Mit gutem Lebensstil gegen Krankheitsrisiko

Gesund / 28.11.2014 • 10:20 Uhr
Primar Bernhad Föger traf im Panoramasaal auf ein interessiert lauschendes Publikum.  Fotos: vn/Stiplovsek
Primar Bernhad Föger traf im Panoramasaal auf ein interessiert lauschendes Publikum. Fotos: vn/Stiplovsek

Konventionelle Maßnahmen sind operativen Eingriffen jedoch vorzuziehen.

Feldkirch. (VN-mm) Erwartet hatte Primar Bernhard Föger „etwa 50 Besucher“, wie er anmerkte. Gekommen waren rund 300, und die füllten den Panoramasaal des LKH Feldkirch bis auf den letzten Platz. Ernährung ist immer ein Thema, insbesondere bei Übergewicht, Diabetes und Gefäßverkalkungen. Letztere sorgen für eine besonders hohe Sterblichkeit. In Österreich sind mehr als 17 Prozent der Todesfälle auf Durchblutungsstörungen des Herzens und des Gehirns zurückzuführen. Mitverantwortlich dafür sind Übergewicht und Diabetes, wobei eins zum anderen führen kann. Die Botschaft, die der am LKH Bregenz tätige Internist den Mini Med-Zuhörern mitgab: „Auch ein moderater Gewichtsverlust durch eine Lebensstiländerung senkt das Krankheitsrisiko.“

Drei Komponenten

Etwa 20 Prozent der Vorarlberger schleppen überflüssige Kilos mit sich herum, an die sieben Prozent sind fettleibig. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Fettverteilungsmuster zu. „Günstig sind eine schmale Taille und breitere Hüften. Umgekehrt ist es weniger positiv“, erklärte Primar Bernhard Föger. Und er fügte noch an, dass viele Patienten nicht wegen der Gesundheitsvorsorge zu ihm kommen, sondern weil sie attraktiver aussehen möchten. Bei der Behandlung von Übergewicht, Typ-II-Diabetes und Gefäßverkalkungen gibt es drei Komponenten: Ernährung, Bewegung und Gewichtskontrolle. Hilft das alles nichts, kann operativ nachgeholfen werden. Das sei jedoch ein gravierender Einschnitt, sagte Föger.

Deshalb sollten zuerst konventionelle Maßnahmen probiert werden. Das heißt aus medizinischer Sicht: nicht weiter zunehmen, Gewicht reduzieren, aber maximal um 5 bis 10 Prozent, und dann Gewicht halten. „Das ist das Schwierigste“, musste der Internist eingestehen. Er empfiehlt eine eiweißreiche Ernährung. Damit gelinge es relativ leicht, den gefürchteten Jo-Jo-Effekt zu vermeiden. Das Ziel für Nicht-Diabetiker und Diabetiker muss laut Föger sein, die Energieaufnahme dem Energieverbrauch anzupassen. Mit der Reduktion kalorisch dichter Speisen sowie Bewegung lässt sich auch Diabetes vorbeugen. Durch eine Lebensstiländerung lassen sich fünf Prozent an Körpergewicht abbauen.

Goldener Mittelweg

Bei den Diäten sieht der Experte den goldenen Mittelweg in der Mittelmeerdiät. Auf dem Speiseplan sollten stehen: Gemüse, Obst, Nüsse, Fisch und Geflügel statt rotem Fleisch, Hülsenfrüchte, Vollkornbrot, gute Fette und ein Gläschen Wein zum Mittagessen, aber nicht mehr. Problematisch hingegen sind gesüßte Getränke, Süßspeisen, Streichfette, Wurst und rotes Fleisch sowie versteckte Fette.

Gefäßverkalkungen kann zusätzlich durch Cholesterin- und Blutdruckkontrollen vorgebeugt werden. Bei zu hohem Blutdruck heißt es, auch den Salzkonsum reduzieren. Quark- oder Reistage sorgen ebenfalls für Entlastung. Insgesamt kann eine Primärprävention mithilfe des Lebensstils eine deutliche Senkung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewirken.

Der Experte plädierte auch für regelmäßige Bewegung.
Der Experte plädierte auch für regelmäßige Bewegung.

Was ist besser: Zucker oder Süßstoff?

Föger: Die Frage wird von Experten immer noch kontrovers diskutiert. Viele halten Süßstoff für eine Einstiegs-droge in das „Süße“. Ich sehe das nicht so. Süßstoff ist auf jeden Fall kalorisch neutral und daher aus meiner Sicht positiv.

Was halten Sie von Kürbiskernöl?

Föger: Medizinisch gesehen ist es ein tolles Öl.

Wie beurteilen Sie die Verwendung von Rohrzucker?

Föger: Wenn jemand Probleme mit dem Übergewicht hat, sollte er möglichst wenig Rohrzucker konsumieren. Ansonsten sehe ich da keine Probleme. Rohrzucker ist übrigens auch für Diabetiker nicht verboten.

Was tun bei Fruktose- und Laktoseintoleranz?

Föger: Bei Fruktoseintoleranz muss der Betroffene auf viele Obstsorten verzichten, bei einer Laktoseintoleranz sind Milchprodukte tabu. Das heißt, die Ernährung wird fleisch- und geflügelreicher sein, auch Hülsenfrüchte sind eine Alternative.

Ist schlechteres Sehen ein Symptom für eine solche Intoleranz?

Föger: Nein, schlechteres Sehen ist ein erstes Anzeichen für Diabetes.

Bei Blutdrucksenkern heißt es im Beipackzettel oft, dass sie bei Diabetes nicht verwendet werden dürfen. Stimmt das?

Föger: Da gibt es eine klare Antwort: Das ist sachlich nicht richtig. Auch Diabetiker dürfen solche Medikamente einnehmen.

Ist Stevia eine gesunde Alternative?

Föger: Ich würde sagen, ja. Unstrittig ist, dass Stevia kalorisch günstiger ist als Zucker.

Ist Sauerrahmbutter gesünder als Süßrahmbutter?

Föger: Nicht wesentlich.

Warum sind Übergewichtige krebsanfälliger?

Föger: Da spielt der Hormonstoffwechsel eine Rolle. Übergewichtige verfügen über mehr Fettgewebe. Und Fettgewebe ist in der Lage, manche Hormone so umzuwandeln, dass sie einen Wachstumsanreiz in anderen Organen verursachen. Daraus resultieren beispielsweise Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberzellkrebs.

Lässt sich bei Engstellen in Gefäßen durch Bewegung und Ernährung eine Besserung erzielen?

Föger: Diese Möglichkeit gibt es tatsächlich. Sie ist vor allem bei den unteren Extremitäten, beispielsweise den Beinen, angezeigt.