abhängig von der Lebenssituation. Die Ernährung muss aber in jedem Fall bedarfsgerecht sein, egal ob zuhause, im Spital oder in einem Heim.“
Mangel vorbeugen
Für eine optimale Nährstoffaufnahme sind grundsätzlich, im Alter jedoch besonders, regionale und saisonale Produkte zu bevorzugen. „Denn Tomaten, die im Winter im Supermarkt gekauft werden und meist aus dem Glashaus stammen, haben andere oder weniger Nährstoffe als regionale Wintergemüse wie Kraut, Kartoffeln oder Karotten“, klärt Theresa Vogel auf. Im Alter kann der Körper aus gleicher Nahrung zudem weniger aufnehmen, die Resorption verändert sich, gerade was die Mikronährstoffe anlangt. Das bedeutet, dass ältere Menschen genauer auswählen müssen, was sie essen, um gut ernährt zu sein.
Außerdem braucht der ältere Mensch tendenziell weniger Kalorien. Während jedoch Grundnährstoffe wie Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate immer noch gut aufgenommen werden, kann es bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kritisch sein. „Durch erhöhten Bedarf bei chronischen Erkrankungen oder verminderter Aufnahmeleistung im Verdauungstrakt kommt es hier oft zu Mängeln. Ist man krank und älter, erhöhen sich Vitaminbedarf und die nötige Körperleistung, wenn es um die Selbstheilung geht“, so Vogel.
Zahnstatus in Ordnung halten
Eine weitere Rolle spielt der Zahnstatus. Manche ältere Personen passen die Ernährung dem Zustand ihre Zähne an. „Sind die nicht mehr in Ordnung, passiert es oft, dass sich das Essen auf Suppe und Brei reduziert“, weiß die Diätologin. Auch daraus entstehen Mängel in der Ernährung. Daher ist es wichtig, den Kauapparat in Ordnung zu halten.
Wollen ältere Menschen ihr Gewicht reduzieren, geht anstelle des Fettgewebes meist vermehrt Muskulatur verloren. Dabei sollte aber beachtet werden, dass die Muskulatur im Alter tendenziell weniger wird. Bei einer Crash-Diät werden deshalb zuerst Muskeln, dann erst ungeliebte Fettdepots abgebaut. Das kann besonders für die Mobilität gefährlich werden, die Sturzgefahr steigt. „Bei Fettleibigkeit im Alter raten wir daher zu einer langfristig fettreduzierten gesunden Ernährung“, betont Theresa Vogel. Zudem empfiehlt die Diätologin dringend zu angepasster regelmäßiger Bewegung und muskelerhaltendem Krafttraining.
Grundsätzlich nimmt das Gefühl für Hunger und Durst im Alter ab. Viele ältere Personen vergessen oft, genügend zu trinken, weil sie keinen Durst verspüren. Das führt verstärkt in höherem Alter zu verminderter Konzentrationsfähigkeit bis hin zu tendenzieller Verwirrtheit. Auch die Wirkung von Medikamenten kann sich verändern. Hier rät die Diätologin, am Morgen bewusst eine Karaffe mit Wasser oder anderen kalorienarmen Getränken an gut sichtbaren Stellen zu deponieren und bis zum Abend 1,5 bis 2 Liter zu trinken. Vogel: „Auch Suppe ist eine Möglichkeit der Flüssigkeitsaufnahme, wenn es schwer fällt, genug zu trinken.“
Nahrungsergänzung
Immer wieder ein Thema sind Nahrungsergänzungsmittel. „Man kann nicht grundsätzlich zu Nahrungsergänzungsmitteln raten, aber manche Mängel sind im Alter typisch, wie etwa von Vitamin D, Kalzium, Eisen sowie den Vitaminen B und C. Gerade bei Vitamin D kann der Körper nicht mehr selbst genug produzieren, man hält sich auch weniger in der Sonne auf und die Aufnahme ist reduziert. Also empfiehlt es sich, das Vitamin zu substituieren. Dies sollte aber vorher durch einen Arzt festgestellt und mit ihm besprochen werden“, betont Theresa Vogel. Auf den Vitamin B- oder C-Haushalt muss besonders dann geachtet werden, wenn die Person keine Frischnahrung mehr zu sich nimmt.
Tipps für die Praxis
» Regen Sie den Appetit an: Auch im Alter isst das Auge mit. Das farbenfrohe Anrichten der Speisen lässt die Nahrung appetitlicher aussehen.
» Sorgen Sie für mehr Geschmack am Teller: Frische und getrocknete Kräuter regen die Verdauungstätigkeit an, sorgen für mehr Würze im Essen.
» Reagieren Sie auf die veränderten Bedürfnisse: Schneiden Sie die Rinde beim Brot weg, pürieren Sie feste Lebensmittel und ersetzen Sie die eine oder andere Obst- und Gemüsemahlzeit durch einen Smoothie.
» Ausreichend trinken: Trinken Sie direkt nach dem Aufstehen ein Glas (lauwarmes) Wasser. Außerdem sollte bei jeder Mahlzeit ein Glas Wasser bzw. verdünnter Fruchtsaft oder Tee bereitstehen.