Eine kreative Medizinersuche

Krankenhausbetriebsgesellschaft überrascht neuerlich mit ungewöhnlicher Kampagne.
feldkirch. 1500 Mountainbike-Routen. 1026 Pistenkilometer und 41 Skigebiete. 111 Blasmusikkapellen. 40 Klettergärten und drei Kletterhallen. 7 Golfplätze. Bodensee. Sieben Hallen- und 32 Freibäder. 16 Eislaufplätze und -hallen: Mit diesen Attributen kann sich Vorarlberg schmücken. Und sie sind jetzt auch zu einem wichtigen Werbeträger in Sachen medizinischer Personalrekrutierung geworden. Die Reize und Vorteile, die das westlichste Bundesland zu bieten hat, nutzt die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), um neue Ärzte ins Land zu holen. Sie sollen die hochwertige Versorgung im Krankenhaus auch künftig sicherstellen. „Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen, lautet die Devise. Das wollen wir mit der neuen Kampagne vermitteln“, erklärt KHBG-Direktor Gerald Fleisch die Intention, die hinter „Go Vorarlberg“ steckt. Und damit alles so authentisch wie möglich herüberkommt, haben sich auch Ärzte in den Dienst der etwas anderen Personalgewinnungsstrategie gestellt.
Mangel vorbeugen
Derzeit arbeiten in den Landeskrankenhäusern insgesamt 710 Medizinerinnen und Mediziner. Ihr Spektrum reicht vom Ausbildungsarzt über den Facharzt bis zum Abteilungsleiter. „Noch besteht kein Mangel“, betont Fleisch. Doch Vorbeugen ist auch hier allemal besser als Nachhinken. „Im deutschsprachigen Raum ist der Arbeitsmarkt, was Ärzte angeht, nicht eben breit. Viele Krankenhäuser sind auf der Suche. Da muss sich ein Land wie Vorarlberg mit seiner Randlage zu der gefragten Schweiz, aber auch zu Deutschland, erst recht auf die Hinterbeine stellen“, begründet der KHBG-Chef den Aktionismus. Ging es bei „Wanted“ noch vorrangig um Turnusärzte, nimmt „Go Vorarlberg“ bereits ausgebildete Mediziner ins Visier.
Hauseigene Models
Alsdann sind gesucht: Ärzte mit Abenteuerlust, Schwung, Auftrieb, Taktgefühl, Präzision und Teamgeist. So lauten jedenfalls die Kampagnenclaims. Die Models dafür kommen, und auch das ist eher außergewöhnlich, aus den Reihen der Ärzte, die an Landeskrankenhäusern tätig sind. „Sie stehen einerseits für die Kompetenz, das Angebot eines sicheren Arbeitsplatzes mit guten Rahmenbedingungen sowie einer ebensolchen medizinischen, baulichen und technischen Infrastruktur“, erläutert Gerald Fleisch. Andererseits würde die gewählte Darstellung auch die Möglichkeiten einer guten Work-Life-Balance aufzeigen. „Welches andere Land sonst hat so viel an Lebensqualität zu bieten?“, fragt er. Und hat damit wohl recht.
Jährlich fließen in die Vorarlberger Krankenhäuser über 480 Millionen Euro. Allein die Personalkosten betragen 259 Millionen Euro, das entspricht 54 Prozent der Gesamtausgaben. Insgesamt sind in den Landeskrankenhäusern rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Sie alle kümmern sich um ein Thema: die optimale Patientenversorgung“, betont Gerald Fleisch.
Vielbeachtete Ideen
Um personell auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, werden regelmäßig zahlreiche Mediziner-Messen im In- und Ausland besucht, um sich potenziellen Kandidaten entsprechend zu präsentieren. Die Aufmerksamkeit für ihre kreativen Ideen ist der Krankenhausbetriebsgesellschaft sicher. Schon mit „Wanted“ wurde eine vielbeachtete und letztlich auch erfolgreiche Kampagne geschaffen. Ähnliches dürfte „Go Vorarlberg“ beschieden sein. Andrea Peter, leitende Oberärzin in der Radiologie des Landeskrankenhauses Feldkirch, und als Model selbst an der Kampagne beteiligt, kann jedenfalls bereits von positiven Reaktionen aus ihrer Heimat Salzburg berichten. „Ich wurde schon von zahlreichen Kollegen auf die Kampagne angesprochen“, erzählt sie. Die wiederum haben dann gemeint, dass diese ungewöhnliche Rekrutierungsmaßname der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft sicher bald einige Nachahmer hinter dem Arlberg finden wird.

Wir sehen auch, dass es einen eklatanten Fachärztemangel gibt. Deshalb war es für mich klar, bei dieser Kampagne mitzumachen. Natürlich exponiert man sich damit, aber ich hoffe doch für eine gute Sache. Zudem war die Initiative sehr verantwortungsvoll gemacht.
Andrea Peter, LKH Feldkirch

Wir Ärzte haben einen sehr guten Arbeitsplatz. Das muss auch einmal gesagt werden. Mit der Teilnahme an der Kampagne wollte ich meinem Arbeitgeber etwas zurückgeben. Gleichzeitig bin ich immer offen für Neues, und es hat viel Spaß gemacht.
Christian Walleczek, Feldkirch

Die Auftritte für die Kampagne haben unheimlichen Spaß gemacht. Ich stehe auch hinter dem, was hier propagiert wird. Ich denke, wir alle fühlen uns wohl mit unserer Arbeit. Es ist wichtig, dass dieses System bestehen bleibt.
Johann Anderl, LKH Bludenz

Wir merken, dass ein Facharztmangel auf uns zukommt. Umso wichtiger ist es, frühzeitig junge engagierte Leute ins Land zu holen. Die Kampagne hat zudem ein gutes Niveau. Deshalb habe ich spontan zugesagt, als ich um die Teilnahme gefragt wurde.
Bernhard Münst, LKH Feldkirch