Coronakrise verändert Baubranche grundlegend

Digitalisierung im Bauwesen gewinnt an Bedeutung.
ZUKUNFT Noch immer ist die Bau- und Immobilienbranche zu mehr als 95 Prozent analog organisiert und dokumentiert, kritisiert Baumeister Thomas Korol, Geschäftsführer der ISHAP Gebäudedokumentations GmbH. Das österreichische Unternehmen ist führender Anbieter der Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche und glaubt, dass die Coronakrise die Branche nun grundlegend verändern wird. Denn durch die fehlende Digitalisierung standen bzw. stehen viele Baustellen still, da viele Daten und Unterlagen analog vor Ort vorliegen und daher für die Mitarbeiter im Homeoffice nicht verfügbar sind.
Papier verschwindet
Wenn die Unterlagen nur in Papierform im Büro oder auf dem Bauamt liegen, dann bedeutet analoges Arbeiten ganz einfach extrem teuren Stillstand. „Das wird sich nach diesem gewaltigen Coronaschock schlagartig ändern. Papier wird vom Bau verschwinden. Die gesamte Branche wird eine tausendprozentige Digitalisierung erleben, um so einen Stillstand wie aktuell in Zukunft zu vermeiden“, so Digitalisierungsexperte Korol. „Bauwerksbücher und die komplette Gebäudedokumentation werden daher digital werden müssen, damit von überall Zugriff auf Daten, Pläne und Unterlagen besteht. Dann kann an Projekten auch in Krisenzeiten ohne Probleme weitergearbeitet werden.“ Egal ob Mitarbeiter im Planungsbüro oder auf der Baustelle: Wenn Unterlagen im digitalen Haus und im digitalen Bauwerksbuch bereitstehen, dann kann schnell und von überall reagiert werden.
Stichwort Industrie 4.0
Wenn Mitarbeiter keinen Zugriff auf Papierunterlagen haben, wird sinnvolles Arbeiten in Zeiten der Krise auch im Homeoffice nahezu unmöglich. Analoge Kalendereinträge für anstehende Wartungs-, Sicherungs- und Verwaltungsaufgaben sind wenig zielführend und warnen nicht automatisch vor diesen wichtigen sicherheitsrelevanten Terminen. Wie in der Industrie – Stichwort Industrie 4.0 – eröffnen neue digitale Möglichkeiten Effizienzsteigerungen in den Fertigungs- und Managementprozessen. Aufgrund der dezentralen Bauproduktion wurden diese Potenziale jedoch bislang nicht ausreichend genutzt – ein Zeichen für zum Teil stark ausgeprägte und auch gegenläufige Einzelinteressen der Akteure entlang der Wertschöpfungskette Bau. Es fehlt an vielen Stellen an der notwendigen Transparenz und Kommunikation. Ein wichtiger Impulsgeber für die Digitalisierung im Bauwesen ist Building Information Modeling, kurz BIM. Oft jedoch stellt dieser umfassende Ansatz des sogenannten Big BIM für viele Unternehmen noch eine große Hürde dar. Unter anderem sorgen ungeklärte Abläufe und fehlende durchgängige Schnittstellen zwischen den einzelnen Projektbeteiligten sowie rechtliche Fragen zu Verantwortlichkeiten für eine abwartende Haltung aufseiten vieler Baubetriebe.
Vernetzte Zukunft
Die Zukunft in der Baubranche heißt demnach Smart Maintenance. Das Verwaltungs-, Facility-, Maintenance- und Aufgabenmanagement wird vernetzt. Dabei wird es auch für Serviceleister und Handwerker einfacher und effizienter, weil diese Wartungsarbeiten rechtssicher und digital erfüllen können. „Wir erwarten in den nächsten Monaten eine starke Nachfrage nach Digitalisierung am Bau. Egal, ob digitales Haus, digitales Bauwerksbuch oder die komplette digitale Gebäudedokumentation.“ Korol bindet dabei auch die Politik ein. „Nach der Krise muss sich die Baubranche, aber auch die Immobilienbranche in Österreich rasch digitalisieren. Dafür sollte es auch Förderungen des Staates geben, damit der Umstieg möglichst rasch gelingt. Das Coronavirus zeigt, dass sich die analoge Wirtschaft nur schwer gegen solche Angriffe zur Wehr setzen kann.“
„Wir erwarten in den nächsten Monaten eine starke Nachfrage nach Digitalisierung am Bau. Egal ob digitales Haus, digitales Bauwerksbuch oder die komplette digitale Gebäudedokumentation.“
