Ratgeber „Bettnässen“ speziell für Volksschulen

Gesund / 26.09.2014 • 11:15 Uhr
Diese Broschüre kann kostenlos angefordert werden.
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Schulärzte bieten Aufklärung und Hilfe bei einem besonderen Tabuthema.

Wien. Etwa jedes zehnte Volksschulkind in Österreich ist Bettnässer. Aus Scham sprechen betroffene Familien so gut wie nie über dieses heikle Thema. Nun startet die Gesellschaft der Schulärztinnen und Schulärzte Österreichs (GSÖ) ein Aufklärungsprojekt zu diesem Tabuthema. Ein Elternratgeber soll die Irrtümer und Missverständnisse in Bezug auf das Bettnässen ausräumen und Eltern ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

„Weil viele Eltern denken, sie wären verantwortlich, reden sie nicht darüber“, ist Dr. Judith Glazer, Präsidentin der GSÖ, überzeugt. „Diese Scham hat aber fatale Folgen. Nur jedes fünfte betroffene Kind bekommt hierzulande die Therapie, die es bräuchte.“ Und späte bzw. falsche Therapie der Enuresis hat häufig schlimme Auswirkungen auf Selbstbewusstsein und Lebensqualität der betroffenen Kinder. Der Elternratgeber wurde gemeinsam mit Primar Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald ausgearbeitet und ist ab sofort für alle Volksschulen kostenlos bei der GSÖ zu bestellen.

Körperliches Problem

Von Bettnässen bzw. Enuresis spricht man, wenn ein Kind nach dem 5. Geburtstag mindestens zweimal pro Monat nachts einnässt, obwohl es tagsüber bereits trocken ist und keine organische Störung und kein Harnwegsinfekt vorliegen. Bei etwa 4 von 5 betroffenen Kindern ist ein körperliches Problem für das Einnässen verantwortlich, wobei die Ursachen sehr vielfältig sein können. „Kinder machen nicht absichtlich ins Bett und können es auch nicht verhindern, egal wie sehr sie sich bemühen“, erklärt Josef Oswald, Vorstand der Abteilung für Kinderurologie sowie Leiter des Arbeitskreises Kinderurologie der Österreichischen Gesellschaft für Urologie (ÖGU). „Bettnässen ist ein ernstzunehmendes Problem, das wir mittlerweile aber sehr gut behandeln können!“

Handeln statt Abwarten

Der erste und wichtigste Schritt für Eltern: Vereinbaren Sie schnellstmöglich einen Termin bei einem Kinderfacharzt oder einem Facharzt für (Kinder)urologie, um die Ursache des Bettnässens zu ergründen. „Meist ist eine Kombination aus Verhaltensveränderungen, allgemeinen Maßnahmen und Medikamenten notwendig, um das Bettnässen langfristig einzustellen“, weiß Oswald aus langjähriger Erfahrung. „Bei nur 15 Prozent der Kinder löst sich das Problem pro Jahr alleine. Alle anderen benötigen eine individuelle Behandlung, die derzeit aber nur jedes 5. betroffene Kind auch bekommt.“

Leidensdruck

In den Elternratgeber integriert ist mit „Bennis Blasentagebuch“ ein Miktionsprotokoll. Dieses sollten Eltern gemeinsam mit dem Kind über zumindest 48 Stunden durchführen und zum ersten Gesprächstermin beim Arzt mitbringen. „Abwarten erhöht den Leidensdruck nur unnötig“, ist auch Dr. Judith Glazer überzeugt. Ein ebenfalls wichtiger Ratschlag von Experten: Gehen Sie offen mit dem Thema um: Häufig macht „Totschweigen“ das Problem für das Kind noch schlimmer! Sprechen Sie mit Ihrem Kind, erklären Sie ihm, warum es nachts ins Bett macht und dass es nichts dafür kann.

Elternratgeber und Protokoll stehen auf www.schulaerzte.at auch zum Download bereit.