Heilsame Wellen

Gesund / 30.08.2019 • 11:00 Uhr
CEO Emanuel Scheffknecht ist vom Erfolg der Flashwave-Therapie überzeugt. In Bregenz führt Wahlärztin Heidi Jäger bereits Behandlungen durch. VN/Paulitsch
CEO Emanuel Scheffknecht ist vom Erfolg der Flashwave-Therapie überzeugt. In Bregenz führt Wahlärztin Heidi Jäger bereits Behandlungen durch. VN/Paulitsch

Vorarlberger Unternehmen bringt neues Gerät auf den Markt.

Bregenz Mit dosiertem Druck streifen die Hände von Heidi Jäger über die Wirbelsäule, bis sie den wunden Punkt erreichen. Ein kurzes Nachdrücken und meine Reaktion darauf bestätigen die Vermutung der Unfallchirurgin und Sportärztin: ISG-Blockade rechts. ISG was? Jäger erklärt, was es mit dem Illiosakralgelenk auf sich hat. Die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen blockieren und zu ausstrahlenden Schmerzen im Kreuz führen. Mich plagt das Übel morgens beim Aufstehen und nach längerem Lümmeln auf dem Sofa. Die Ärztin tastet weiter mein Skelett ab, stellt da und dort leichte Fehlstellungen fest, aber nichts, das einer größeren Intervention bedürfte. Das Zwicken über dem Gesäß will sie mit der Flashwave-Technik ausmerzen. Das dafür verwendete Gerät arbeitet mit speziellen akustischen Wellen. Sie regen laut Hersteller risikofrei die Durchblutung an und aktivieren die körpereigenen Stammzellen. Muskel-, Gelenks- und Sehnenbeschwerden sollen auf diese Weise nachhaltig behandelt werden können.

Neu interpretiert

Seit April gibt es in Bregenz ein Flashwave-Center. Nonvasiv, ein kleines Medizintechnikunternehmen in Konstanz, in das sich die Dornbirner Firma André vor drei Jahren einkaufte, hat das Gerät zur Marktreife entwickelt. Im vergangenen Jahr erhielt es die internationale Zertifizierung. „Schon seit mehr als 30 Jahren werden akustische Wellen bei Patienten eingesetzt“, verweist Geschäftsführer Emanuel Scheffknecht auf den Ultraschall und die Stoßwellen und ergänzt: „Wir haben die akustischen Wellen neu interpretiert.“ Das eröffne mehr Möglichkeiten. Scheffknecht räumt ein, dass sich strukturelle Probleme am Bewegungsapparat nicht therapieren lassen, wohl aber solche der Weichteile. Auch bei ästhetischen Korrekturen wie Cellulite oder Falten soll das Gerät gute Dienste leisten. Die Therapie kommt bereits seit längerem in anderen Ländern zum Einsatz, etwa in Neuseeland, wo Flashwave-Pionier Kenneth Craig zu Hause ist. Auch Emanuel Scheffknecht will demnächst expandieren, und zwar zuerst in die Schweiz.

Heidi Jäger, Wahlärztin in Hörbranz, hat zwischenzeitlich an die 50 Patienten behandelt, vor allem solche mit Sportverletzungen sowie Schulter- und Rückenschmerzen. „Auch bei Parkinson zeitigt die Therapie gute Erfolge“, berichtet Jäger. Sie sieht Flashwave als Alternative zu nichtinvasiven Behandlungen. Der wissenschaftliche Nachweis über die Wirkung fehle zwar, dafür würden die Rückmeldungen der Patienten Aufschluss geben. Die sind laut Jäger gut. Lediglich bei einem Patienten versagte die Therapie bislang. Ein Zyklus umfasst drei bis fünf Behandlungen. Meist zeige sich der Effekt schon nach dem ersten Mal. Die weiteren Behandlungen dienen der Stabilisation. Zentrales Element der Therapie ist die Diagnostik. Mindestens eine Stunde wird dafür veranschlagt. Heidi Jäger verlangt von ihren Patienten auch Mitarbeit in Form von physiotherapeutischen Übungen, die zu Hause durchzuführen sind. Dieses Paket hat seinen Preis. Die Ersttherapie kostet 285 Euro, jede weitere 220 Euro. Privatversicherungen refundieren die Kosten zum Teil.

Gute Erfahrungen

Hannes Schenkenbach waren sie egal. Nach einem schweren Bandscheibenvorfall litt er unter einem sogenannten „Fallfuß“, der ihm ein normales Gehen verunmöglichte. Zur Flashwave-Therapie schleppte er sich mit Orthesen an den Beinen. „20 Minuten später kam ich mit den Stützen in der Hand aus der Ordination“, erzählt er freudestrahlend. „Die Schmerzen sind weg, und ich kann sogar wieder wandern.“ Ruth Giselbrecht berichtet ebenfalls von guten Erfahrungen. Seit mehr als einem Jahr laboriert sie an einem Fersensporn. Seit sich die Bregenzerin mit Flashwave therapieren lässt, kann sie wieder schmerzfrei auftreten. Agnes Konzett aus Dalaas hofft, ihre durch einen Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich versursachten Schmerzen mit Flashwave in den Griff zu bekommen. Auch ich, sonst eher skeptisch, bin positiv überrascht. Nachdem das blockierte Gelenk mit einem speziellen Kopf, ähnlich dem eines Ultraschallgeräts, drei Minuten bearbeitet wurde, fühlte es sich an, als ob ein Knoten geplatzt wäre. „Die Übungen sollten Sie trotzdem machen“, gibt mir Heidi Jäger mit auf den Weg. Sie verhehlt auch nicht, dass mit dieser Form der Therapie noch Erfahrungen gesammelt werden müssen. VN-MM