Der Problemfall Zuckerkrankheit

VGKK bietet umfangreiches Betreuungsprogramm. Fokus liegt bei der Vorsorge.
dornbirn. Die Weltgesundheitsorganisation legt heuer einen besonderen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Diabetes. Fast 90 Prozent der Betroffenen leiden an Diabetes Mellitus Typ 2, der meist mit Übergewicht und Bewegungsmangel Hand in Hand geht. Die Erkrankung ist neben genetischen Faktoren stark von Ernährungsgewohnheiten und dem eigenen Lebensstil abhängig. Die Zahl der Betroffenen steigt weltweit sprunghaft an. In Vorarlberg litten laut einer Evaluierung der Gebietskrankenkasse (GKK) mit Ende 2015 rund 8600 Menschen an Diabetes Typ 2, die Dunkelziffer ist etwa doppelt so hoch.
Jeder ist gefordert
Das Krankheitsbild zeigt, dass jeder Einzelne gefordert ist, aktiv zu werden und eigenverantwortlich zu handeln. Das reicht von einer gesunden Ernährung – keine zuckerhaltigen Getränke, dafür mehr Gemüse, Ballaststoffe, Vollkornprodukte – über den Verzicht auf Rauchen bis hin zu regelmäßiger Bewegung. So kann jeder selbst dazu beitragen, gesund zu altern. „Wir fordern Sie auch auf, die Angebote der GKK zu nutzen, insbesondere die Vorsorgeuntersuchung, bei der die Symptome von Diabetes erkannt und notwendige Behandlungs- und Lebensstilmaßnahmen frühzeitig eingeleitet werden können“, appelliert GKK-Obmann Manfred Brunner an die Bevölkerung. Gleichzeitig erinnert die GKK an das Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ (DMP), das es Erkrankten ermöglicht, den Diabetes optimal und strukturiert zu behandeln.
Das DMP-Programm wurde 2009 gestartet und gewährleistet eine intensive Betreuung durch den Hausarzt. Zugleich vermittelt es Betroffenen mehr Wissen über die Krankheit. Patienten haben die Möglichkeit, sich bei speziell ausgebildeten Allgemeinmedizinern und Internisten in das Programm einschreiben zu lassen. Nach einer Basisuntersuchung und Patienteninformation beginnt eine strukturierte, kontinuierliche Betreuung. Die Patienten werden aktiv in die Behandlung mit einbezogen. So werden zwischen Arzt und Patienten Therapieziele vereinbart und auch Alternativen, wenn sich der Erfolg nicht einstellt.
Wirksames Programm
Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, weil ein schlecht eingestellter Diabetes zu schwerwiegenden Folgen führen kann, zum Beispiel diabetischer Fuß, Nierenversagen oder Herzinfarkt. Dass das DMP-Programm wirkt, zeigt eine Überprüfung, die Ende 2014 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass im Programm befindliche Diabetiker bei allen Zielgrößen besser abschneiden als nicht am Programm teilnehmende Erkrankte.
Zum Beispiel verbringen teilnehmende Patienten im Beobachtungszeitraum durchschnittlich 2,3 Tage weniger im Spital, Schlaganfälle und Herzinfarkte treten um ca. 10 Prozent weniger häufig auf, und auch die Sterblichkeitsrate ist um 35 Prozent niedriger. Was die Gesamtkosten pro Patient anbelangt, liegen diese mit rund 8160 Euro bei der DMP-Gruppe um rund elf Prozent niedriger als bei der nicht betreuten Kontrollgruppe. „Die Studie bestätigt unsere Sichtweise, dass das Diabetikerprogramm eine Verbesserung der Versorgung bedeutet und gleichzeitig die Folgekosten bei der Behandlung der Erkrankung sinken“, kommentiert Manfred Brunner diese Studie.
Derzeit sind in Vorarlberg rund 1700 Patientinnen und Patienten bei 71 speziell geschulten Ärzten eingeschrieben. Diabetes-Typ-2-Erkrankte werden zu Schulungen eingeladen, die zu je fünf Einheiten über das aks Vorarlberg abgewickelt und von Sozialversicherung und Land finanziert werden. Die GKK stellt zudem allen Diabetikern Blutzuckerteststreifen und Zubehör für die Blutzuckerselbstkontrolle zur Verfügung. „Diese wesentliche Leistungsverbesserung unterstützt eine patientenangepasste Behandlung von Diabetes und beugt damit auch schwerwiegenden Folgeerkrankungen vor“, ergänzt Manfred Brunner. Für den Bezug der Behelfe ist medizinische Verordnung durch einen Internisten, einen am Programm „Therapie Aktiv“ teilnehmenden Arzt oder einer Interne Abteilung eines Spitals notwendig. Eine weitere Voraussetzung ist, dass vom Patienten eine Schulung zur Blutzuckerselbstkontrolle absolviert wurde.
Immer mehr Jüngere
Diabetes Typ 2 ist längst nicht mehr nur eine Alterskrankheit. Im Gegenteil, immer mehr 30- bis 40-Jährige und Jugendliche werden mit dieser Diagnose konfrontiert. Grund dafür ist, dass die Zahl der Menschen, die schon in jungen Jahren übergewichtig sind und Bewegungsmangel, ständig zunimmt. „Um dem entgegenzuwirken, müssen wir mit der Aufklärungsarbeit schon viel früher beginnen. Wir arbeiten deshalb bereits an entsprechenden Maßnahmen, um die Menschen bereits im Kindes- und Jugendalter zu erreichen und auf das Risiko hinzuweisen“, kündigt Manfred Brunner an. Umgesetzt wird das bereits in den von der GKK angebotenen Workshops „Richtig essen von Anfang an“, mit dem Mütter bei der optimalen Ernährung in der Schwangerschaft, in der Stillzeit und in der Beikostphase sowie bei der Ernährung für 1- bis Dreijährige unterstützt werden. Das Essverhalten der Eltern prägt das Essverhalten der Kinder entscheidend mit. Eltern sollen daher mit gutem Beispiel vorangehen.