Im Sinne der anderen
„Das Virus läuft uns davon. Es rennt schneller als wir. Wir werden den Wettlauf verlieren.“ Diese Einschätzung eines UN-Mitarbeiters im Zusammenhang mit Ebola klingt nicht eben beruhigend. Sie hört sich wie ein Abgesang an diesen Planeten an. Aber hatten wir das in jüngster Vergangenheit nicht schon einmal? Nein, ich meine jetzt nicht die zur Pandemie hochstilisierte Schweinegrippe, die ebenso schnell wieder verschwand wie sie gekommen ist. Ich rede vom Aids-Virus.
Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als die ersten Infektionen bekannt wurden? Als Schauspielgrößen wie Rock Hudson daran starben? Dann erst ging sie los, die fieberhafte Suche nach einem Gegenmittel. Inzwischen ist die Medizin so weit, dass sie auch HIV-Infizierten und -kranken ein fast normales Leben ermöglichen kann. Ich sage fast, weil gegen Ignoranz und Ausgrenzung auch im 21. Jahrhundert noch kein Kraut gewachsen ist.
Jetzt hält das Ebola-Virus die Welt in Atem. Über 4000 Tote seit Bekanntwerden der ersten Fälle. Jedes Opfer ist eines zu viel und jenen, die trotz akuter Bedrohung vor Ort helfen, gebührt höchster Respekt. Gleichzeitig sterben daneben immer noch Menschen hunderttausendfach an Aids, weil sie nach wie vor keinen oder lediglich einen ungenügenden Zugang zu den lebenserhaltenden Medikamenten haben. Denn tatsächlich ist Aids nur für uns weit weg.
Es bleibt zu hoffen, dass die Wissenschaft auch dem Ebola-Virus bald beikommt. Aber nicht in erster Linie unseretwegen, sondern im Sinne jener, die es wirklich betrifft.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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