Die Krankheit “eingekocht”
Mit veganer Ernährung hält Simon Gamper seine Multiple Sklerose in Schach.
Lochau. (VN-mm) Simon Gamper ist Koch. Er mag seinen Beruf, obwohl es anfangs nur Liebe auf den zweiten Blick war. Inzwischen hilft er ihm sogar, gesund zu bleiben. Denn der 27-Jährige ist überzeugt, mit einer veganen Ernährung die bei ihm diagnostizierte Autoimmunerkrankung CSI, eine Form von Multipler Sklerose, in Schach halten zu können. Auch die behandelnden Ärzte unterstützen seine Art der Therapie. So lange es ihm gut tue, solle er es machen, habe ihm etwa seine Neurologin geraten. Und es tut dem Lochauer gut. „Ich kann ein Leben ohne Einschränkungen führen“, sagt Simon Gamper. Sein Wissen und seine Erfahrungen hat er nun gemeinsam mit Marcel Bechter in einem hippen Kochbuch verarbeitet.
Der erste Schub
Seit gut einer Woche leitet Simon Gamper die Küche der „Zauberei“ im Campus V in Dornbirn. Die Stelle kommt ihm gelegen. Hier kann er seine vielfältigen Kenntnisse von vegetarischer und vor allem veganer Küche in allen Facetten ausspielen. Er selbst sieht die vegane Ernährung nicht als Religion, sondern als eine von mehreren Möglichkeiten. Trotzdem fasziniert sie ihn, weil er auf immer neue Dinge stößt, um die er sich bislang wenig kümmerte. Er sei in puncto Ernährung ein klassischer Koch gewesen, erzählt Simon Gamper. „Viel Fleisch und viel Süßes“, beschreibt er dieses Bild in fünf Worten. Bis eine Diagnose sein Leben auf den Kopf stellte.
Es begann an einem Montag im Jänner 2014. Wie jeden Morgen stand Simon Gamper auf, um sich für die Arbeit zu rüsten. Doch plötzlich fühlte er am ganzen Körper ein Kribbeln, und Krämpfe in den Beinen machten ein Treppensteigen unmöglich. Trotzdem wartete er zu. Es könnte ja besser werden. Doch nichts dergleichen geschah. Ein paar Tage später ging er zum Arzt. Die erste Vermutung: Ein Nerv ist eingeklemmt. Simon bekam Tabletten verschrieben. Aber die Beschwerden wurden immer schlimmer. Es folgte die Überweisung zu einer Neurologin. Die wiederum schickte ihn sofort ins Landeskrankenhaus Rankweil. Dort wurde er von Kopf bis Fuß durchgecheckt. Das bittere Ergebnis: Simon Gamper hatte einen ersten Multiple-Sklerose-Schub gehabt. Da er die Krankheit nicht kannte, informierte er sich, wo es nur ging. „Da ist mir mulmig geworden“, schildert er seine Empfindungen.
Schwierige Umstellung
Die angebotene Medikamententherapie lehnte er allerdings ab. Während seiner Recherchen zu dieser Nervenerkrankung ist Simon Gamper nämlich immer wieder auf den Faktor Ernährung gestoßen und auf den Hinweis, wie schädlich tierische Fette auch sein können. Daraufhin verzichtete er von einem Tag auf den anderen auf alle tierischen Produkte, befasste sich stattdessen mit veganer Ernährung. „Die Umstellung war schwer“, gibt er zu. Sein Beruf als Koch erleichterte ihm zwar einiges. „Trotzdem musste ich noch vieles lernen.“ Inzwischen ist die vegane Küche sein Alltag. Und immer noch fasziniert ihn, was sich so alles aus Gemüse herausholen lässt. Aber das Wichtigste: Er hatte seitdem keinen Krankheitsschub mehr. Der Lochauer, der seine Kindheit in Irland verbrachte, glaubt zudem, dass mit dieser Ernährungsform auch viele andere Zivilisationskrankheiten in den Griff zu bekommen wären.
Fortsetzung soll folgen
Ein Kochbuch zu schreiben sei allerdings nie sein erklärtes Ziel gewesen. Doch dann wollte er seine positiven Erfahrungen weitergeben. Beim Bucher-Verlag rannte er mit seiner Idee offene Türen ein. Vier Monate kochten und fotografierten Simon Gamper und Marcel Bechter für das Buch. Seit Kurzem ist es auf dem Markt und läuft so gut, dass bereits an eine Fortsetzung gedacht wird. Die Krankheit rückte in den Hintergrund. Die ersten fünf Jahre, weiß Simon Gamper von den Ärzten, entscheiden über den weiteren Verlauf der Multiple Sklerose. Zweieinhalb davon hat er schon geschafft. „Bis jetzt passt alles“, gibt er sich auch für die Zukunft zuversichtlich.
Simon Gamper & Marcel Bechter: Vegan Cuisine, Bucher Verlag Hohenems, Hardcover, 144 Seiten, Preis: 19,80 Euro