Der stille Räuber des Augenlichts

Viele Erblindungen durch den grünen Star wären in Österreich vermeidbar.
Wien. Das Glaukom, im Volksmund auch „grüner Star“ genannt, ist eine Erkrankung des Sehnervs. Es ist weltweit die häufigste nicht wieder rückgängig zu machende Ursache für eine Erblindung. Die Krankheit verläuft schleichend und wird oft erst erkannt, wenn der Sehnerv bereits irreparabel geschädigt ist. Die Betroffenen leiden dann unter Gesichtsfeldausfällen, die bis zur völligen Erblindung reichen können. In Österreich sind über 80.000 Menschen von einem Glaukom betroffen, ein Großteil ahnt nichts von der Erkrankung. Mit der regelmäßigen Glaukomkontrolle durch den Augenarzt kann der „grüne Star“ rechtzeitig erkannt werden, betonen Fachleute.
Lückenhafte Bilder
Das Glaukom ist eine heimtückische Erkrankung. Denn anders als der „graue Star“, der Eintrübung der Augenlinse, bleibt der „grüne Star“ lange unbemerkt und führt schmerzfrei zur langsamen, völligen und irreversiblen Erblindung. „Beim klassischen chronischen Glaukom ist die Sehschärfe lange Zeit nicht beeinträchtigt, während die Nervenfasern der Netzhaut und des Sehnervs zerstört werden. Dies führt zu Gesichtsfeldausfällen. Das heißt, Teile der Informationen, die von den Augen ans Gehirn gehen, fehlen, das Bild ist lückenhaft. Unser Gehirn kann dies jedoch sehr lange mit Information aus der unmittelbaren Umgebung ergänzen. Als Patient merkt man deshalb lange Zeit nichts, dann „vergrauen“ Teile des Bildes zu trüben Flecken. Oft wird die Erkrankung erst in diesem Stadium bemerkt, erklärt Univ.-Prof. Christoph Faschinger, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie an der Universitäts-Augenklinik der MedUni Graz.
Jeder Mensch sollte deshalb ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich zur Glaukomkontrolle zum Augenarzt. Dank der technischen und therapeutischen Möglichkeiten ist die Diagnose heute in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung möglich. Die allgemeine augenärztliche Untersuchung ist schmerzfrei. Dabei wird der Augendruck gemessen, die Sehschärfe überprüft, Sehnervenkopf und Netzhautnervenfasern mittels Laser untersucht sowie bei Bedarf eine Gesichtsfeldbestimmung gemacht. Ein Optiker kann den Sehnerv nicht beurteilen.
Unterschätzte Krankheit
Das Glaukom ist die weltweit häufigste Ursache einer irreversiblen Erblindung. In Österreich gibt es rund 80.000 Erkrankte, davon sind 35.000 bereits sehbehindert. Anton Hommer, Augenfacharzt und Vorsitzender der Glaukom-Kommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft: „Durch die steigende Lebenserwartung ist mit bis zu 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen, denn der ‚grüne Star‘ ist vorwiegend eine Erkrankung des Alters. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, verdoppelt sich ab dem fünfzigsten Lebensjahr mit jedem Lebensjahrzehnt.“
2013 waren weltweit 64,3 Millionen Menschen am Glaukom erkrankt, im Jahr 2020 werden es 76 Millionen sein und bis zum Jahr 2040 wird diese Zahl auf ungefähr 112 Millionen ansteigen. „Es wird oft unterschätzt, welche Auswirkungen ein fortgeschrittenes Glaukom beziehungsweise eine Erblindung als Folge der Erkrankung auf das Leben der Betroffenen und das ihrer Angehörigen hat. Da die Patienten meistens bereits ein höheres Alter haben, wenn sie vom Glaukom stark beeinträchtigt werden, lernen sie kaum noch alleine mit ihrer Behinderung zurechtzukommen. Die Sturzgefahr steigt, alltägliche Dinge wie Einkauf und Haushalt können nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigt werden. Die Betroffenen brauchen eine Rundumbetreuung“, berichtet Hommer.
Frühe Diagnose wichtig
Bei früher und rechtzeitiger Diagnose ist das Glaukom eine durchaus gut behandelbare Erkrankung. Ziel der Therapie ist es, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern und den Sehnerv sowie das Gesichtsfeld so weit wie möglich zu erhalten. Dabei geht es vor allem darum, den Augeninnendruck zu senken. Die rechtzeitige Behandlung ist auch deshalb so wichtig, weil einmal vorhandene Schäden am Sehnerv nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Weltglaukomtag
Der Weltglaukomtag wird jedes Jahr am 12. März aufgrund einer globalen Initiative der World Glaucoma Asscociation (WGA) und der World Glaucoma Patient Association (WGPA) begangen. In vielen Ländern wird sogar die ganze Woche rund um den 12. März zur Weltglaukomwoche erklärt.
Am Weltglaukomtag soll in Kooperation mit Augenfachärzten aus aller Welt das Bewusstsein für den grünen Star in der Bevölkerung gehoben und damit ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung irreparabler Schäden am Auge bis hin zur Erblindung geleistet werden. Weltweit finden rund um den Weltglaukomtag zahlreiche Aktionen, Kampagnen und Veranstaltungen statt.