Langsam hinein ins Vergessen

Gesund / 20.05.2022 • 12:34 Uhr
Eine Demenzerkrankung ist eine Herausforderung sowohl für Betroffene wie auch für Angehörige. adobestock
Eine Demenzerkrankung ist eine Herausforderung sowohl für Betroffene wie auch für Angehörige. adobestock

Vortrag zur Demenz im Rahmen von „Leben im Alter“.

BLUDESCH „Aufgrund des demografischen Wandels wächst der Anteil an älteren Menschen in der Bevölkerung“, erklärte Katharina Schuster, Leiterin der Arbeitsgruppe Gesundheit, Soziales und Jugend in der Gemeinde Bludesch. Aus diesem Grund werde heuer der Fokus auf das Thema „Älter werden“ gelegt und eine Vortragsreihe initiiert. Mit Susanne Westreicher, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, konnte für die Auftaktveranstaltung eine erfahrene Referentin gewonnen werden. Sie präsentierte in prägnanter und anschaulicher Weise die unterschiedlichen Demenzformen, deren Ursachen und Therapiemöglichkeiten.

Lebensqualität

Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ohne Geist“. Eine Demenzerkrankung könne als Syndrom einer meist chronischen oder fortschreitenden Erkrankung des Gehirns definiert werden. Grundsätzlich wird zwischen Alzheimer-Demenz, vaskulärer Demenz, Lewy-Body Demenz sowie verschiedenen Mischformen unterschieden. Dann wurden von der Fachärztin kognitive und nicht kognitive Symptome erläutert. Zu letzteren zählen unter anderem Depressivität, Ängstlichkeit und Affektabilität, und sie reichen von Aggressivität über illusionäre Verkennungen, Agitiertheit und Herumlaufen bis zum Schreien. „Eine Heilung von Demenzerkrankungen ist leider ausgeschlossen, aber es gilt, die Lebensqualität der Patienten möglichst lange zu erhalten“, betonte die Medizinerin.

Eine Demenzerkrankung komme immer schleichend und sei schwer einzuordnen. Eine frühzeitige Diagnoseerstellung könne den Krankheitsverlauf jedoch hinauszögern: „Es ist wichtig, genau hinzuschauen und vor allem, ehrlich zu sich selber zu sein. Anfangssymptome werden leider gerne verdrängt.“ In den ersten drei Jahren einer Demenzerkrankung machen sich vor allem kognitive Symptome wie Gedächtnis- und Sprachstörungen sowie Störungen des Urteilsvermögens bemerkbar. Bei der mittleren Demenz-Phase, die ebenfalls circa drei Jahre dauert, häufen sich Verhaltensauffälligkeiten, die Selbstständigkeit des Patienten geht verloren. Danach folgt die dritte Phase, mit der eine absolute Pflegebedürftigkeit einhergeht.

Gesunder Lebensstil

Susanne Westreicher empfiehlt, Betroffene gleich bei der Diagnose in die Aufklärungsgespräche einzubinden. Das erhöhe das Verständnis für allfällige Behandlungsschritte und Anpassungen im Alltagsgeschehen. Es sei unter anderem von Vorteil, mit Betroffenen in kurzen, verständlichen Sätzen zu interagieren, nur Fragen zu stellen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können und Fotos bzw. Erinnerungszettel aufzuhängen: „Auch das Farbensehen verändert sich im Laufe einer Demenz. Farbige Gläser oder auch schwarze WC-Brillen fördern die Selbstständigkeit der Patienten, dies wurde in Studien nachgewiesen.“ Angehörige brauchen bei der Betreuung von Demenzpatienten sehr viel Geduld. Aus Patientensicht sei es verständlich, teilweise aggressiv oder depressiv auf Persönlichkeitsveränderungen zu reagieren: „In der dritten Phase leben Demenzkranke meistens in ihrer eigenen Welt und sind darin glücklich. Schwieriger ist es, dem sukzessiven Verlust der eigenen Fähigkeiten zu begegnen.“

Rechtzeitig Hilfe holen

Das sei auch für die Angehörigen äußerst belastend. Es sei deshalb wichtig, sich rechtzeitig Hilfe bzw. Unterstützung zu holen. Einer vaskulären Demenz könne zudem mit einem entsprechenden Lebensstil gut vorgebeugt werden: „Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend angepasster Bewegung, ausgewogener Ernährung und regelmäßigem kognitivem Training ist nicht nur bei Demenzerkrankungen förderlich, sondern erhöht im Allgemeinen die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung.“ BI

„Betroffene sollten schon bei der Diagnose in Aufklärungsgespräche eingebunden werden.“

Langsam hinein ins Vergessen

Vorträge: 8. Juni, 19 Uhr: „Wissenswertes zum Thema Wohnen im Alter“ mit Prof. Erika Geser-Engleitner; 6. Oktober, 19 Uhr: „Wer hilft mir durch den Pflegedschungel?“