Herziger Begriff
Sie wissen es: Lachen ist gesund. Deshalb lachen Sie herzhaft über die seit langem kreativste Wortschöpfung, derer ein Politiker unlängst fähig war, auch wenn der Hintergrund als solcher eher zum Weinen wäre. Aber der Begriff hat Potenzial, weil er auf viele Bereiche des Lebens anwendbar wäre. So könnten etwa Schüler situationselastisch unterrichtet werden. Möglicherweise ließen sich die uns beharrlich nachgesagten Bildungslücken damit besser überbrücken.
Grundwehrdiener könnten ihre Ausbildung situationselastisch ableisten. Da das Bedrohungsszenario gering ist, wäre damit viel Geld zu sparen. Vielleicht ließe sich auch die Hypo-Pleite situationselastisch abwickeln. Oder nehmen wir Ärzte und Unternehmen: Sie könnten ihre Praxen bzw. Geschäfte situationselastisch öffnen. Dann hätte die werte Kundschaft die Auswahl, wann sie sich verarzten lassen oder einkaufen möchte.
Eigentlich sollte sich Österreich diesen herzigen Begriff patentieren lassen. Eventuell würde er dann auch der EU gefallen. So könnte der Bedarfsregelung, an welcher der Europäische Gerichtshof derzeit im Zusammenhang mit der Genehmigung von Apotheken herummäkelt, die Schärfe genommen werden. Sie sei zu starr und widerspreche der Niederlassungsfreiheit in der Union, heißt es. Ad hoc ist die Kritik nachvollziehbar. Allerdings darf vermutet werden, dass das Prinzip der Wirtschaftlichkeit schnell für Bereinigung sorgen würde. Daher stellt sich schon die Frage, wem damit gedient wäre. Wohl nicht einmal der Insolvenzstatistik, außer natürlich, sie ist situationselastisch genug.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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