Kreative Jugend
Na also, es geht doch. Und ich dachte schon, die Jugend hat in der Hitze des Sommers ihre Kreativität eingebüßt. Aber dem scheint zum Glück nicht so. Denn seit Kurzem tragen die einstmals grau-hässlichen Betonklötze, auf denen Autobahnbrücken fußen, ein fröhlich-buntes Farbenkleid. Hingezaubert von jungen Leuten, die die Kunst des Sprayens geradezu meisterhaft beherrschen.
Unlängst schaute ich einem jungen Mann zu, wie er mit viel Hingabe und vermutlich noch mehr Leidenschaft einer solchen Verschönerungsaktion frönte. Um ihn herum lagen schon Dutzende leere Dosen, während das Motiv auf der Mauer vor ihm immer genauere Züge annahm. Sprayer sind ja richtige Perfektionisten. Ich habe ihn dann gefragt, ob er das professionell macht. Es soll inzwischen Leute geben, die ganz gut von Graffitis leben können. Er tut es nicht. „Nein“, meinte er freundlich, „das ist mein Hobby.“
Ein schönes Hobby und endlich nicht mehr verpönt. Wenn ich da an früher denke. Schon der kleinste Farbklecks an einer Wand geriet zum Ärgernis. Nein, ich rede jetzt nicht auch jenen das Wort, die öffentliches Gut aus Jux und Tollerei beschmieren. Das ist weit weg von Spaß. Ich finde es aber positiv, dass Gemeinden immer öfter Malflächen offiziell zur Verfügung stellen. Wolfurt beispielsweise hat das getan. „Hier ist Sprayen erlaubt“ signalisieren entsprechende Hinweisschilder. Und die Jugend nimmt das Angebot dankend an. Auch zur Freude der Betrachter dieser beeindruckenden Bilderkompositionen. Ein Beispiel, das ruhig Schule machen darf.
marlies.mohr@vn.vol.at
Kommentar