Die mobile Dialyse feiert Jubiläum

Gesund / 21.08.2020 • 09:46 Uhr
Das mobile Dialyse-Team fährt seit zehn Jahren durch Vorarlberg. Insgesamt wurden 65 Patienten behandelt. KHBG
Das mobile Dialyse-Team fährt seit zehn Jahren durch Vorarlberg. Insgesamt wurden 65 Patienten behandelt. KHBG

Seit zehn Jahren werden Vorarlberger Patienten zuhause betreut.

Feldkirch 322.350 Kilometer, 12.057 Patientenbesuche und 9070 Arbeitsstunden: Das ist die Bilanz des mobilen Dialyse-Teams, das seit zehn Jahren durch Vorarlberg fährt und dialysepflichtige Patienten bei der sogenannten Peritonealdialyse (PD, Blutreinigung mittels Bauchfelldialyse) in den eigenen vier Wänden unterstützt.

Am 1. August 2010 drehten Primar Karl Lhotta, die Krankenschwestern Petra Lins und Rita Kühne und das mobile PD-Team das erste Mal den Zündschlüssel im Dialyse-Mobil um. Heute, zehn Jahre später rückt von Montag bis Freitag zwei Mal täglich jemand vom Dialyse-Team (acht geschulte Pflegefachkräfte) des LKH Feldkirch aus, am Samstagmorgen sowie am Sonntagabend dann fürs Wochenende.

Mehr Lebensqualität

Viele Patienten, die eigentlich gut für die Peritonealdialyse, also für die Blutreinigung zuhause, geeignet wären, können diese aus den unterschiedlichsten Gründen nicht selbstständig durchführen. Zu den häufigsten Hindernissen gehören zum Beispiel fehlende Kraft oder Geschicklichkeit, Sehschwäche oder demenzielle Erkrankungen. Diese Patienten müssten dann zur lebensnotwendigen Blutwäsche drei Mal pro Woche ins Dialysezentrum für die Hämodialyse gebracht werden.

Die Vorteile einer Peritonealdialyse liegen vor allem in der Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten, die in gewohnter Umgebung behandelt werden können und nicht regelmäßig das Krankenhaus aufsuchen müssen, um jeweils mehrere Stunden am Dialysegerät zu hängen. Ein weiterer liegt auch in der Entlastung der nephrologischen Bettenstation: Die mobile Dialyse schafft freie Kapazitäten, die gebraucht werden, da die Zahl der Nierenpatienten stetig zunimmt.

Was wird gemacht?

Die Behandlung erfolgt bei der Mehrzahl der Patienten mittels automatisierter Peritonealdialyse während der Nacht. Die Pflegekraft kommt am Morgen zum Patienten, schließt ihn von der Peritonealdialyse-Maschine ab und rüstet diese auf. Am Abend wird der Patient dann wieder an die Maschine angeschlossen. Pro Tag können so bis zu fünf Patienten betreut werden. Zusätzliche Assistenz kann von Familienangehörigen, 24-Stunden-Betreuerinnen und Personal in Pflegeheimen erfolgen.

65 Patienten

Mittlerweile wurden mit Hilfe der mobilen Dialyse 65 Patienten behandelt. Im Schnitt stehen pro Patient 191 Besuche zu Buche. Die am längsten betreute Patientin konnte sechs Jahre lang dank dem mobilen Dialyseteam ihre Dialyse zuhause durchführen.

In den westlichen Industrienationen werden etwa bei zehn Prozent aller Erwachsenen chronische Nierenschädigungen diagnostiziert. Die Hauptursachen dafür sind Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und familiäre Veranlagung für Niereninsuffizienz. Wenn die Nieren nicht mehr einwandfrei funktionieren, können schädliche Stoffe nicht mehr vollständig aus dem Körper gefiltert werden. Ist die Organschädigung fortgeschritten, muss das Blut mittels künstlicher Blutwäsche, der so genannten Dialyse, gereinigt werden. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten der Behandlung: Die meisten Nierenpatienten werden ambulant in einem Dialysezentrum behandelt und müssen sich drei Mal wöchentlich für je vier Stunden einer so genannten Hämodialyse unterziehen. Eine andere Behandlungsvariante, die zu Hause durchgeführt werden kann, ist die Peritonealdialyse, bei der das Bauchfell des Patienten als Blutfilter genutzt wird.