Von Brandopferplätzen, Rittern und Wappen

Extra / 30.06.2020 • 08:53 Uhr
Im Appenzellerkrieg wurde die „Ramschwag“ zur Ruine. Heute wird sie regelmäßig restauriert bzw. konserviert.

Aus der reichhaltigen Geschichte der Ramschwaggemeinde Nenzing.

Geschichte Vor 1200 Jahren wurden die Gemeinden Schlins, Nenzing, Nüziders, Bürs und Schnifis erstmals urkundlich erwähnt. Und zwar durch den damaligen Verwalter des Walgaus, einen Beamten – früher „Schultheiß“ genannt – namens Folcwin, von dessen Schaffen noch 27 Schenkungs- und Verkaufsurkunden erhalten sind.

In verschiedenen Urkunden Ende des 13. Jahrhunderts scheint zudem das Rittergeschlecht von „Nenzingen“ auf. Mehrere Vertreter dieses Geschlechts wirkten als geistliche Würdenträger in der Bischofsstadt zu Chur. Die Burg kam später in den Besitz der Grafen von Montfort, die sie dann um 1360 an das Haus Habsburg übergaben. Im „Appenzellerkrieg“ 1405 wurde die Burg zerstört und ist seit dieser Zeit eine Ruine.

Ein Blick zurück …

Die Geschichte der Gemeinde Nenzing geht aber viel weiter zurück, als die erste schriftliche Nennung oder die Ruine Ramschag vermuten lassen: Auf Stellfeder stand bereits im vierten Jahrhundert nach Christus ein „Kastell“, das von den Römern als Wach- und Aussichtsturm sowie als Zufluchtsort für die romanische Bevölkerung errichtet wurde. Erste archäologische Ausgrabungen im Bereich „Scheibenstuhl“ südlich der Parzelle Beschling in den Jahren 1942 und 1943 wurden als Dauersiedlung aus der Bronze- und Eisenzeit gedeutet. Eine Grabungskampagne in den Jahren 2005 bis 2008 brachte jedoch die Erkenntnis, dass es sich beim „Scheibenstuhl“ um einen Brandopferplatz handeln muss.

Älteste Kirche

Im ersten Drittel des sechsten Jahrhunderts stand im Bereich der heutigen Pfarrkirche ein Gotteshaus. Im Rahmen von Umbauarbeiten in der derzeitigen Kirche zu Beginn der 1980er-Jahre konnte die „Unterkirche“ als die älteste Kirche in Vorarlberg nachgewiesen werden. 1633 – mitten im Dreißigjährigen Krieg – brannte das halbe Dorf samt der Kirche ab. Bei weiteren Großbränden 1724 und 1895 wurden zahlreiche Häuser und Ställe zerstört. Bis ins 19. Jahrhundert lebte die Bevölkerung von der Landwirtschaft. Mit dem Bau der ersten Industriebetriebe (Spinnerei, Kupferhammerwerk, Stickerei) ergaben sich erste Arbeitsmöglichkeiten im Dorf. Einen großen Beitrag zur Industrialisierung leistete die Eisenbahnlinie zwischen Bludenz und Lindau um 1872. Mit der Eröffnung der Arlbergbahn 1884 erhielt Nenzing einen Anschluss an die Monarchie, wodurch die Beschaffung von Rohstoffen erleichtert wurde.

Gut dokumentiert

Das Gemeindewappen entstand übrigens im Jahr 1967 nach einem Entwurf des Schrunser Künstlers und Heraldikers Konrad Honold. Es stellt zwei nach rechts schreitende, goldgekrönte rote Leoparden dar. Übrigens: Durch die Arbeit von Gemeindearchivar Thomas Gamon und zuvor durch seinen Vater Karl Gamon ist die Nenzinger Geschichte sehr gut dokumentiert. Es wurde auch eine eigene Schriftenreihe veröffentlicht. Alle Bücher sind auf www.nenzing.at aufgelistet.