Die Zukunft der Arbeit als Chance nutzen

Extra / 14.03.2018 • 15:59 Uhr
Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle ist bei den Arbeitnehmern vor Ort. Er fordert Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass die arbeitenden Menschen am Schluss nicht die Verlierer sind.
Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle ist bei den Arbeitnehmern vor Ort. Er fordert Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass die arbeitenden Menschen am Schluss nicht die Verlierer sind.

Veränderungen in der Arbeitswelt sind nichts Neues. Die Frage ist, wie sich diese auf die Menschen auswirken.

Werden wir durch die bereits laufende Digitalisierung massiv Arbeitsplätze verlieren, und wo entstehen neue Beschäftigungsmöglichkeiten? Eine schlüssige Antwort darauf gibt es aus heutiger Sicht nicht, meint AK-Präsident Hubert Hämmerle. Für ihn ist klar, dass solche Entwicklungen nicht aufgehalten werden können. Allerdings – und das zeigen die Erfahrungen früherer technologischer Entwicklungsschritte – braucht es gesetzliche und kollektivvertragliche Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass die arbeitenden Menschen am Schluss nicht die Verlierer sind.

Vorarlberg hat große Strukturveränderungen hinter sich. Aus dem ehemaligen Textilland wurde innerhalb weniger Jahrzehnte ein sehr erfolgreicher Wirtschaftsstandort für die Metall- und Elektroindustrie. Geordnete Arbeitszeitregelungen, gute Bezahlung und eine sozialstaatliche Absicherung haben trotz Verwerfungen am Arbeitsmarkt dazu geführt, dass es uns heute besser geht. Erst seit Mitte der Neunzigerjahre hat sich die Situation der Arbeitnehmer laufend verschlechtert. Während die durchschnittlichen Realleinkommen seither stagnieren, sind die Unternehmensgewinne explodiert. „Das darf uns bei der Digitalisierung nicht passieren“, warnt AK-Präsident Hubert Hämmerle.

Garantiert ist nichts

Die Digitalisierung weiter Bereiche der Produktions- und Dienstleistungsbranchen schafft neue Aufgabenfelder und somit auch neue Arbeitsplätze. Die Produktivität wird steigen, Arbeit wird flexibler, neue Arbeitsmodelle werden sich entwickeln. Das kann das Leben der Arbeitnehmer und Konsumenten bereichern und erleichtern und ihnen auch mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. „Aber garantiert ist davon nichts“, sagt AK-Präsident Hämmerle. Deshalb muss auf überbetrieblicher Ebene zusammen mit dem Gesetzgeber und der Wirtschaft ein gesamtgesellschaftlicher Konsens gefunden werden, wie die künftigen Herausforderungen so gemeistert werden können, dass es den Menschen nützt.

Die Antwort ist analog und digital

Für das, was es an digitalen Leistungen gibt bzw. noch geben wird, braucht es immer eine weitgehend analoge Produktion, Distribution und die entsprechenden Arbeitskräfte. Es wäre daher laut AK-Präsident Hubert Hämmerle ein großer Fehler, wenn bestehende Strukturen, Betriebe oder Branchen ihre Investitionen zurückfahren. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Bereich der Prozess- und Produktinnovation ist seiner Ansicht nach immer noch der beste Weg, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Denn eines zeigt auch der jetzige Erfolg der Vorarlberger Wirtschaft: Basierend auf gut ausgebildeten Handwerkern, auf Facharbeitern der verschiedensten Branchen, hat sich unser Industriestandort trotz des Fehlens von universitären Einrichtungen ständig weiterentwickelt und seine Wettbewerbsfähigkeit auf einem Spitzenniveau stabilisiert.

Koalition der Vernünftigen

Für die Vorarlberger Arbeiterkammer ist das Vertrauen zwischen den Sozialpartnern eine der wesentlichen Voraussetzungen, um die durch die Digitalisierung entstehenden Veränderungen ohne große gesellschaftliche Verwerfungen zu meistern. Hämmerle: „Wer die Chancen der Digitalisierung für anonyme Crowdworking-Plattformen, für neue Möglichkeiten der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen oder zum Ausstieg aus fairen Arbeitsverträgen missbrauchen will, der macht einen doppelten Fehler. Zum einen wird er die in der Digitalisierung steckenden Potenziale nicht ausschöpfen können, weil ihm die dazu notwendigen motivierten Mitarbeiter abhandenkommen, und zum anderen, weil es zu einer Spirale der Auseinandersetzung zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern führen wird.“

Zukunft ist so, wie wir sie gestalten

Weil vernünftig denkende Menschen das nicht wollen können, setzt Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle auf Dialog und Zusammenarbeit.

„Wir brauchen auf allen Ebenen mehr Mitsprachemöglichkeiten, wie die Arbeit der Zukunft organisiert wird. Das kann seinen Niederschlag in flexiblen, familienfreundlichen Arbeitszeiten finden. Wir brauchen aber auch eine Sicherung unserer Sozialsysteme, die es den Menschen erst richtig ermöglicht, Risiken in Kauf zu nehmen und durch gesteigerten Einsatz zum Wohle der gesamten Gesellschaft beizutragen.“

„Wir brauchen auf allen Ebenen mehr Mitsprachemöglichkeiten, wie die Arbeit der Zukunft organisiert wird.“