Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Mut zum Alter(n)

Gesund / 17.02.2017 • 08:24 Uhr

Die Dame kam mir irgendwie bekannt vor. Aber ihr Name wollte mir partout nicht einfallen. Vielleicht lag es an der Uhrzeit, es war schon weit nach 23 Uhr, oder an ihrem veränderten Aussehen. Auf jeden Fall musste sie einen Prominentenstatus haben, so oft, wie die Studiokamera auf ihrem Gesicht verweilte. Einem Gesicht, das nicht nur das Leben, sondern auch Schicksalsschläge gezeichnet hatten. Die Fernsehsendung, in die ich da zu später Stunde hineingeraten war, handelte vom Umgang mit dem Tod naher Angehöriger. Es waren wirklich herzzerreißende Geschichten dabei. Auch die Frau, über deren Namen ich verbissen nachdachte, musste schon zwei Partner beerdigen. Als sie mit dem Erzählen an die Reihe kam, wurde ihr Name eingeblendet: Diana Körner. Genau. Jetzt funkte es.

Mittlerweile ist die deutsche Schauspielerin 72 Jahre alt. Und sie lässt es ungeniert zu, dass man ihr dieses Alter ansieht. Sie steht zu ihren Falten, die sich in das einst makellose Gesicht gegraben haben. Sie ist keine, die sich dreimal im Jahr eine Botox-Spritze abholt, wie das unlängst eine noch deutlich jüngere Kollegin unverblümt in der Regenbogenpresse kundtat. Diana Körner zeigt Mut zum Alter. Das macht sie mir, aber ich denke auch vielen anderen ungemein sympathisch. Sie beweist, dass sich niemand zu verstecken braucht, nur weil die Jugend schwindet. Und sie künstlich zu bewahren ist ebenfalls keine Dauerlösung. In Würde altern zu dürfen ist ein Geschenk. Sorgen wir dafür, dass Menschen dieses Glück beschieden ist. Denn Glück macht bekanntlich auch schön.  

marlies.mohr@vn.at