„Engagement schafft die Wende“

Extra / 13.09.2017 • 18:01 Uhr
Projekt „Naturvielfalt in der Gemeinde“ für mehr naturnahe Flächen. VLK/W. Micheli
Projekt „Naturvielfalt in der Gemeinde“ für mehr naturnahe Flächen. VLK/W. Micheli

Jeder Einzelne kann aktiv zu Natur- und Klimaschutz beitragen und Zukunft gestalten.

Bregenz Die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind besonders engagiert, um die Ressourcen-, Energie- und Agrarwende herbeizuführen. Es gibt noch viel zu tun, aber alle gemeinsam sind wir auf einem guten Weg, betont Umweltlandesrat Johannes Rauch im Interview.

Was konnte die Vergabe des VN-Klimaschutzpreises in den vergangenen Jahren bewirken bzw. in Bewegung bringen?

Rauch Der VN-Klimaschutzpreis zeigt eindrucksvoll, wie viele Menschen, Betriebe und Gemeinden bereits wichtige Beiträge für eine klimafreundlichere Zukunft leisten. Der VN-Klimaschutzpreis bietet
allen Bürgern, die ihre Ärmel für den Klimaschutz hochkrempeln und sich mit innovativen Projekten einbringen wollen, eine ideale
Bühne. Das motiviert auch
wieder andere Menschen mitzumachen.

Welche Entwicklungen hat es seitens des Landes gegeben, welche Rahmenbedingungen für zukunftsfähigen Fortschritt wurden bereits geschaffen und was steht noch aus?

Rauch Die CO2-Emissionen, die durch die Verbrennung fossiler Energieträger frei wurden, gingen im Zeitraum 2005-2015 um 10,6 Prozent zurück. Entscheidend dafür waren Erfolge beim Energiesparen im Bereich der Gebäude, der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien und die Maßnahmen des Landes zur Attraktivierung von Bahn, Bus und Fahrrad. So lange aber der Verkehr der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen ist, sind wir gefordert, Maßnahmen voranzutreiben, die den kompletten Verzicht auf fossile Kraftstoffe bis 2050 ermöglichen. Dazu gehört ein Stopp von Neuzulassungen von Benzin- und Dieselautos ab 2030. Auch Österreich hat sich mit der Ratifizierung des gemeinsamen Klimaabkommens von Paris verpflichtet, bis 2050 komplett emissionsfrei zu sein. Davon sind wir heute weit entfernt. Um das Ziel noch zu erreichen, spielt der öffentliche Verkehr eine Schlüsselrolle. Der Bahn-, Bus- und Fahrradverkehr muss noch weiter ausgebaut werden. Wir befinden uns in Vorarlberg auf gutem Weg: Wir haben in Vorarlberg den dichtesten und besten öffentlichen Personennahverkehr nach Wien, eine Erfolgsgeschichte, die noch nicht zu Ende ist.

Wie können jeder Einzelne, Solidargemeinschaften, Bürgerinitiativen, Unternehmer, Gemeinden, Lehrer und Schüler die Ressourcen-, Energie- und Agrarwende mitgestalten?

Rauch Jede und jeder Einzelne kann wirksam zum Klimaschutz beitragen – sei es im privaten Umfeld oder auf lokaler Ebene, in der Landwirtschaft genauso wie im Gewerbebetrieb. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Im Alltag können wir bereits auf vieles achten. Statt mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen mit dem Zug fahren, statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, Zug, Bus oder Fahrrad nehmen. Beim Einkaufen regionale und qualitative Biolebensmittel oder Biokleidung wählen. Das hilft auch den heimischen Biobauern und Biobäuerinnen. Nicht mehr benötigte Kleidung und Geräte recyceln statt wegwerfen. Gebäude mit Holz oder mit der Sonne heizen. Gemeinden können sich am e5-Programm beteiligen und sich engagieren, die regionalen Klimaschutzziele zu erreichen und eine Energiewende einzuleiten. Zudem können sie sich an dem Projekt „Naturvielfalt in der Gemeinde“ beteiligen und sich für mehr naturnahe Flächen einsetzen. Ein Segen für Insekten, Blumen und Kräuter, aber auch für die Bürger. Vorarlberger Unternehmen können aktiv die Energiewende mitgestalten, indem sie sich konsequent für Energieeffizienz, erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe einsetzen. Damit die Mitarbeiter gesund und ressourcenschonend zur Arbeit und nach Hause kommen, gibt es für Unternehmen und Gemeinden viele Projekte, wie zum Beispiel das Siegerprojekt des heurigen VCÖ-Preises „EcoPoints – Belohnungssystem für nachhaltige Mitarbeitermobilität“. So lange Menschen durch das gemeinsame Ziel des Energie- und Ressourcensparens inspiriert werden, sich zu engagieren und innovative Ideen zu entwickeln, bin ich zuversichtlich, dass wir in Vorarlberg die Ressourcen-, Energie- und Agrarwende schaffen können.

„Statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, Zug, Bus oder Fahrrad nehmen.“