Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Medizin-Statistik

Gesund / 27.02.2015 • 08:50 Uhr

Ohne moderne statistische Methoden hätte sich die Medizin nicht so rasant entwickeln können. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist aus einer auf Überlieferung und persönlicher Erfahrung basierenden Heilkunde eine moderne wissenschaftliche Medizin geworden. Diese sogenannte „evidenzbasierte Medizin“ ist das Ergebnis von intensiver weltweiter Forschung. Diese Forschung wiederum kann nur mit statistischen Methoden korrekt ausgewertet und interpretiert werden. Die Möglichkeiten der modernen Statistik ihrerseits haben vice versa wiederum einen großen Einfluss auf die Gestaltung von Studien. Die Wahrscheinlichkeit, in aufwendigen Untersuchungen brauchbare Ergebnisse zu bekommen, wird deutlich erhöht, wenn schon in der Planung Erkenntnisse der Statistik berücksichtigt werden, was heute zum Standard geworden ist.

Ärztliches Handeln muss grundsätzlich auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Nur wenn diese Studien fehlen, kann man auf Empfehlungen großer internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften oder Organisationen wie der WHO zurückgreifen. Die Meinung einzelner Ärzte außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist wertlos und wird üblicherweise als Anekdote abgetan.

Der extrem hohe internationale wissenschaftliche Konkurrenzdruck garantiert eine höchste Qualität der Studienergebnisse. In extrem seltenen Fällen ist es in der Vergangenheit zu Manipulationen wissenschaftlicher Ergebnisse, zum Beispiel durch Manipulation der erhobenen Befunde oder der Statistik gekommen. Aus diesem Grunde beschäftigen die renommiertesten internationalen medizinischen Journale eigene Statistiker zur Überprüfung der Ergebnisse.

Eine besondere Herausforderung für die Biostatistik sind epidemiologische Studien mit riesigen Datenmengen: Wenn zum Beispiel, wie in Vorarlberg, über Jahrzehnte die Ergebnisse von Tausenden Gesundenuntersuchungen ausgewertet werden sollen. Der Dornbirner Hanno Ulmer, Vorstand der Medizinischen Statistik an der MedUni Innsbruck, war Mitte der Neunzigerjahre der Erste, dem es gelungen ist, unsere riesigen Vorarlberger Datensätze statistisch auszuwerten und zu publizieren. Die damaligen Computer sind Nächte und Wochenenden lang gelaufen, um zu Ergebnissen zu kommen, die heute in wenigen Stunden berechenbar sind. Immer aufwendigere statistische Verfahren erfordern Hochleistungscomputer, deren parallele Entwicklungen ebenfalls ganz entscheidend zum Erkenntnisgewinn in der Medizin beigetragen haben.

Ärztliches Handeln muss soweit möglich auf gesichertem, in Studien gewonnenem Wissen basieren.

redaktion@vorarlbergernachrichten.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Präsident aks Verein