Gerüstet für den Berg

Gesund / 27.06.2014 • 10:36 Uhr
Wanderschuhe sollen den Fuß schützen und entlasten. VN/Hofmeister
Wanderschuhe sollen den Fuß schützen und entlasten. VN/Hofmeister

Der Alpenverein gibt Tipps für eine erlebnisreiche und unfallfreie Zeit am Berg.

Grundregeln. Jetzt, wo in den Bergen der letzte Schnee schmilzt, zieht es die Menschen wieder in die Höhe: die Wandersaison ist eröffnet und auch die Alpenvereinshütten öffnen wieder ihre Pforten. Um das Wandern so erlebnisreich und sicher wie möglich zu machen, empfiehlt der Österreichische Alpenverein (OeAV), einige Grundregeln zu beachten.

Als Natursport bietet Bergwandern große Chancen für Gesundheit, Gemeinschaft und Erlebnis. Die folgenden zehn Empfehlungen dienen dazu, Bergwanderungen möglichst sicher und genussvoll zu gestalten.

Gesund in die Berge. Bergwandern ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in der Gruppe außer Atem kommt. Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein, dazu: „Gerade zu Saisonbeginn überschätzt man sich gern. Man sollte den Körper langsam an die Belastung gewöhnen. Für fast die Hälfte aller Notsituationen beim Wandern sind Herz-Kreislauf-Beschwerden verantwortlich.“

Sorgfältige Planung. Wanderkarten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Touren immer auf die Gruppe abstimmen. Achte besonders auf den Wetterbericht, da Regen, Wind und Kälte das Unfallrisiko erhöhen.

Vollständige Ausrüstung: Passe deine Ausrüstung deiner Unternehmung an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Regen-, Kälte- und Sonnenschutz gehören immer in den Rucksack, ebenso Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112). Karte oder GPS unterstützen die Orientierung.

Passendes Schuhwerk. Gute Wanderschuhe schützen und entlasten den Fuß und verbessern die Trittsicherheit. Achte bei deiner Wahl auf perfekte Passform, rutschfeste Profilsohle, Wasserdichtigkeit und geringes Gewicht.

Trittsicherheit ist der Schlüssel: Stürze als Folge von Ausrutschen oder Stolpern sind die häufigste Unfallursache. Beachte, dass zu hohes Tempo oder Müdigkeit deine Trittsicherheit und Konzentration stark beeinträchtigen. Achtung Steinschlag: Durch achtsames Gehen vermeidest du das Lostreten von Steinen. „Wer nach einer zu schwierigen Wanderung keine Reserven mehr für den Abstieg hat, wird unachtsam, die Gefahr eines Sturzes steigt. Der Weg nach unten ist nicht nur motorisch anspruchsvoller, durch den Tiefblick kommt auch noch eine psychologische Komponente dazu. Das sollte man bereits bei der Tourenplanung bedenken“, empfiehlt Michael Larcher.

Auf markierten Wegen bleiben. Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag. Vermeide Abkürzungen und kehre zum letzten bekannten Punkt zurück, wenn du einmal vom Weg abgekommen bist. Häufig unterschätzt und sehr gefährlich: steile Altschneefelder.

Regelmäßige Pausen: Rechtzeitige Rast dient der Erholung, dem Genuss der Landschaft und der Geselligkeit. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher. Müsliriegel, Trockenobst und Kekse stillen den Hunger unterwegs.

Verantwortung für Kinder. Beachte, dass Abwechslung und spielerisches Entdecken für Kinder im Vordergrund stehen. Passagen mit Absturzrisiko erfordern eine 1:1-Betreuung durch Erwachsene. Sehr ausgesetzte Touren, die lang anhaltende Konzentration erfordern, sind für Kinder nicht geeignet.

Kleine Gruppen. Kleine Gruppen gewährleisten Flexibilität und ermöglichen gegenseitige Hilfe. Vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren. In der Gruppe zusammenbleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen.

Respekt für die Natur. Zum Schutz der Bergnatur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, auf den Wegen bleiben, Wild- und Weidetiere nicht beunruhigen, Pflanzen unberührt lassen und Schutzgebiete respektieren. Zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel verwenden oder Fahrgemeinschaften bilden.

Risiko Herzinfarkt

Der plötzliche Herztod („Herzinfarkt“) ist die zweithäufigste Todesursache beim Bergwandern. Das Risiko steigt schon ab 40 stark an. Männer sind deutlich stärker gefährdet als Frauen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, überhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, Übergewicht und Rauchen sowie vorangegangene Herzinfarkte. So lässt sich das Risiko senken:

» Durch regelmäßige sportliche Aktivität fit halten.

» Ungewohnte und lange Belastungen vermeiden – insbesondere am ersten Tag.

» Langsam losgehen und starke Anstrengung zu Beginn der Wanderung vermeiden.

» Bei heißem, schwülem Sommerwetter ein schattiges, kühles Tourenziel wählen.

» Durch regelmäßige Nahrungsaufnahme Wassermangel und Unterzucker vermeiden.

» Bei grippalem Infekt oder Verkühlung zu Hause bleiben und auskurieren.

» Warnsignale wie Atemnot, Herzrasen oder Übelkeit ernst nehmen: Wanderung und Training rechtzeitig abbrechen bzw. Notruf absetzen.

» Bei Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und/oder Stoffwechselerkrankungen einen Sportarzt konsultieren.

Die zehn Empfehlungen und wichtige Tipps zum Wandern sind auch in Form eines praktischen Cardfolders erhältlich. Um 90 Cent bestellbar auf www.OeAVshop.at.