Bewegte Entwicklung mitgestaltet

Allgemeinärztin mit Buch über vier Jahrzehnte Homöopathie.
Feldkirch Sie gilt als Pionierin auf dem Gebiet der Homöopathie. Jetzt hat Jutta Gnaiger-Rathmanner ihre Erfahrungen im Buch „Homöopathie in Österreich – eine Chronik“ zusammengefasst. Ärztinnen und Ärzte berichten über vier Jahrzehnte Homöopathie. Die pensionierte Allgemeinmedizinerin aus Feldkirch sieht ihr Werk als Zeitdokument für Jung und Alt, für Experten und interessierte Laien.
Gab es einen besonderen Anlass für Sie, dieses Buch zu schreiben?
Gnaiger-Rathmanner Ja, ich blicke auf ein reiches, erfülltes Berufsleben zurück. Ich durfte bei einer bewegten Entwicklung in meinem Fach, der Homöopathie, an erster Front in Österreich dabei sein und erkenne, dass ich Zugang zu allen bedeutenden Dokumenten aus dieser Epoche habe, sei es in meiner eigenen Bibliothek, sei es über meine weitreichenden Kontakte. Jetzt, in der Pension, habe ich für diese Recherche Zeit.
Welchem Zweck soll das Buch dienen?
Gnaiger-Rathmanner Dieses Werk ist ein Zeitdokument für Alt und Jung, für Ärztekolleginnen und -kollegen und für so manchen erfahrenen und interessierten Laien. Als Chronik soll es auch noch nach Jahren in den einschlägigen Bibliotheken verfügbar und brauchbar sein.
Was waren Ihre Beweggründe, sich als Allgemeinmedizinerin der Homöopathie zuzuwenden?
Gnaiger-Rathmanner Als Studentin in Wien bewegte mich die Frage nach dem Menschen mit seinem Schicksal im Zusammenhang mit seiner Krankheit, nach dem humanistischen und biographischen Aspekt in der Medizin. Für mich bot, bei allem Interesse am naturwissenschaftlich geprägten Studium, die Homöopathie dafür den logischsten Ansatz.
Wie haben die Patienten darauf reagiert?
Gnaiger-Rathmanner Das etablierte Umfeld hatte mir in Vorarlberg vor 40 Jahren keine Chance zugesprochen: „Das kennt niemand, das braucht niemand.“ Doch, auch dank erster Unterstützung durch die Presse, fanden Menschen aus dem ganzen Land in meine Praxis. Die Zeit war damals reif für eine Alternative.
Was hat sich in 40 Jahren im Bereich der Homöopathie verändert?
Gnaiger-Rathmanner Jeder kennt heutzutage zumindest das Wort Homöopathie. Diese hat eine großartige Entwicklung bis über die Jahrtausendwende hinweg durchlebt, mit etwa 1000 ausgebildeten Ärzten, vielen Ambulanzen an Kliniken und Krankenhäusern sowie universitären Vorlesungen. Dann ging die Kurve nach unten, aus verschiedenen Gründen.
Welchen Stellenwert genießt sie heute?
Gnaiger-Rathmanner In der ärztlichen Praxis bewährt sich die Homöopathie nach wie vor – auf der Grundlage des medizinischen Wissens der Arztkollegen. Auch in Coronazeiten stehen die Ärzte nicht mit leeren Händen da. Viele Patienten vertrauen darauf, da sie schon gute Erfahrungen damit gemacht haben.
Wie schätzen Sie die Kritik ein, die immer wieder aufpoppt?
Gnaiger-Rathmanner Besonders von der Universität und den Kliniken und neuerdings auch von medizinfernen, theoretischen Wissenschaftlern kommt seit 2005 vermehrt rauer Wind. Die Kritik hat sich besonders auf die Homöopathie eingeschossen. Der materialistische, positivistische Zeitgeist kann so etwas nicht einordnen und greift deshalb an.
Was halten Sie dem Argument entgegen, es gebe keinen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis?
Gnaiger-Rathmanner Die internationale Homöopathen-Gemeinschaft kann heutzutage viele gute wissenschaftliche Arbeiten vorweisen, die die Wirkung der potenzierten Arzneien belegen. Man muss sie nur lesen.
Hat die Homöopathie eine Zukunft innerhalb der Medizin?
Gnaiger-Rathmanner Ganz aktuell: Im Rahmen des neu ausgerufenen „Green Deal“ auf höchster EU-Ebene steht eine Zielsetzung ganz vorne, nämlich die Antibiotikaresistenzen in der Human- und Tiermedizin zu überwinden. Hier ist die Homöopathie mit Lösungen dabei, wohl wissend, dass dieses weltweite Problem nicht von ihrer Seite her verursacht wurde. In der Kindermedizin, bei Allergien und anderen chronischen Krankheiten, auch bei Long Covid, wird die Homöopathie eine gesuchte und notwendige Therapie bleiben. VN-MM
Buchvorstellung am Dienstag, 5. April 2022, um 19.30 Uhr im Theater am Saumarkt in Feldkirch; Moderation: Mag. Margarete Zink.