Wachstum durch Forschung und Innovation

Extra / 05.09.2017 • 08:19 Uhr

Allein im vergangenen Jahr wurden 126 Patente von Vorarlberg aus angemeldet.
Das sind fast 33 Patente pro 100.000 Einwohner – ein Spitzenwert im Österreich-Vergleich.

Zwei Prozent Wachstum, ein Arbeitslosenrückgang in allen Altersgruppen, eine Steigerung der unselbstständig Beschäftigten, die höchste Lehrlingsquote Österreichs sowie ein Exportrekord: Möglich ist dies neben dem Unternehmergeist und der hohen Qualifikation der Fachkräfte insbesondere durch einen dritten Schlüsselfaktor der Vorarlberger Wirtschaft, nämlich die erfolgreiche Forschung und Innovation.

Nah am Problem forschen

Um am dynamischen Markt Fuß zu fassen und Strukturveränderungen zu meistern, setzen Vorarlbergs Betriebe intensiv auf Forschung, Entwicklung und Innovation. Während in anderen Ländern weite Teile der Forschung in universitärem Umfeld erfolgen, zeichnet sich Vorarlberg durch einen hohen Anteil angewandter Forschung in Betrieben und überbetrieblichen Einrichtungen aus.

Potenziale erkennen

Ein Beispiel bildet das überbetriebliche Forschungszentrum V-Research in Dornbirn, das im Auftrag der Eigentümer, darunter Vorarlberger Leitbetriebe, FH Vorarlberg, Land Vorarlberg, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, Optimierungspotenziale in Produktion und Konstruktion erforscht. Dabei arbeitet V-Research eng mit regionalen Unternehmen sowie Partnern außerhalb Vorarlbergs zusammen und konnte mit diesen bereits viele Innovationen in den Bereichen Tribologie und Konstruktionsautomatisierung realisieren.

Know-how-Zugang schaffen

Kooperationen kommen auch in den Vorarlberger Betrieben größte Bedeutung zu. Eine wertvolle Unterstützung erfahren sie dabei von der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO), die Zugang zu einem umfangreichen Netzwerk an Forschungspartnern aus unterschiedlichsten Disziplinen bietet. Der „Technologiekatalog“ der WISTO gibt einen ersten nützlichen Überblick über regionale und überregionale Forschungseinrichtungen, Exzellenzzentren und Technologieanbieter und ihre Kompetenzen.

Zur Finanzierung kooperativer Forschungs- und Innovationsvorhaben informiert die WISTO auch über relevante Förderprogramme und unterstützt kostenfrei bei der Antragstellung. Weiters führen die Experten Patent- und Technologierecherchen durch und helfen bei der Entwicklung von Schutzrechtsstrategien für erfolgreiche Entwicklungen. Vorarlberg zählt bei den Patentanmeldungen pro Kopf international zu den Topregionen.

Forschungsstärke ausbilden

Einen weiteren wichtigen Partner für die heimische Wirtschaft bildet die FH Vorarlberg mit ihren fünf Forschungszentren. Als eine der forschungsstärksten Fachhochschulen in Österreich verfügt sie über breite Kompetenz in den Bereichen Mikrotechnik, nutzerzentrierte Technologien, Prozess- & Produkt-Engineering, Energie sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Ihre anwendungsorientierte Forschung auf höchstem Niveau bietet den Studierenden ein attraktives Umfeld und leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Innovationsfähigkeit der heimischen Unternehmen und Institutionen.

Im Josef-Ressel-Zentrum an der FH Vorarlberg werden etwa Oberflächen mit Lasern so bearbeitet, dass sie hydrophob (wasserabweisend) oder hydrophil (wasseranziehend) werden. Diese funktionellen Mikrostrukturen entstehen mittels Ultrakurzpulslasern des Unternehmens Spectra-Physics aus Rankweil und bieten enorme Innovationspotenziale für die Industrie, den Medizinbereich und viele weitere, teils noch gar nicht identifizierte Anwendungsfelder.

In der neuen Forschungs- und Lernfabrik Digital Factory sollen sich FH-Forschende und -Studierende zukünftig intensiv mit der Verschmelzung von Informationstechnologien mit der physischen Welt beschäftigen und Firmenpartner aktiv in der digitalen Transformation unterstützen.

Als Erfolgsrezept haben sich auch starke Themennetzwerke erwiesen. Einen solchen Schwerpunktbereich bildet traditionsbedingt die Vorarlberger Textilwirtschaft, die sich mit dem Institut für Textilchemie und Textilphysik bzw. der Stiftungsprofessur „Smart Textiles“ erfolgreich modernisiert und als international beachtetes Innovationszentrum etabliert hat. Wissenschaftler, Unternehmen und Partner forschen gemeinsam an den Textilien des 21. Jahrhunderts – auch in ursprünglich textilfremden Branchen wie der Bauindustrie oder der Automobilwirtschaft. Die bereits zahlreichen Innovationserfolge und die internationale Bekanntheit der Smart Textiles Plattform Austria sprechen für sich.

Im V-Netzwerk Intelligente Produktion beschäftigen sich heimische Unternehmen mit den Auswirkungen und Potenzialen der Industrie 4.0 Technologien und Entwicklungen. Der interdisziplinäre Austausch über Branchenzugehörigkeit und Firmengrößen hinweg soll hier zu Innovationsimpulsen führen.

Strategisch erfolgreich

Die Liste der erfolgreichen Forschungs- und Innovationsprojekte in Vorarlberg ist lang. Unterstützung finden diese in der „Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+“ des Landes.

Diese Strategie weist mit Smart Textiles, Energie und Energieeffizienz, Mensch und Technik, Bildung und Gesundheit sowie Industrie
4.0 klare Schwerpunkte für die künftige Forschung auf und wird durch eine Digitalisierungsstrategie ergänzt.

Wirtschaftslandesrat Rüdisser zeigt sich Zufrieden mit der Entwicklung: „Wir versuchen, gemeinsam mit unseren Partnern Leistungspakete zu schnüren, welche auf die Bedürfnisse unserer Wirtschaft zugeschnitten sind, um optimale Rahmenbedingungen und Wachstumsbedingungen zu schaffen. Wir sind hier auf einem guten Weg, wie auch der Wachstumspreis zeigt.“ Der Landesstatthalter mahnt aber zur Vorsicht: „Es gilt, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten und sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, um auch für die künftigen Herausforderungen gerüstet zu sein“, so Rüdisser abschließend.