Gute Schmerzkontrolle

Gesund / 11.07.2014 • 13:14 Uhr
Entspannungsübungen sind ein Teil des neuen programms, das in der Reha-Klinik in Scheidegg angewandt wird. Foto: tourismus Scheidegg
Entspannungsübungen sind ein Teil des neuen programms, das in der Reha-Klinik in Scheidegg angewandt wird. Foto: tourismus Scheidegg

Paracelsus-Klinik führt multimodales Schmerzkonzept in der Onko-Reha ein.

Scheidegg. Onkologische Patienten leiden häufig unter akuten und chronischen Schmerzen, die entweder therapiebedingt oder tumorbedingt sind. Die Paracelsus-Klinik Scheidegg, in der auch Vorarlberger behandelt werden, entwickelte für diese Patientengruppe ein spezielles, multimodales und interdisziplinäres Therapiekonzept, das während der onkologischen Rehabilitation durchgeführt wird und den Patienten hilft, mit ihren Schmerzen auch zu Hause besser umgehen zu können.

Mehr Schmerzpatienten

Verstärkt kommen Patienten nach Operation und Chemotherapie mit Schmerzen zur Rehabilitation. Darauf hat sich die Klinik eingestellt. Bereits 2009 fing man in der Scheidegger Fachklinik mit der Einführung einer Schmerzsprechstunde durch Chefarzt Holger G. Hass an, ein Konzept für Tumorpatienten mit Schmerzen zu entwickeln. Denn die Patienten leiden nicht nur unter tumorbedingten Schmerzen, etwa durch Knochenmetastasen oder Lymphödeme. Zunehmend kommen Patienten mit Nervenreizungen infolge neuer Chemotherapeutika zur Reha. „Der Anteil jener mit derartigen Störungen stieg von 2000 bis 2010 von sechs auf 23 Prozent“, weiß Holger G. Hass aufgrund einer klinikeigenen Studie. Darüber hinaus kommen onkologische Patienten heute früher zur Rehabilitation und leiden daher noch unter bestehenden akuten Schmerzzuständen.

Schmerzkontrolle

Die Paracelsus-Klinik Scheid-egg entwickelte daher ein Schmerzkonzept für diese Patientengruppe, bei dem verschiedene Therapeuten und speziell ausgebildete Pflegekräfte eng mit den Ärzten an dem gemeinsamen Ziel der Schmerzkontrolle zusammenarbeiten. Die Therapie erfolgt in mehreren Schritten nach einem standardisierten Ablaufplan: Bereits vor der stationären Aufnahme werden die Patienten mittels eines Fragebogens erfasst. Bei der Aufnahme werden dann Schmerzzustände und -intensität charakterisiert. Nach einer umfangreichen Diagnostik und Abklärung von chronischen Schmerzzuständen wird der Patient geschult, ein spezielles Tagebuch zu führen. „Damit können wir während der Reha-Maßnahme bereits Veränderungen der Schmerzzustände feststellen und entsprechende Veränderungen in der Therapie einleiten“, so der Chefarzt. Am Ende jeder Reha-Maßnahme erfolgen ein sogenanntes Abschluss-Assessment sowie Therapieempfehlungen.

Zur Behandlung der Schmerzzustände werden in der Paracelsus-Klinik Scheid-egg verschiedene, interdisziplinäre Therapieformen eingesetzt. Neben einer modernen medikamentösen Behandlung erfolgen Maßnahmen wie gezielte Physiotherapie, Lymphödem-behandlung oder der Einsatz von physikalischen Reizen, Aromatherapie, bestimmten Massagetechniken, Wärme- und Kälteanwendungen sowie Akupunktur. Darüber hinaus werden die Patienten in psychologischen Entspannungstechniken geschult. Damit kann die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflusst und die Ausbildung eines sogenannten „Schmerzgedächtnisses“ reduziert werden. Speziell geschulte Pflegekräfte informieren die Ärzte außerdem über mögliche Schmerzattacken, um die Medikation und Therapie anzupassen.

Datenauswertung

„Das Schmerzkonzept soll die Patienten darüber hinaus anleiten, auch nach ihrer Rehabilitation zu Hause besser mit ihren Schmerzen umgehen zu können“, ergänzt Verwaltungsdirektor Matthias H. Schindler. Da der Wirkungseintritt komplementärer Therapiemethoden sowie die Einleitung oder Anpassung der medikamentösen Therapie eine längere Zeit benötigt, ist die Dauer der Rehabilitationsmaßnahme auf vier Wochen ausgelegt. Mit einer Evaluation in Form einer anonymisierten Datenauswertung zur Patientenzufriedenheit wird die Effektivität des Schmerzkonzeptes bewertet.