Glücksspielsucht als Krankheit

Gesund / 20.09.2013 • 10:57 Uhr
Das Spiel an Automaten führt laut den Erfahrungen von Experten ganz besonders häufig in die Sucht. Foto: fotolia
Das Spiel an Automaten führt laut den Erfahrungen von Experten ganz besonders häufig in die Sucht. Foto: fotolia

Stiftung Maria Ebene startet am 1. Oktober mit stationärem Therapieangebot.

Frastanz. Glücksspiele sind weit verbreitet, die Zahl der Spielsüchtigen steigt, auch in Vorarlberg. Das größte Gefährdungspotenzial geht von Glücksspielautomaten, Sportwetten und Casinospielen aus. Ambulante und stationäre Therapien für Betroffene bieten in Vorarlberg die Beratungsstellen Clean sowie das Krankenhaus Maria Ebene an.

Reiz des Gewinnens

Der Reiz des Glücksspiels und die erwarteten Gewinne sind verlockend. Wenn aber das Glücksspiel zur Sucht wird, hat dies gravierende Folgen für Betroffene und Angehörige. Hilfe gibt es im Rahmen einer ambulanten Therapie in den Clean-Stellen in Feldkirch, Bludenz und Bregenz sowie stationär im Krankenhaus Maria Ebene. Bei der Behandlung kommt die gesamte Bandbreite therapeutischer Angebote zur Anwendung. Sowohl Einzel-, Familien- und Gruppentherapie sowie Sozialberatung sind wichtige Bestandteile.

Am 1. Oktober startet die nächste Gruppe ihre stationäre Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Die Therapie-dauer beträgt acht Wochen. Während der wöchentlichen Sprechstunde, donnerstags zwischen 9 und 11 Uhr, können die Spielsüchtigen das Therapieangebot kennenlernen. „Die Glücksspielstudie der österreichischen ARGE Suchtvorbeugung zeigt auf, dass 0,4 Prozent der österreichischen Bevölkerung ein problematisches und 0,7 Prozent ein pathologisches Spielverhalten aufweisen – das sind über 64.000 Personen. Auch in Vorarlberg stieg die Zahl der Spielsüchtigen in den letzten Jahren an“, führt Mag. Christine Köhlmeier, Stellenleiterin Clean Feldkirch, an.

Suche nach Alternativen

Im vergangenen Jahr befanden sich insgesamt 57 Personen bei den Clean-Stellen in ambulanter Therapie, wobei der jüngste Klient 20 und der älteste 67 Jahre zählte. „Die Therapie ist sehr individuell gestaltet und richtet sich nach der persönlichen Geschichte der Spielsüchtigen. In einem ersten Schritt stehen aber immer Schutzfaktoren und Alternativen auf dem Programm, die weiteres Spielverhalten unterbinden sollen. Eine Therapiedauer von zwei Jahren ist empfehlenswert“, erklärt Köhlmeier. Seit Herbst 2012 bietet das Krankenhaus Maria Ebene zudem eine spezifische stationäre Therapie an.

„Dieses Angebot richtet sich vor allem an Personen, die aufgrund des Glücksspielverhaltens einen enormen Leidensdruck haben, trotz ambulanter Therapie den Ausstieg nicht schaffen, deren Suchtgefährdung insgesamt hoch ist und die unter einem erheblichen sozialen, finanziellen sowie psychischen Druck stehen“, listet Mag. Yvonne Skrabl, Psychologin im Krankenhaus Maria Ebene, auf.

Geschützter Rahmen

Im geschützten Rahmen lernen die Betroffenen ihr Suchtverhalten und die Problematik dahinter verstehen und entwickeln neue Perspektiven. Neben der medizinischen Therapie, der Gruppen- und Einzelpsychotherapie und der Angehörigenarbeit zählen unter anderem Kreativ- und Sporttherapie, soziales Kompetenztraining sowie Hilfe bei der Schuldensanierung zu den Therapieschwerpunkten. „Das größte Gefährdungspotenzial besitzen eindeutig die Glücksspielautomaten, gefolgt von Sportwetten und Casinospielen. Überdurchschnittlich häufig sind 18- bis 35-Jährige, Männer, Personen mit Pflichtschulabschluss, Arbeitslose, gering Verdienende sowie Spieler und Spielerinnen mit hohem Geldeinsatz betroffen“, so Köhlmeier. Die schnelle Spielabfolge, das Gefühl, den Spielverlauf steuern zu können, „Fast-Gewinne“ und der Einsatz von Ersatzwerteinheiten wie Jetons und virtuelle Punkte begründen das hohe Suchtpotenzial von Glücksspielen.

Spielsucht in drei Phasen

Die Betroffenen durchlaufen drei Phasen. In der Gewinnphase verzeichnen die Spielerinnen und Spieler größere und kleinere Gewinne, sie haben ein Erfolgserlebnis. In der Verlustphase spielen sie intensiver und verlieren mehr Geld als sie gewinnen. Die Verzweiflungsphase ist durch Kontrollverlust und enorme finanzielle Schwierigkeiten gekennzeichnet, das Spielen hat eine Eigendynamik entwickelt.

„Auffallend ist, dass die Betroffenen meist erst relativ spät Hilfe in Anspruch nehmen. Angehörige unterstützen sie oft mit Geldbeträgen, was sich suchterhaltend auswirkt. Sie setzen Hilfe mit finanzieller Unterstützung gleich“, benennt Christine Köhlmeier ein weiteres Problem. In den Beratungsstellen Clean finden Betroffene, Angehörige sowie Bezugspersonen gleichermaßen Unterstützung.

Therapie-Angebot

Ambulant: Clean Bludenz, Bregenz und Feldkirch
Stationär: Krankenhaus Maria Ebene, Frastanz

Therapiestart: 1. Oktober 2013; Spielsuchtambulanz donnerstags von 9 bis 11 Uhr