“Und wenn ich sage, da waren Kinder, dann waren da auch Kinder!”

Die Lochauerin Ramona Pflegerl erzählt über ihre Fahrprüfung, bei der sie offensichtlich Opfer reiner Willkür wurde.
Schwarzach Bei Ramona Pflegerl (23) aus Lochau ist das Lächeln längst wieder zurück. Es verschwindet allerdings kurzfristig, wenn sie über die Erlebnisse ihrer Führerscheinprüfung vom September 2021 in Bregenz berichtet. Sie trat an jenem sonnigen Septembertag bereits zum zweiten Mal an. Schon beim ersten Mal hatte sie das Gefühl, nicht wohlwollend behandelt worden zu sein. “Aber ich konnte irgendwann wenigstens halbwegs nachvollziehen, warum ich durchgefallen war. Ganz und gar nicht jedoch beim zweiten Mal.”
Es fühlte sich gut an
Schon beim Einsteigen ins Auto verschaffte ihr der Fahrprüfer, ein Polizist, ein mulmiges Gefühl. “Er sagte kein Wort. Nichts, was nur irgendwie zu meiner Beruhigung hätte beitragen können. Ich war nämlich sehr nervös. So wie beim ersten Mal.”
Dennoch schien sich alles gut zu entwickeln. Beim Ein- und Ausparken sah der Prüfer gar nicht zu, verließ sich auf die Aussagen des Fahrlehrers. Ramona macht alles richtig. Danach ging’s auf die Prüfungsstrecke. Zur Pfänderbahn, rechts hinunter zum Kreisverkehr, danach auf der Seestraße zum City-Tunnel, anschließend bei Weidach auf die Römerstraße und durch die Innenstadt wieder zurück zum Ausgangspunkt.
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“Sie sind durchgefallen”
“Der Fahrlehrer saß neben mir. Der Prüfer hinter mir. Ich weiß noch genau, dass ich in der 30er Zone 27 km/h fuhr, es gab während der ganzen Fahrt nichts, aber auch gar nichts, was aus meiner Sicht zu beanstanden gewesen wäre.”
Mit einem Gefühl der Erleichterung parkte Ramona Pflegerl das Auto auf dem Parkplatz der Fahrschule. Fahrlehrer und der wortlose Prüfer verschwanden im Büro der Fahrschule. “Man ließ mich 15 Minuten warten. Dann kamen beide heraus und der Prüfer sagte mir: ‚Durchgefallen‘. Als Begründung gab er drei Gründe an. Erstens habe ich nicht auf spielende Kinder in der Belruptstraße geachtet, zweitens sei ich in der 30er-Zone zu schnell gefahren, und drittens sei einmal mein Blick zurück über die Schulter mangelhaft gewesen.”

Pflegerl war entsetzt und wehrte sich. “Ich sagte ihm: Da waren keine Kinder auf der Straße, die waren eingezäunt auf dem Spielplatz. Ich fuhr 27 km/h und nicht schneller als 30. Beim mangelhaften Schulterblick fiel mir nichts ein.”
Das Trauma danach
Auch der Fahrlehrer habe die Einwände Pflegerls vollinhaltlich bestätigt und das dem Prüfer auch gesagt. Dieser sei daraufhin aufbrausend geworden. “Ich entscheide, wer hier durchkommt und wer nicht. Und wenn ich sage, da waren Kinder auf der Straße, dann waren da auch Kinder auf der Straße”, herrschte er die junge Frau an.
Die Lochauerin war entsetzt und schockiert. “Ich konnte mir nicht erklären, was da passiert war.” Glücklicherweise klappte es für sie beim dritten Antreten. “Da hatte ich einen sehr netten Prüfer, der von Anfang an beruhigend auf mich einwirkte. Auch der war Polizist. Aber das genaue Gegenteil vom Kollegen zuvor.”

Die Erlebnisse mit dem zweiten Prüfer verfolgten Pflegerl jedoch noch lange. “Ich war traumatisiert, hatte einen Hass aufs Autofahren. Lange setzte ich mich nicht mehr hinter das Steuer eines Pkw. Gott sei Dank hat sich das mittlerweile alles gelegt. Ich habe jetzt selber ein Auto und fahre gerne damit.”
Der unverständlich lange Weg zum Führerschein verursachte bei Ramona Pflegerl 1200 Euro an Mehrkosten. Insgesamt musste sie für den “Lappen” über 3000 Euro berappen.