Pflegekultur kennenlernen

Gesund / 28.04.2017 • 09:07 Uhr
Martin Hebenstreit, Mohammad und Reingard Feßler (v.l.) connexia
Martin Hebenstreit, Mohammad und Reingard Feßler (v.l.) connexia

Kurs „Fit für eine Ausbildung im Betreuungs- und Pflegebereich für asylberechtigte Menschen“.

Bregenz. Die connexia Implacementstiftung Betreuung und Pflege hat in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) einen Orientierungskurs unter dem Titel „Fit für eine Ausbildung im Betreuungs- und Pflegebereich für asylberechtigte Menschen“ lanciert, um Asylberechtigten den Berufsalltag in Österreich zu vermitteln. „Betreuungs- und Pflegeberufe erfordern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verantwortung. Daher ist gerade in diesem Bereich eine fundierte Berufsorientierung von großer Bedeutung“, sagt Bernhard Bereuter, Leiter des AMS Vorarlberg.

Entscheidungsgrundlage

Praxis, Fachwissen und Berufsbild werden so vermittelt, dass die zehn jungen Männer dieses Pilotprojektes eine gute Grundlage für ihre Entscheidung erhalten, ob sie in diesem Bereich ihre Ausbildung absolvieren wollen. Zum einen, weil Betreuungs- und Pflegeberufe in ihren Herkunftsländern ganz anders geprägt sind, aber auch, damit sie mehr von der Kultur und dem Zusammenleben in Österreich lernen.

„Die richtige Berufswahl ist für viele junge Menschen eine große Herausforderung. Das ist bei jungen Asylberechtigten nicht anders als bei Jugendlichen, die in Österreich groß geworden sind. Für eine gute Berufsentscheidung sind fundierte Informationen, eine gute Begleitung und ein angeleitetes Hineinschnuppern nötig. Mit dem Angebot ‚Pflegekultur kennenlernen‘ ist genau das gelungen. Wenn sich von den zehn Interessierten zwei oder drei für eine Ausbildung im Sozial- und Pflegebereich entscheiden, kann man von einer Punktlandung sprechen“, freut sich Landesrätin Katharina Wiesflecker über das innovative Projekt.

Die jungen Männer im Alter von 29 bis 47 Jahren stammen aus Syrien, Jemen, Eritrea, Tibet und dem Irak. Ihre Ausbildungsniveaus sind sehr unterschiedlich. Sprachlich sind alle Teilnehmer mindestens mit A2 zertifiziert, für die Aufnahme in eine der Pflegefachschulen benötigen sie in der Folge B2, das entspricht Matura-Standard.

Das Pionierprojekt soll einmal jährlich durchgeführt werden, um den Menschen mit Bleiberecht eine Orientierungsmöglichkeit zu bieten. Für die Referenten war es eine ungewohnte Herausforderung, aber auch eine bereichernde Erfahrung, die Kursinhalte vor einer Gruppe ausschließlich junger Männer zu vermitteln, die mit den Gepflogenheiten im Westen nur zum Teil vertraut sind, die etwa aus Respekt den Augenkontakt vermeiden, Pünktlichkeit und Vereinbarungen lockerer nehmen oder einfach noch unsicher sind.

Da das AMS den Kurs zu 100 Prozent finanziert, erfolgt auch die Zuteilung über diese Stelle.