Mit Musik zum Gleichgewicht

Gesund / 03.05.2013 • 10:34 Uhr
Simon hat die Oto-Therapie geholfen, ruhiger zu werden. Auch Kopfrechnen geht jetzt leichter. Foto:kunze
Simon hat die Oto-Therapie geholfen, ruhiger zu werden. Auch Kopfrechnen geht jetzt leichter. Foto:kunze

Die Oto-Therapie ermöglicht, Gehör und Gleichgewicht wieder in Balance zu bringen.

Batschuns. (VN-mm) Monika Schönherr war skeptisch. Musik im Ohr sollte die Lernschwierigkeiten und Unruhe ihrer Kinder bessern? Sie machte die Probe aufs Exempel, auch selbst. Inzwischen ist sie von der sogenannten Oto-Therapie überzeugt. Bei Stefanie (7) besserte sich die Lese- und Rechenschwäche. Simon (10) ist deutlich ruhiger geworden. Und die Mutter? „Ich habe jetzt viel mehr Geduld“, sagt Monika Schönherr. Auch Claudia Pichler stellte bei ihrem mehrfach behinderten Sohn Joshua nach der Therapie „unglaubliche Fortschritte“ im Sprachverständnis fest. „Er versteht nun, was ich von ihm will. Außerdem läuft er sicherer“, freut sie sich über die positive Entwicklung.

Aus dem Konzept gebracht

Nicht zuletzt deshalb war es der Obfrau des Vereins „Einzigartig“, einem Elternverein für Menschen mit Behinderung, ein besonderes Anliegen, allen Interessierten einen Zugang zur Oto-Therapie zu ermöglichen. Sie holte Joachim Kunze, der in Hamburg das Institut für Otopädie betreibt, im Herbst nach Vorarlberg. Jetzt kommt der Experte wieder. Am 23. Mai hält er im Bildungshaus Batschuns einen Vortrag zum Thema. Im Mittelpunkt steht die Wechselwirkung zwischen Gleichgewichtsorgan und Hören. Denn Beeinträchtigungen dort bringen den Menschen in vielfältiger Weise aus dem Konzept. Joachim Kunze, früher selbst Musiker, nutzt klassische Klänge als Vehikel, um die nötige Balance wiederherzustellen.

Hohe Regulationsfähigkeit

Das Ohr ist eigentlich das wichtigste Wahrnehmungsorgan. Es verhilft dem Menschen zu einem guten Gleichgewicht, aufrechter Haltung und harmonischen Bewegungsabläufen. Außerdem gibt es Orientierung im Raum und bestimmt maßgeblich die Entwicklung der Sprache. Befinden sich Gleichgewicht und Gehör nicht in optimaler Harmonie, sind Koordinationsstörungen, Hyperaktivität, Ängstlichkeit oder Schwindel die Folge. „Wackelt es nämlich in der oberen Etage, fehlt die Verlässlichkeit an der Basis“, erklärt Joachim Kunze plakativ. Gut an der Sache: Das Ohr verfügt über eine hohe Regulationsfähigkeit, sodass sich noch sehr viel beeinflussen lässt.

Zwei Stunden Beschallung

Kunze hat die Methode des HNO-Arztes Alfred Tomatis erforscht und entwickelt seit 25 Jahren verschiedene Trainingsverfahren, die das Ohr in seinen Funktionen fördern. Zuerst wird das Ohr getestet, dann werden Auffälligkeiten mit den Ergebnissen abgeglichen und schließlich die passenden Therapiekonzepte entwickelt. Eine Therapie verläuft in drei Abschnitten, wobei dazwischen immer eine mehrwöchige Pause liegt. Jeder Abschnitt besteht aus zehn aufeinanderfolgenden Therapietagen.

Basis für andere Therapien

Dabei werden beide Ohren mittels Kopfhörern täglich zwei Stunden durch speziell veränderte Musik „beschallt“. Das geschieht so lange, bis die Ohren auf die gleichen Signale auch gleichmäßig reagieren. „Ein sicheres Gleichgewichtsgefühl kommt nur zustande, wenn beide Gleichgewichtsorgane gut zusammenarbeiten. Dann entsteht ein sicheres Gefühl für das Unten und Oben, das Links und Rechts, das Vorne und Hinten. Messen beide Ohren jedoch unterschiedlich, führt das zu Irritationen“, erklärt Joachim Kunze. Ist der Ausgleich geschafft, ist auch eine gute Basis für andere Therapien gelegt. „Sie wirken deutlich besser und sind effizienter“, weiß der Experte.

Anwendungsbereiche

» Schiefe Haltung

» Bewegungskoordinationsstörungen

» Gleichgewichtsprobleme

» motorische Entwicklungsauffälligkeiten, z. B. mangelnde Tiefensensibilität, unspezifischer Schwindel

» Auditive Verarbeitungsschwäche

» Sprachentwicklungsverzögerung

» Lese-, Rechtschreibproblematik

» Merkfähigkeit

» Konzentrationsschwäche

Vortrag: „Vom Gleichgewicht zum Hören und zurück“, Joachim Kunze, 23. Mai 2013, 20 Uhr, Bildungshaus Batschuns, Kurs: 15 Euro, mit Familienpass 10 Euro; weitere Infos: E-Mail: einzigartig.ev@gmx.at