Eine unheilvolle Allianz

Gesund / 07.08.2020 • 09:10 Uhr
Bei einem Herzinfarkt ist zwar die Diagnose schnell klar, die Ursache kann zuweilen jedoch Rätsel aufgeben. adobestock
Bei einem Herzinfarkt ist zwar die Diagnose schnell klar, die Ursache kann zuweilen jedoch Rätsel aufgeben. adobestock

Cholesterin und Lipoprotein (a) können zum gefährlichen Gespann werden.

Dornbirn Bluthochdruck, Cholesterin, Rauchen, Übergewicht? Nichts von alledem traf auf Dietmar (59) zu. Trotzdem erlitt er vor eineinhalb Jahren einen schweren Herzinfarkt. „Ich bin einfach umgefallen“, erzählt er. Sein Überleben verdankt er zwei Notärzten, die den Vorfall beobachtet hatten und sofort mit der Reanimation begannen. Lange blieb unklar, was hinter dem massiven Infarkt steckte. „Wir wissen nicht, warum Sie da sind“, bekam Dietmar sogar im Krankenhaus zu hören. Schließlich stellte sich heraus, dass das sogenannte Lipoprotein (a) deutlich zu hoch und Auslöser für das lebensbedrohliche Ereignis war. Das Problem: Diesem Wert lässt sich auch mit Medikamenten nicht beikommen. Eine Behandlung und damit verbunden Minimierung des Herzinfarkt-Risikos ist nur über die Senkung des Cholesterinspiegels möglich. Erhöhte Lipoprotein-(a)-Werte sind zudem vererbbar und können zu einer familiären Häufung von Herzinfarkten führen.

Ausgleich durch Medikamente

Dietmar möchte seine Geschichte erzählen, um deutlich zu machen, dass gute Cholesterinwerte nicht vor Herzinfarkt schützen und an eine weitere mögliche Ursache, nämlich ein zu hohes Lipoprotein (a), vielfach noch wenig bis gar nicht gedacht wird. „Leider wird dem Wert im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ebenfalls keine Beachtung geschenkt“, bedauert er. Bei ihm selbst waren die Ergebnisse der regelmäßig in Anspruch genommene Vorsorge stets positiv. „Ich nahm bis zu meinem Herzinfarkt auch nie Medikamente“, berichtet Dietmar. Das hat sich danach schlagartig geändert. Jetzt helfen Medikamente dabei, den Cholesterinwert niedrig zu halten, um den zu hohen Lipoprotein-(a)-Wert auszugleichen. Dessen Normalwert liegt bei 30, Dietmar hatte 210. Dem Thema auf die Spur kam er während der kardiologischen Reha. Dort hörte er in einem Vortrag erstmals vom Lipoprotein (a) und dessen Zusammenhang mit Cholesterin, aus dem eine verhängnisvolle Allianz erwachsen kann. Ist der Lipoprotein-(a)-Wert deutlich zu hoch, muss das Cholesterin neu bewertet und entsprechend gedrückt werden. Dafür Bewusstsein zu schaffen, ist Dietmar ein Anliegen. „Die Leute sollen bei einer Gesundenuntersuchung auf die Bestimmung des Lipoprotein-(a)-Werts drängen“, rät er.

Kein Routine-Screening

Burkhard Walla, Vizepräsident der Vorarlberger Ärztekammer und Internist in Dornbirn, bestätigt, dass es kein routinemäßiges Screening auf Lipoprotein (a) gibt. Bei familiärer Belastung, besonders bei einem frühen Infarktgeschehen, würden die Personen aber sehr wohl entsprechend überwacht und medikamentös behandelt. Mitunter reicht aber nicht einmal das. Manche Patienten benötigten aufgrund ihres hohen Lipoprotein-(a)-Werts sogar eine regelmäßige Blutwäsche. VN-MM

Stichwort

Lipoprotein

Lipoprotein (a) ist ein Eiweißstoff, der im Blut gemessen werden kann. Lipoproteine sind unter anderem für den Transport von Fetten im Blut notwendig. Sie verhindern, dass sich im Blut lebensgefährliche Fetttropfen bilden. Ein besonderes Lipoprotein ist das Lipoprotein (a). Die Menge im Blut ist genetisch festgelegt. Erhöhte Werte bedeuten ein höheres Risiko für Arterienverkalkung und Thrombosenbildungen. Thrombosen sind kleine Blutgerinnsel in der Blutbahn, die zu einer Verstopfung von Blutgefäßen und in weiterer Folge zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen können.