Ökoland als Zukunftsbild

Extra / 05.10.2017 • 11:16 Uhr
Josef Moosbrugger: „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor fürs Ökoland ist praxisnahe Bildung.“LK
Josef Moosbrugger: „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor fürs Ökoland ist praxisnahe Bildung.“LK

Sofortige politische Maximalansprüche sind laut LK-Präsident Moosbrugger nicht umsetzbar.

Bregenz Vorarlberg sei keine günstige Klimazone für Ackerkulturen und daher seien die Ansprüche an die Landwirte besonders hoch, gibt Josef Moosbrugger bezüglich der Glyphosat-Diskussion zu bedenken. Daher soll laut Kammer vorerst weiterhin die Möglichkeit bestehen, nach fachlicher Beurteilung und Alternativenprüfung zugelassene Pflanzenschutzmittel anzuwenden, wenn die Ernte gefährdet ist.

Was ist das Ziel der Ökoland-Strategie?

Moosbrugger Wir wollen einen leistungsfähigen Bauernstand erhalten, der imstande ist, die Menschen in unserem Land mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen und unsere Landschaft als Lebens- und Erholungsraum zu pflegen. Als attraktive Zugabe soll die heimische Landwirtschaft einen Ansporn bekommen, mit bäuerlichen Dienstleistungen, wie Direktvermarktung, Schule am Bauernhof oder Urlaub am Bauernhof, einen weiteren natürlichen Beitrag zur Lebensqualität in unserem Land zu leisten.

Was sind die Voraussetzungen dafür?

Moosbrugger Mit einer Qualitäts- und Markenstrategie ist die Wertschöpfung aus der Produktion zu steigern. Nachdem wir im offenen Markt der EU voll im Wettbewerb mit den Gunstlagen stehen, können jedoch die Kosten für die Landschaftspflege nicht über den Erlös aus dem Lebensmittelverkauf abgedeckt werden. Diese Zusatzleistung muss auf fairer Basis extra aus öffentlichen Geldern abgegolten werden.

Die Landespolitik will mehr Obst, Gemüse und Bio. Geht da inzwischen etwas weiter?

Moosbrugger Ja, aber die Ungeduld der Politik ist eine zu große. Es ist aus meiner Sicht eine gute Entwicklung eingeleitet, aber für viele geht das zu langsam. Dabei ist es hier wie in der Natur. Wenn Sie ein Pflänzchen gesetzt haben und Sie ziehen jeden Tag daran, dass es schneller wächst, dann wird es eingehen, aber sicher nicht in die Höhe schießen.

Was wollen Sie damit sagen?

Moosbrugger Ich sage es anhand eines Beispiels. Durch Unternehmergeist einiger Landwirte und fachlichen Einsatz der Berater der Landwirtschaftskammer sowie der Vermarktungsaktivitäten der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH wurde im letzten Jahr die Kartoffelanbaufläche in Vorarlberg verdoppelt – ganz im Sinne der Ökoland-Strategie. Das politische Verlangen nach Maximalansprüchen im Pflanzenschutz hat die Kartoffelbauern stark verunsichert. So werden wir das Ziel nicht erreichen. Die Kammer bietet auch in diesem Bereich Fachberatung und Schulungen für konventionell und biologisch geführte Betriebe an.

Bleibt das ein ständiger Konflikt?

Moosbrugger Wir liegen in Vorarlberg aufgrund der hohen Niederschläge nicht in der begünstigt­sten Klimazone für Ackerkulturen. Daher ist der Anspruch der Kulturführung an die Landwirte ein besonders hoher. Deshalb soll die Möglichkeit bestehen, nach fachlicher Beurteilung und Alternativenprüfung zugelassene Pflanzenschutzmittel anzuwenden, wenn die Ernte gefährdet ist.

Abschließend, wie sehen Sie die Zukunft der Ökoland-Strategie?

Moosbrugger Sie gibt die Richtung vor und ist in den Köpfen der Politik und in den agrarischen Institutionen sehr präsent. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist Bildung, insbesondere praxisnahe, berufsbegleitende Weiterbildung und der Erfahrungsaustausch unter den praktizierenden Landwirten. Auch die Vertragslandwirtschaft muss vorangetrieben werden, als Absicherung für faire und verlässliche Partnerschaften zwischen Landwirtschaft und Handel bzw. Gastronomie.