Sind Kinder von gebildeten Müttern wirklich gesünder?

Aktuelle Studie: Mit sinkendem Bildungsstand der Mutter verschärfen sich Probleme der Kinder.
Studie. Dass die Gesundheit von Kindern nicht nur genetisch bedingt ist, sondern auch von Umgebungsfaktoren abhängt, ist bekannt. Welche Rolle die Bildung dabei spielen könnte, damit hat sich in einer aktuellen Studie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beschäftigt. Grundlage waren Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). „Die Gesundheit von Kindern wird nicht nur durch die Genetik bestimmt“, so die Autoren der Studie, Jan Marcus und Daniel Kemptner. „Eine maßgebliche Rolle spielt auch die elterliche Bildung, etwa indem sie das eigene Gesundheitsbewusstsein erhöht und sich dieses Verhalten auf die Kinder überträgt.“
Die Ergebnisse der Studie zeigen offensichtlich, dass es zumindest bildungsbezogene Faktoren zu geben scheint, die gehäuft gemeinsam mit Gesundheitsproblemen auftreten. Es wurde beispielsweise herausgefunden, dass sich mit sinkendem Bildungsstand der Mutter ganz bestimmte Problematiken bei den Kindern verschärfen. Dazu gehören das Rauchen und ein Hang zu Übergewicht. Je niedriger der Schulabschluss der Mutter, desto seltener treiben ihre Kinder Sport und desto ungesünder fühlen sie sich.
Unterschied bei Gewicht
Sogar die Zahl der Frühgeburten scheint statistisch betrachtet in einem Zusammenhang mit der Bildung zu stehen: Bei Frauen mit einem Hauptschulabschluss verdoppelt sich das Risiko einer Frühgeburt gegenüber Frauen, die die Matura in der Tasche haben. Auch beim Geburtsgewicht der Kinder lässt sich ein deutlicher Unterschied zugunsten der Gebärenden mit besserem Schulabschluss feststellen. „Eine gesundheitliche Ungleichheit besteht von Geburt an. Die daraus resultierende soziale Ungleichheit wird sozusagen vererbt“, so die kritische Meinung des Studienmitautors und Ökonoms Jan Marcus. Wenn ein geringes Bildungsniveau der Mutter die Startchancen des Kindes durch schlechtere Gesundheitsaussichten beeinträchtige, sinke die Wahrscheinlichkeit eines sozialen Aufstiegs des Kindes. Politisch gedacht bedeutet dies, dass jede Investition in das Bildungswesen auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Kinder haben kann. Erst eine gute Gesundheit wiederum gibt den Heranwachsenden die Basis für einen sozialen Aufstieg.
Nur Teil des komplexen Systems
Die Wissenschafter lassen dabei nicht aus den Augen, dass das Bildungsniveau nur einen Teil eines komplexen Systems von Umweltfaktoren darstellt. Deshalb können in vielen Fällen keine Aussagen über einen konkreten Ursache- und Wirkungszusammenhang getroffen werden. An der Feststellung, dass niedrige Bildung aber gehäuft gleichzeitig mit den genannten Gesundheitsproblemen auftaucht, ändert dies nichts.