Diagnostik und Screening
Diagnostik verstehen wir alle: Beim Vorliegen von Krankheitssymptomen versuchen wir bei dieser Person eine exakte Diagnose als Voraussetzung für eine optimale Therapie zu stellen. Anders ist es beim Screening: Hier wird bei Myriaden von Gesunden geprüft, ob eine Krankheit in einem noch nicht entdeckten Frühstadium vorliegt oder ob aufgrund von Testergebnissen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Krankheiten besteht. Für einige besonders wichtige Risiken wurden und werden solche Screening-Untersuchungen entwickelt. Das Ziel von Screening Untersuchungen ist eine möglichst gute Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten und Tod vor der Zeit zu vermeiden.
Bei den Herz-Kreislauf-Krankheiten setzen wir im Screening sehr breit an. Die Wahrscheinlichkeit für Gesunde, eine dieser Erkrankungen zu bekommen, ist, neben Vererbung und Lebensstil, wesentlich abhängig von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin. Nach unseren eigenen aks-Studien auch GGT, das möglicherweise den Lebensstil reflektiert. Je früher im Leben diese Blutwerte erhöht sind, also z.B. schon in der Jugend, und nicht behandelt werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, nach vielen Jahren etwa einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden. Im höheren Alter und geringerer Lebenserwartung nimmt die gravierende Bedeutung dieser Faktoren ab.
Bei Krebs wird im Idealfall eine Veränderung schon in einem Vorstadium, das mit einem geringen Aufwand sicher heilbar ist, entdeckt. Leider sind diese günstigen Voraussetzungen nur beim Gebärmutterhals- und Dickdarmkrebs gegeben und damit einer einfachen Therapie zugänglich. Was sind die Probleme des Screenings? Der Kranke ist besser motiviert zum Arzt zu gehen als die/der Gesunde. Screening hat auch immer etwas mit Voraussage zu tun, was bekanntlich schwierig ist, wenn es die Zukunft betrifft. Auch heute können wir im Einzelfall nur statische Prognosen machen und kein individuelles Schicksal voraussagen. Nicht jeder erhöhte Blutdruck macht einen Hirnschlag, oder nicht jedes erhöhte Cholesterin führt zum Herzinfarkt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ereignisse eintreten, ist für Personen mit pathologischen Werten deutlich erhöht.
Während Diagnostik das Einzelschicksal sehr differenziert im Auge hat und oft teure Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen, kümmern sich anerkannte Screening-Programme um das Wohl der großen gesunden Bevölkerungsmehrheit. Mit einfachen Tests werden Personen mit Risikokonstellationen herausgefiltert. Durch die Vielzahl der Untersuchungen und den folgenden Abklärungen bei Verdachtsfällen entstehen den Sozialversicherungen auch im Screening sehr hohe Kosten.
Noch ein Punkt, der mir wichtig ist. Screening soll beruhigen und nicht Angst machen. In den meisten Fällen ist das Ergebnis gut und ein Screeningverdacht noch lange nicht eine bestätigte Diagnose.
Ein Screeningverdacht ist noch lange keine bestätigte Diagnose.
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Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Präsident aks Verein
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