Nur keinen Stress, bitte!
Deutschland ist gestresst: So lautete unlängst eine Schlagzeile. Herrje, werden Sie jetzt vielleicht denken, wer ist heutzutage nicht gestresst. Die halbe Welt stresst ab, wie die Jugend zu sagen pflegt. Selbst das Bellen von Nachbars Hund schlägt einem schon die Stressoren aus der Birne. In Zeiten wie diesen gilt es fast als peinlich, nicht gestresst zu sein. Arbeit? Ja. Stress? Nein. Kommen Sie bloß nicht mit solchen Ansagen. Der Job muss einfach stressig sein. Dass jemand gerne arbeitet und halbwegs gut organisiert auch den Rest des Tages meistert, passt da gar nicht in dieses Bild.
Glaubt man der Umfrage, beschert das Leben eigentlich nur Stress. Beruf, Kinder, Partnerschaft, Familie, Freizeit: Alles, an dem wir hängen, bereitet demnach Stress. Ausgenommen Handy und Computer. Denn erstaunlicherweise stellt für die meisten die ständige Erreichbarkeit kein Problem dar. Womit sich allerdings die Klage, sie könnten nicht einmal nach Feierabend oder an den Wochenenden abschalten, ad absurdum führt.
Ich möchte die vielfältigen Belastungen keineswegs kleinreden. Sie sind da, für Frauen wie für Männer. Es gilt nur, einen guten Umgang damit zu finden. Oft scheitert es nämlich genau daran. Vielleicht fangen Sie ganz klein an und verabschieden sich von Zeit zu Zeit aus der virtuellen Welt. Sie werden staunen, welche Möglichkeiten sich dann auftun. Schaffen Sie sich Zeitoasen. Rocken Sie ab. Singen, tanzen oder küssen Sie. Hauptsache, der Spaß ist da und Sie bleiben dran. Denn Rituale erden, geben Halt und Sicherheit. Aber bitte, machen Sie sich keinen Stress damit.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
Kommentar