Schon 25 Gemeinden ohne Glyphosat

Weitere stellen um. Rechtliche Möglichkeiten für den Pflanzengiftausstieg werden geprüft.
Bregenz Die Ziele und Handlungsfelder der Landwirtschaftsstrategie 2020 „Ökoland Vorarlberg – regional und fair“ sind auf regional angepasste Landwirtschaft ausgerichtet. Landwirtschafts- und Biobetriebe werden entsprechend unterstützt und naturnahe Bewirtschaftung von Wiesen, Weiden und Alpen, auf denen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, gefördert sowie hochwertige Arbeit und Produkte bei Wiesenmeisterschaft, Tierschutzpreis und Genusskrone prämiert. „Mit der räumlichen und organisatorischen Zusammenführung des Vereins BIO AUSTRIA Vorarlberg und der Bio Vorarlberg unter gemeinsamer Geschäftsführung im Jahr 2016, bestehen in Verbindung mit der Bioumstellungsberatung durch die Landwirtschaftskammer und die Übernahme der Kontrollkosten und Gewährung einer ÖPUL-Bioprämie in der zwei Jahre dauernden Umstellungszeit durch das Land gute Voraussetzungen für positive Entwicklungen im Agrarbereich“, informiert Landesrat Erich Schwärzler.
Vorbildfunktion
„Die Zulassung von Wirkstoffen erfolgt auf europäischer Ebene, Genehmigung für Pflanzenschutzmittel ist Bundessache“, so Schwärzler. „Unsererseits wurde aber schon 2013 klargestellt, dass das Land seiner Vorbildfunktion nachkommt, mit dem Ziel vom Herbizideinsatz wegzukommen und das Vorsorgeprinzip konsequent einzuhalten. In der Beratung und Weiterbildung der Landwirte in Form von Praktikerkursen wie ,Es geht auch ohne Herbizide’. Dort wird verstärkt auf die Gefahren des Herbizideinsatzes hingewiesen und es werden die positiven Effekte des Verzichtes vermittelt. Wichtig ist auch, dass das Land Vorarlberg entgegen der EU-Strategie weiterhin konsequent gentechnikfrei im Anbau bleibt. Laut einer kürzlich veröffentlichten Gemeindeumfrage von Greenpeace und VN bekennen sich derzeit 25 Vorarlberger Gemeinden dazu, im eigenen Wirkungsbereich kein Glyphosat einzusetzen. Weitere Gemeinden sind in ,Umstellungsphase’. Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln erfolgt durch die EU-Kommission auf Grundlage eines Zulassungsverfahrens auf fachlich-wissenschaftlicher Basis nach Anhörung einer Expertenkommission. Österreich ist in dieser durch die AGES vertreten, die 2016 klare Bedingungen für eine weitere Zulassung einbrachte, wie das Verbot der Anwendung von Glyphosat bei der Vorerntebehandlung von Getreide. Sollten diese Forderungen im EU-Vorschlag für eine Verlängerung nicht enthalten sein und die EU-Kommission nicht im Sinne Österreichs entscheiden, hat die AGES bereits einen nationalen Runden Tisch mit Vertretern der Wissenschaft, des Handels, der Sozialpartner, der NGO und der Landwirte, des Umwelt- und Gesundheitsministeriums, der Bundesländer sowie der Asfinagund ÖBB zur Prüfung der rechtlichen Möglichkeiten für den Glyphosatverzicht auf Ebene von Bund und Ländern angekündigt.“
Ausbau von Ökoflächen
„Das Vorsorgeprinzip der EU-Umwelt- und Gesundheitspolitik muss strengstens eingehalten werden“, sagt Schwärzler und will den Selbstversorgungsgrad erhöhen und die Naturkreislaufwirtschaft voranbringen. „Vorarlberg ist auf einem guten Weg im Ausbau der Ökoflächen. Das gesetzte Ziel, mindestens 20 Gemeinschaftsgärten in Vorarlberg zu haben, wurde heuer mit über 50 Gemeinschaftsgärten weit übertroffen. Diese erfreuliche Entwicklung zeigt, dass es in der Bevölkerung den verstärkten Wunsch nach regionalen Produkten mit klarer Herkunft und eine Sehnsucht nach dem Naturerlebnis gibt.
Vielfalt fördern
Ein weiteres Strategieziel ist die Steigerung der Eigenversorgung und Vielfalt bei Marktfrüchten wie Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffeln. Durch gezielte Initiativen und Projekte etwa des Verbands Obst- & Gartenkultur Vorarlberg, des Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrums Hohenems (BSBZ) und der Bodenseeakademie ist es in den letzten drei Jahren gelungen, die folgenden landwirtschaftlichen Produktionsflächen in Richtung Produktvielfalt auszuweiten: Beeren (+29%), Gemüse (+24%), Obst (+21%), Blumen, Heilkräuter, Gewürzpflanzen (+15%) und Kartoffeln (+7%). Diese Produktvielfalt wird weiter ausgebaut. Im Februar 2018 findet der erste Gemüsebautag statt – mit Info von Anbau über Ernte bis Vermarktung. Bauern und Älpler pflegen und bewirtschaften unter erschwerten Bedingungen die artenreichen Bergwiesen und Weiden und erhalten unsere attraktive Kulturlandschaft auch als Grundlage für den Tourismus. Die Gewährung der Leistungsabgeltungen aus Landesmitteln an die Bauern wurde dieser Notwendigkeit angepasst, sodass insbesondere extensiv wirtschaftende Betriebe im Berggebiet verstärkt unterstützt werden“, führt LR Schwärzler aus.
„Um aber auch die Vielfalt von Acker- und Sonderkulturen vor allem in den Tallagen weiter auszubauen, wurde heuer erstmals eine Leistungsabgeltung für bestehende und neue Acker- und Sonderkulturflächen ausbezahlt. Neben der Pflanzenvielfalt auf den Alp- und Bergwiesen sowie -weiden werden durch die Leistungsabgeltungen des Landes auch die heimische Produktvielfalt und die kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe gefördert. Besonders dem Tierwohl kommt in der Landwirtschaftsstrategie ein hoher Stellenwert zu. Das Engagement rechnet sich für den Tierhalter und unterstützt das Tierwohl – dafür gilt mein besonderer Dank. Ich freue mich, dass bei der heurigen Verleihung der Vorarlberger Tierschutzpreise insgesamt elf Hauptpreise und zwölf Anerkennungspreise stellvertretend für viele Tierhalter im Land vergeben werden konnten.“
„Unser Eigenversorgungsgrad soll erhöht und Naturkreislaufwirtschaft gefördert werden.“


