Plädoyer für den Mittelstand

Ex-Bundesminister Peter Altmaier wünscht sich mehr Anerkennung für Unternehmer.
Bregenz Peter Altmaier ist Politprofi durch und durch. Schließlich hat der Saarländer fast drei Jahrzehnte lang die deutsche Politik maßgeblich mitgeprägt. Als Bundestagsabgeordneter, als Staatssekretär, als Chef des Bundeskanzleramtes oder als Bundesminister für Umwelt, für Finanzen sowie zuletzt für Wirtschaft und Energie.
Beim Wirtschaftsforum sprach er über Vorarlberg („eine Region, in der es den Menschen besser geht, in der Lebensqualität, Kultur, Solidarität und Leistung zählt.“) und über den Mittelstand, um den er sich sorgt. „Wir brauchen auch große Konzerne, aber ohne den Mittelstand ist alles nichts. Viele Betriebe finden aber schwer einen Nachfolger, weil die Jungen sich nicht für das größere Auto oder das größere Haus rechtfertigen wollen“, so Altmaier.
Das muss man würdigen
Dabei sei ein Mensch, der eine Berufsausbildung mache, ein Unternehmen aufbaue oder übernehme, sich verschulde, Jugendliche ausbilde und Arbeitsplätze schaffe, und eben ein größeres Haus oder Auto habe, kein geldgieriger Kapitalist, sondern jemand, der sich um das Land verdient mache. „Das muss man öffentlich anerkennen.“
Die derzeitigen Krisenherde seien eine große Herausforderung, so der Ex-Politiker. Er sei aber grundsätzlich ein optimistischer Mensch. Wichtig sei, dass sich die Europäische Union einig sei und bezüglich Ukraine-Krieg zeige, dass man nicht zulasse, wenn das Völkerrecht und die Menschenrechte mit Füßen getreten würden. „Daher sind auch Waffenlieferungen richtig. Würde man wegschauen, wäre das ein Versagen vor der Geschichte.“
Wenn die Sonne nicht scheint
Hinsichtlich Energiekrise plädiert Altmaier dafür, nicht nur auf erneuerbare Energien zu setzen. „Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, brauchen wir ein Backup, das bedeutet einen Vorrat, erzeugt durch konventionelle Energiequellen wie Kernkraft.“
Mit der Bevölkerung muss man ehrlich umgehen. Aber ihr gleichzeitig auch etwas zumuten. „Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. In meiner Kindheit haben die Menschen für die Ansiedelung von Arbeitsplätzen große Einschränkungen ihrer Lebensqualität in Kauf genommen. Dann kamen gute Jahre. Aber im Augenblick haben wir eine Situation, in der die Versorgung mit bezahlbarer und sauberer Energie die Priorität Nummer eins ist. Man muss also die Genehmigungsprozesse beschleunigen, aber gleichzeitig den Menschen auch etwas zumuten.“
Das aktuelle politische Geschehen verfolgt Peter Altmaier „mit heißem Herzen“, wie er sagt, aber er möchte sich nicht überball einmischen. „Ich habe immer gerne gearbeitet und ich gebe auch meinen Ratschlag, wenn sich jemand bei mir meldet, aber ich dränge mich niemandem auf. Man muss akzeptieren, dass die aktive Zeit irgendwann vorbei ist“, sagt der ehemalige Politiker.
Nun kann er sich seinem Hobby – den Büchern – widmen. Ob er selbst unter die Autoren geht? „Ich bin mir sicher, dass, wenn es etwas ruhiger wird, dann werde ich mich an den Schreibtisch setzen und überlegen, was man aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen kann, um die heutigen Probleme besser in den Begriff zu bekommen.“
Zur Person
Peter Altmaier
ehemaliger deutscher Bundesminister, langjähriger Bundestagsabgeordneter
Geboren 18. Juni 1958
Ausbildung Studium Rechtswissenschaften und Europarecht in Saarbrücken
Laufbahn Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität, Mitglied des Deutschen Bundestages, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesminister für Umwelt, Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesminister der Finanzen, Bundesmnister für Wirtschaft und Energie