Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Ein Fest der Freude

Gesund / 18.12.2015 • 10:19 Uhr

Dieser Tage ist mein Sohn suchend durch das Haus geschlichen. „Willst du das Christkind finden?“, fragte ich ihn. „Nein, ich brauche schönes Papier, wenn geht Weihnachtspapier. Haben wir das?“, grummelte er zurück. Ja. Doch. Vom vergangenen Jahr müsste noch etwas übrig sein. Schließlich zog er mit Schmuckpapier, Zierband, Schere und Kleber ab. Und im Wohnzimmer wurde es plötzlich still.

Der Fernseher blieb stumm, das mit seinem Piepen allgegenwärtige Handy ebenfalls. Nur hin und wieder war das Rascheln von Papier zu hören. Irgendwann rief er: „Kannst du mir bei den Ecken helfen?“. Klar. Auch meine Mutter hat mir gezeigt, wie die am besten zu biegen sind, damit sie akurat aussehen.

Noch ein bisschen später staunte ich nicht schlecht. Mein sonst so cooler Großer hatte mit seinen Tormannpranken wunderbare Päckchen geschnürt. Sogar die Zierschleifen saßen wie angegossen. Früher waren ihm solche Dinge egal. Natürlich hat er selbst gerne ausgepackt. Aber einpacken? Die Mühe konnten sich andere machen. Und jetzt? Jetzt warten die kleinen Geschenke, sorgsam in einem Karton verstaut, nur noch darauf, ausgeteilt zu werden. Es hat mich tief berührt, als ich die Schachtel da in einer Ecke seines Zimmers stehen sah. So viel Ordnung bin ich von meinem Sohn nämlich nicht gewohnt.

Ich freue mich auf Weihnachten. Und ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, diese Freude von ganzem Herzen auch.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at