„Das Nichtstun ist lebensgefährlich“

Gesund / 13.06.2014 • 10:45 Uhr
Primar Karl Benedetto (l.) und Primar Thomas Bochdansky boten dem interessierten Publikum harte Trainingsfakten. Foto: VN/Hofmeister
Primar Karl Benedetto (l.) und Primar Thomas Bochdansky boten dem interessierten Publikum harte Trainingsfakten. Foto: VN/Hofmeister

Mit Bewegung lässt sich der körperliche Abbau deutlich nach hinten verschieben.

Wolfurt. (VN-mm) Bewegung schafft Risiko, Bewegungsmangel aber auch. Letzterer ist dafür verantwortlich, dass Menschen früher als nötig körperlich abbauen. Zudem fördert chronisches Nichtstun die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Wenn Sie zwei Stunden sitzend verbringen, steigern Sie das Risiko um 1,68 Prozent“, veranschaulichte Primar Dr. Thomas Bochdansky die Folgen einer allzu ausgeprägten Lethargie. Seine klare Botschaft an die Mini Med-Besucher lautete daher: „Bewegung und Training sind die Schutzfaktoren für ein gesundes Leben. Nichtstun ist lebensgefährlich.“

Alter spielt keine Rolle

Inklusive der Schlafenszeit ist der Mensch 75 Prozent des Tages inaktiv. Ein Umstand, der sich wenig gesundheitsfördernd ausnimmt, wenn nicht gegengesteuert wird. „Es geht darum, den richtigen Schlüssel für Bewegung zu finden“, erklärte Thomas Bochdansky, ärztlicher Leiter der Reha-Klinik Montafon in Schruns. Dabei ist es egal, wie alt der Mensch ist. „Mit Training lässt sich der Abbau in jeder Lebensphase nach oben verschieben“, betonte er. Dass der „innere Schweinehund“ die Lust an Bewegung oftmals blockiert, weiß indes auch der Mediziner. Dagegen hilft allerdings nur eines, nämlich Überwindung. „Und bauen Sie Bewegung in den Alltag ein“, empfiehlt Bochdansky. Das heißt beispielsweise die Treppe anstelle des Lifts nehmen, zu Fuß zur Haltestelle gehen oder gleich das Rad verwenden. Thomas Bochdansky verwies auch auf die Initiative Sicheres Vorarlberg, die speziell für die ältere Generation wohnortnahe Bewegungsgruppen anbietet.

Warnung vor Übertreibung

Auch Primar Dr. Karl Benedetto, Leiter der Unfallchirurgie im LKH Feldkirch, unterstrich die guten Effekte, die Bewegung für den Knochenstoffwechsel, die Kräftigung der Muskulatur sowie die Koordination und Balance hat. Damit könnten Verletzungen durch unkontrolliertes Fallen minimiert werden. Außerdem sei Bewegung ein Wohlfühlfaktor. Gleichzeitig warnte Benedetto vor Übertreibung bzw. Überbelastung. Beides erhöhe das Verletzungsrisiko.

Je öfter, desto besser

Im Rahmen von Untersuchungen zu Wintersportunfällen wurden Patienten befragt, wie oft sie in der Woche Sport treiben. Denn die Häufigkeit steht sehr wohl in Zusammenhang mit dem Unfallrisiko. „Jene, die nur einmal in der Woche Sport machten, hatten eine höhere Inzidenz für Skiunfälle als jene, die öfter sportlich tätig waren“, fasste Benedetto das Ergebnis zusammen. Die Art der Bewegung spielte hingegen keine Rolle. In jedem Fall schlecht ist jedoch einseitige Belastung ohne Ausgleichstraining. Das kann etwa im Schulterbereich zu schmerzhaften Kalkablagerungen führen, die entweder mit Physiotherapie oder operativ entfernt werden müssen.

Unterschiedlicher Bedarf

Was die Behandlung von Bruchverletzungen angeht, erfolgt diese heutzutage grundsätzlich mit dem Skalpell, weil eine lange Rekonvaleszenz nicht mehr gewollt ist. Zum Thema der künstlichen Gelenke meinte der erfahrene Unfallchirurg, dass sie niemanden an Bewegung hindern. „Es sollte nur etwas Schonendes sein.“ Thomas Bochdansky erklärte, dass der Organismus insgesamt Belastung und Trainingsreize braucht, um leistungsfähig sein zu können.