Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Zurück ins Mittelalter?

Gesund / 24.02.2019 • 09:00 Uhr

Bedeutende Errungenschaften und Werte unserer Kultur, wie der vor gut 300 Jahren in Europa und Nordamerika begonnen Aufklärung, werden heute immer häufiger zugunsten von Meinungen ohne wissenschaftliche Belege verlassen. Immer mehr gelten die Vorstellungen des Stärkeren und immer weniger wissenschaftlich gesicherte Fakten. Sind wir auf dem Weg zurück ins Mittelalter? Ein politisches Paradebeispiel ist Donald Trump, Präsident der weltweit größten Wirtschaftsmacht, der sich mit einer beispiellosen Ignoranz über gesicherte Fakten hinwegsetzt. Aber auch in Bereichen, denen wir traditionell mehr vertrauen, kursieren immer häufiger Fake-News. Verkürzte Meldungen ohne Hintergrundinformationen breiten sich in sozialen Medien rasch aus und entgleiten einer kritischen öffentlichen Diskussion. Oft ist es auch schwierig, zwischen korrekten Nachrichten und Fake-News zu unterscheiden. Es empfiehlt sich zu prüfen, von wem und von wo die Nachricht kommt und davon die Wertigkeit bzw. Seriosität einer Information abzuleiten.

„Fake-News drehen das Rad der Geschichte zurück und gefährden die Menschheit.“

Das Internet mit seinen riesigen Datenbanken hat zu einer Demokratisierung des Wissens geführt, birgt aber auch vielseitige Möglichkeiten der Fehlinformation. Ein krasses Beispiel sind fundamentalistische Männer, die sich gegen eine Empfängnisverhütung stellen und unter einem Frauennamen Schauergeschichten über die Hormonspirale ins Netz stellen. Auch die Medizinforschung bleibt nicht ganz verschont von diesen Entwicklungen. Weit überwiegend arbeitet die Forschung sehr korrekt, und ist Wissenschaftsbetrug in der Medizin eine absolute Seltenheit. Auch das Auswahlverfahren von Studien in medizinischen Journalen (peer review) sowie deren Ranking gewährleisten relative Sicherheit, dass die veröffentlichten wissenschaftlichen Ergebnisse und Beiträge vertrauenswürdig sind. Zusätzlich gelten neue Erkenntnisse grundsätzlich erst als gesichert, wenn sie von unabhängigen Forschergruppen bestätigt werden. Die Zulassung neuer Medikamente unterliegt sehr strengen Regeln und aufwendigen Studien, einschließlich einer kritischen Nachbeobachtung in der breiten Anwendung. Wesentlich einfacher ist die Zulassung zum Beispiel von Implantaten, Prothesen, künstlichen Gelenke, Netzen usw. So ist es etwa einer niederländischen TV-Journalistin gelungen, für ein handelsübliches Mandarinennetz, das als ein Medizinprodukt Frauen mit Beckenbodenbeschwerden implantiert wird, von drei Prüfstellen die Zulassung in Aussicht gestellt zu bekommen. Dieser relativ unkritische Umgang mit Implantaten steht im krassen Kontrast zu den hohen Standards, die in der Medizin gültig sind und gefährdet damit die Gesundheit Betroffener wie zum Beispiel auch das Faktum der Luftverschmutzung und Erderwärmung. Diese Entwicklungen werden teilweise negiert oder als nicht vom Menschen verursacht hingestellt. Solche Fake-News haben eine relevante negative Bedeutung, weil damit dringende Schutzmaßnahmen verhindert oder hinausgezögert werden.

Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Vizepräsident aks Verein