Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Östrogenmangel und Gesundheit

Gesund / 01.09.2017 • 08:41 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Östrogene schützen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Frau. Testosteron, das männliche Pendant, hat diese Schutzfunktion in geringerem Ausmaß und ist teilweise für einen risikofreudigeren Lebensstil verantwortlich. Unter anderem ist die um fünf Jahre höhere Lebenserwartung der Frauen den Östrogenen geschuldet.

Warum muss die Frau durchschnittlich ab 50 Jahren auf diesen Schutz- und Wohlfühlfaktor verzichten? Weder beim Mann noch bei den Tieren gibt es das Klimakterium, den Abfall der Sexualhormone, den sogenannten Wechsel. Zur Erklärung dieses einmaligen Phänomens gibt es nur Theorien. Am meisten akzeptiert ist die „Gute Mutter, gute Großmutter Theorie“. Sie besagt, dass eine Mutter, aber auch Vater, Großeltern, Verwandte und das ganze Dorf ihren Kindern mehr beibringen können, sie vor allem besser ausbilden können, wenn das Kinderkriegen zeitlich begrenzt wird. Diese besser betreuten und ausgebildeten Kinder mit dem Sicherheitsgefühl aus engen Beziehungen haben sich in der Evolution stärker durchgesetzt – der Selektionsdruck der Evolution hat die früher einsetzende Unfruchtbarkeit der Frau begünstigt. Damit ist aber auch der frühzeitige Verlust der Östrogene verbunden.

Das Problem: Östrogene sind nicht nur für die Fortpflan­zung unabdingbar, sie haben eine große Bedeutung als Gesundheitsschutz und für das Wohlbefinden der Frau. Das heißt aber nicht, dass der Wegfall der Östrogene zwangsweise zu weniger Gesundheit und Verlust von Wohlbefinden führt. Viele Frauen haben die angeborene Fähigkeit, diesen Hormonverlust zu kompensieren und viele Frauen können sich durch eine gesunde und aktive Lebensführung die benötigten Östrogene aus der Nebenniere, Muskulatur, Fettgewebe und dem Gehirn selbst besorgen.

Bei relativ vielen Frauen treten mit dem Wechsel Langzeitbeschwerden im Bereich der Scheide, Schamlippen, Harnröhre und Blase auf. Diese Organsysteme reagieren besonders empfindlich auf den Östrogenentzug mit Reizzuständen, Trockenheit, Verletzlichkeit, Elastizitätsverlust und Schmerzen. Eine harmlose Lokaltherapie mit einem niedrigdosierten, natürlichen, schwachen Östrogen in Form von Scheidenzäpfchen, Creme oder Scheidentabletten behebt diese Probleme einfach und rasch. Eine Studie an über 45.000 Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren hat in den USA nach 7,2 Jahren Beobachtung gezeigt, dass es keinerlei Sicherheitsbedenken für die lokale Anwendung von diesen Östrogenen in der Scheide gibt. Noch immer bestehen unberechtigte Vorbehalte gegen eine richtig durchgeführte natürliche Hormontherapie bei belastenden Wechselbeschwerden mit Östrogen-Pflaster oder Gel, die über den Blutkreislauf im ganzen Körper wirksam ist. Davon streng zu trennen ist die rein lokale Gabe eines sehr schwachen, niedrigdosierten Östrogens, das nur in diesem Bereich wirksam ist und dessen Sicherheit in dieser großen Studie zusätzlich nachgewiesen wurde.

Die Sicherheit einer lokalen Östrogentherapie (in einer großen Studie) bestätigt.

hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Präsident aks Verein