Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Der Ton macht es

Gesund / 16.01.2015 • 11:48 Uhr

Erteilen Sie auch hin und wieder wohlgemeinte Ratschläge? Wenn ja, sollten Sie aufpassen. Denn hochsensible Zeitgenossen könnten Ihnen das übel nehmen. Was nicht am Ratschlag an sich liegt, sondern am Ratschlag. Es ist nämlich modern geworden, diesen Begriff mit Schlagen gleichzusetzen. Ergo muss ein Ratschlag etwas Aggressives sein. Fragt sich nur, wie es dann um den Vorschlag bestellt ist. Fliegt der meinem Gegenüber auch wie eine Watsche um die Ohren? Am ehesten ließe sich wohl noch Rückschlag mit Schlagen vernetzen. Dem wohnt ja wirklich wenig Positives inne. Aber einen Ratschlag als etwas Bedrohliches zu sehen?

Wenigstens hat der Duden eine ganz pragmatische Erklärung. Die da lautet: Ein Ratschlag, auch Rat oder Empfehlung, ist eine meistens unverbindliche, in der Regel verbale Unterstützung. Sie kann von einer nahestehenden Person wie einem Freund oder dem Lebenspartner oder einer außenstehenden Person wie einem Arzt oder Berater erfolgen. Ein Ratschlag ist üblicherweise keine direkte Lösung eines Problems, sondern zeigt den ersten Schritt in Richtung eines gewünschten Ergebnisses auf. Dazu gibt er Hinweise auf mögliche Lösungen oder fasst die Lage aus einer anderen Perspektive zusammen. Ursprünglich bedeutete der Ratschlag jedoch den Beratungskreis schlagen, also den Kreis für eine Beratung abgrenzen.

Na also. Ob Ratschlag, Vorschlag, Tipp oder Empfehlung: Letztendlich ist es immer noch der Ton, der die Musik macht.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at