Ein Wurstpanda in der Brotbox

Gesund / 06.03.2020 • 09:42 Uhr
So hübsch und lustig angerichtet, schmeckt das Jausenbrot den Kindern vermutlich gleich besser. Allerdings sollte dabei nicht übertrieben werden.adobe
So hübsch und lustig angerichtet, schmeckt das Jausenbrot den Kindern vermutlich gleich besser. Allerdings sollte dabei nicht übertrieben werden.adobe

Die gute alte Stulle in der klassischen Jausendose hat ausgedient.

Berlin Geschnitztes Obst und Gemüse, Würstchen mit lustigen Augen, Brote und Käse in Sternchenform und herzförmige Eier, hübsch verpackt in bunten Boxen mit vielen kleinen Unterfächern: Die gute alte Stulle in der klassischen Brotdose hat ausgedient, zumindest bei den Fans von sogenannten Bento-Boxen. Einige von ihnen zeigen auch gern im Internet Fotos von wahren Kunstwerken, die sie ihren Kindern mitgeben oder auch für die eigene Pause vorbereiten.

Viele kleine Speisen

Bento, das steht für viele kleine Speisen in einer Box. Der Trend kommt aus Japan. Dort ist es üblich, Essen für unterwegs so zu verpacken. Japanische Mütter lernen sogar in Kursen, wie sie Fisch, Reis, Gemüse & Co. für ihre Kinder möglichst geschmackvoll anrichten. „Wenn eine Box dazu dient, dem Kind sehr viel Vielfalt anzubieten, dann ist das begrüßenswert. Je mehr ein Kind probieren kann, desto besser“, sagt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. „Es sollten aber nur Dinge in der Box sein, die das Kind auch wirklich mag“, betont er. Die bekannte Fernsehköchin Sarah Wiener warnt indes vor der Verniedlichung der Lebensmittel. „Appetitlich muss es natürlich aussehen, und klar kann man auch mal besonderes kreative Esswerke kreieren, aber ein lustiges Gesicht, eine tolle Schnitzerei oder Fantasienamen setzen falsche Anreize“, sagt sie. „Die Kinder sollen Brote, Obst und Gemüse doch essen wollen, weil sie ihnen schmecken und sie ihren Körper nähren möchten und nicht, weil sie da ein Wurstpanda anschaut, der die Bedeutung unserer Lebensmittel karikiert“, betont Sarah Wiener.

Genussbotschafter

Tatsache ist jedoch, dass längst nicht in jeder Familie frisch zubereitete Mahlzeiten zum Alltag gehören. Um diesem ungesunden Trend entgegenzuwirken, bildet die Stiftung von Sarah Wiener gemeinsam mit der Barmer Krankenkasse Pädagogen zu Genussbotschaftern aus. Sie sollen Kindern in Kitas und Schulen näherbringen, wie man kocht, denn in vielen Familien gehe dieses Wissen verloren. „Herd und Ofen bleiben kalt und Kinder ahnungslos“, so Wieners Erfahrung.

Einfache Rezepte

Einfache Rezepte ohne Fotos zu diesem Thema zeigt die Buchreihe „Pausenbrot reloaded“. Das Pausenbrot werde oft stiefmütterlich behandelt und in seiner Bedeutung völlig unterschätzt, sagt Mitautorin Inès Keerl. In zwölf Schuljahren kämen immerhin rund 4800 Brote pro Kind zusammen, rechnet sie vor. Allein schon aus diesem Grund sollten diese auch wieder mehr Beachtung finden. In den saisonal gegliederten Büchern geht es vor allem um Machbarkeit und Einfachheit und das Brot steht weiterhin im Mittelpunkt. Die Menüs bestehen inklusive Getränk nur aus vier Komponenten, kommen ohne Dekoration aus und trotzdem bei Kindern an, bekräftigt Keerl.